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2.1 Gegen die Semiologie.

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Gegen die Semiologie. Dem widerstreitet aber nicht nur der Film, indem er Bewegungs- Bild ist. Dem widerstreitet auch in der Filmsemiologie etwas, was sie unablässig in Frage stellt. Denn welche kalkulierten "Übersetzungsfehler" muß sie in Kauf nehmen, wenn sie die Bilder dem "Signifikanten", seiner Paradigmatik und Syntagmatik, seiner Metaphorik und Metonymik unterwirft? Und wie wirken sich diese "Übersetzungsfehler" aus? Spaltet die Semiologie die Bilder nicht in ein Imaginäres und einen Signifikanten, den sie diesem Imaginären "zugrunde" legt? Und bedeutet dies nicht, die Bildlichkeit der Bilder schon in signifikanter Weise reduziert zu haben? Anstatt Auswege zu eröffnen, würde die Filmsemiologie dann selbst an jener Krise des Aktionsbildes partizipieren, die immer unübersehbarer geworden ist: denn stürzen die Bilder Hollywoods nicht einer Tautologie entgegen, deren Umfang zwar immer gewaltiger, deren Nichtigkeit aber auch immer unabweisbarer ist? Und deshalb betrifft die Frage nach der Semiologie nicht nur ein wissenschaftliches Verfahren und seine möglichen Gegenstände. Sie führt in jene Krise der Filmbilder ein, die sich in Problemen von "Narration" und "Aktion" zuträgt und das Kino nicht weniger als dessen Geschichte betrifft. Deleuze macht die Milieus kenntlich, in denen sich die Diktatur einer bestimmten Erzählweise, die Vorherrschaft des "Plots" zu dieser Krise des Films zuspitzen konnte: es ist "der Krieg mit seinen Folgen, der in jeder Hinsicht ins Wanken geratene 'amerikanische Traum', das neue Selbstverständnis der Minoritäten, die Bilderflut und die Bilderinflation sowohl in der Außenwelt wie auch in den Köpfen der Leute, das Einwirken neuer experimenteller Erzählweisen in der Literatur auf den Film, die Krise Hollywoods und der alten Filmgattungen..." 9 Gibt es also, um das Problem vorläufig zusammenzufassen, Begriffe, die diesen Aufstieg und diese Krise, das Zerbrechen des Aktionsbildes, den Zerfall bestimmter Techniken der "Narration" beschreiben können? Und wie müßten diese Begriffe beschaffen sein, um die Krise nicht etwa nostalgisch oder gar nihilistisch, sondern schöpferisch und affirmativ beantworten zu können?

Uploaded Image: pfeil.gif2.2 Den Film denken

  9) Deleuze II, S.276.






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