[View]  [Edit]  [Attachments]  [History]  [Home]  [Changes]  [Search]  [Help] 

5.0 Das Digitale

len
<-Index

Von hier aus läßt sich die Frage nach dem Zeit-Bild anders präzisieren. Sie ist nicht nur ein "Fluchtpunkt", auf den Deleuze' Analysen zulaufen. Implizit spielte sie bereits in allen Begriffen des Bewegungs-Bilds eine bestimmende Rolle. Zwar liefert das Bewegungs-Bild nur ein "indirektes Bild" der Zeit, wie wir erfuhren. So sehr das Virtuelle in ihm zum Tragen kommt, so wenig tritt die Zeit dabei selbst ins Bild. Und doch mußte jeder Schritt der Analyse, die Bergson dem Verhältnis von "Leib" und "Seele", Deleuze dem von Bewegungs- und Zeit-Bild widmet, in dieser oder jener Form schon auf eine bestimmte Zeitlichkeit bezogen sein. Sei es, daß die Sensomotorik aus einer Indeterminations-Zone angesteuert wurde, die die empfangenen Reize teilte, verteilte und aufschob; oder sei es, daß in den Bildern der Erinnerung oder des Traums etwas auftauchte, was mit einer gewissen "Vergangenheit" in Verbindung stand – überall unterstellte sich eine Zeitlichkeit, die diese Bewegungen, Wahrnehmungen, Affekte, Aktionen, Erinnerungen und Träume erst "möglich" machte, nämlich aus einer reinen Virtualität aufsteigen ließ. Alles in allem gilt deshalb für das Bewegungs-Bild: "Die Positionen sind im Raum, während das veränderliche Ganze in der Zeit ist. Gleicht man das Bewegungs-Bild der Einstellung an, dann bezeichnet man die erste, den Gegenständen zugewandte Seite der Einstellung als Kadrierung und die zweite, dem Ganzen zugewandte Seite als Montage. Hieraus ergibt sich eine erste These: die Montage selbst konstituiert das Ganze und liefert uns folglich das Bild der Zeit. Demnach macht sie im Kino den Hauptvorgang aus. Die Zeit erfährt notwendigerweise eine indirekte Repräsentation, da sie sich aus der Montage ergibt, die ein Bewegungs-Bild mit einem anderen verbindet. Aus diesem Grund kann die Verbindung keine bloße Aneinanderreihung sein: das Ganze ist ebensowenig eine Addition wie die Zeit eine Sukzession von Gegenwarten." 59

Uploaded Image: pfeil.gif 5.1 Im Lauf der Zeit

  59 Deleuze II, S.53.






Links to this Page