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1.2 Das Kino Denken

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Doch Deleuze zeigt vor allem, daß es sich bei diesen Begriffen bereits um Kino- Begriffe handelt, die von der Praxis des Films selbst "kongenial" hervorgebracht werden. Der Film ist nämlich nicht nur die "Praxis" einer Herstellung von Artefakten. Indem er seine eigenen Produktionsvoraussetzungen unablässig verändert, beschreibt vor allem die Praxis eines Denkens. Es setzt sich den Paradoxien von Zeit und Bewegung aus, um nicht nur neue Praktiken der Bilder, sondern ebenso neue Begriffe ihres Denkens hervorzubringen. Und deshalb bedarf der Film keines philosophischen Kommentars, der ihn "von außen" interpretieren würde. Vielmehr ist der Film in sich schon Philosophie, Denken qua Kino – oder "Kino-Denken". Dieses Kino-Denken hat in den Versuchen, eine Theorie der Medien auszuarbeiten, bislang eine nur untergeordnete Rolle gespielt. Zumeist konzentrierten sie sich darauf, den Computer zu analysieren, um von hier aus die tiefgreifenden Verschiebungen zu verfolgen, denen traditionelle Medien mit der Heraufkunft digitaler Technologien ausgesetzt waren und sind. Und tatsächlich kann der Einschnitt, der sich medienhistorisch mit der Turing-Maschine setzt, nicht radikal genug gedacht werden. Denn der Computer ist kein spezielles Medium. Seine Möglichkeit, alle anderen Medialitäten zu simulieren, läßt ihn als "allgemeines" Medium hervortreten, das "in sich selbst" nichts mehr ist. Insofern setzt der Computer auch eine Bewegung von Entgrenzungen frei, die alle bisherigen Medien durchläuft. Diese Bewegung geht daraus hervor, daß sich der Computer selbst nicht mehr als spezifisches "Mittel" beschreiben läßt. Er folgt in sich einer Logik der Ent-Mittelung, die sich auf alle Begriffe und Logiken des Medialen auswirken mußte und längst auch die "ältesten" Medienarchive, nämlich die der "Kunst", erfaßt hat.


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