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2.3 Taxonomie der Bilder

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Taxonomie der Bilder. Das Problem besteht also nicht einmal darin, eine "Philosophie des Films" zu formulieren. Vielmehr schafft der Film selbst Begriffe, die aufgenommen, weitergeführt und mit anderen Begriffen in Beziehung gesetzt werden müssen. In gewisser Weise geht es darum, im Film selbst eine "Philosophie" freizulegen, die der Logik des Bewegungs-Bildes folgt und sich im Einbruch einer anderen Zeit buchstabiert. Anstatt also semiologische Filmbegriffe zu erweitern, setzt Deleuze ihnen eine Taxonomie des Bewegungs- und Zeit-Bildes entgegen. Sie übersteigt diese Bilder nicht mehr auf den Signifikanten, sondern auf das Virtuelle und die Zeit hin. Dies allerdings verlangt nach einem völlig anderen Begriff der Bilder. Und darin besteht die Differenz: für eine Semiologie des Films verweist "die Erzählhandlung auf einen oder mehrere Codes im Sinne zugrunde liegender sprachlicher Bestimmungen, von denen aus sie als sichtbare Gegebenheit ins Bild tritt. Uns dagegen scheint der narrative Charakter lediglich eine Konsequenz der selbst sichtbaren Bilder und ihrer direkten Kombinationen zu sein, niemals aber etwas Gegebenes" 10 Und damit kehrt sich das Verhältnis um. Sucht eine "strukturale" Konzeption im Innern der Bilder eine Codierungs-Technik aufzuspüren, die ihnen zugrunde liegt, so entziffert eine affirmative Lektüre der Bilder das Narrative als eine der vielen Möglichkeiten, die aus diesen Bildern aufsteigen, ohne sie dabei auf das Narrative im Sinn einer "Erzählhandlung" zu reduzieren. Taxonomisch ist insofern ein Verfahren, das die differentiellen Relationen ermißt, in denen sich verschiedene Bilder zueinander bewegen. Man könnte die Analyse dieser Bewegung, die Deleuze vor allem unter Berufung auf Henri Bergsons Materie und Gedächtnis vorträgt, vorläufig in drei Punkten skizzieren. Der erste betrifft die Beziehungen von Bewegung und Bild; zweite eine differentielle Logik der Wahrnehmung, in der sich die Zeitlichkeit ihr das "Virtuelle" ankündigt; und der dritte Punkt schließlich das Problem einer reinen" Zeit, die sich nicht mehr aus der Bewegung ableitet, sondern sie ihrerseits sich hervorgehen läßt und im Kristall des Zeit-Bildes sichtbar werden wird.

Uploaded Image: pfeil.gif2.4 Bewegung und Bild

  10) Deleuze II, S.48.






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