Autor: Zwischen Tatjana Beer, Antje Eske und Yvonne Fietz | |
... Y: Aber das fände ich in dem Zusammenhang ganz interessant, dass man sich das Stichwort „Anderweite“ im NetzKunstWörterbuch nochmal anguckt und dann unter diesem Abschnitt Punkt für Punkt einfach so´n paar Aspekte diskutiert: was bedeutet das fürs chatten oder bilderchatten. A: Das können wir ja auch machen, Wir sitzen ja jetzt hier zusammen. Soll ich das nochmal eben vorlesen. Ich hab es gerade hier: ———————————–> Das finde ich ganz schön, wie das hier steht. Das man ja immer dazu neigt, wenn etwas Fremdes auf einen zu kommt, est mal ne Gegenposition zu beziehen. Und dann ist es nur die andere Seite der eigenen Ansicht. Dann hat man es irgendiwie „im Kasten“, was da so fremd auf einen zu kommt. T: Dadurch, das du erstmal opponierst. A: ja, das muss der Andere gar nicht sein, die andere Seite von dem, was du meinst, was dahintersteckt. Der kann wirklich außerhalb deiner Bandbreite liegen. T: Ich hatte das so verstanden, dass wir heute darüber sprechen: was können wir nach unserer praktische Erfahrung sagen, und bedeutet das, etwas zu verändern für die nächsten Chats oder heißt das: weitermachen und das ist gut so? A: Vielleicht können wir auch Vergleiche ziehen: also, was hat der Bilderchat über den normalen Chat hinaus, und wohin könnte er führen? Also, was wollen wir damit? Das man ihn auch ein bisschen richtet. Denn wir haben ja jetzt ein Jahr Erfahrung. T: Und diese Zitate (in deinem Papier) sind mehr auf den Bilderchat bezogen? |
Die Vorgabe für das Gespräch war der Text von A.E. Chatten und Bilderchatten, der die bisherigen Erfahrungen versucht zusammenzufassen. Hier in der rechten Spalte versuche ich bewährte Wörter, Stichwörter aus dem NetzkunstWörterBuch oder Ahnliches, das sich auf das fortlaufende Gespräch in der linken Spalte bezieht, mitlaufen zu lassen. Anderweite |
A: Unterschiedlich. Der Bilderchat hat sich ja auch aus dem Chat entwickelt. Ich hatte erst gedacht, wir treffen uns letzte Woche, und da hatte ich mich so toll vorbereitet. Und auf einmal merkte ich, es ist ja erst ne Woche später. Ich hatte diesen ganzen Ordner nochmal gelesen und hatte diese Anfangschats angesehen. Da hatten wir ja erstmal nur mit Worten gechattet, dann hattest du (Yvonne) angefangen mit „links“, diesen Sprüngen im Chat und diesen Untergrüppchen. Wir haben danach auch im Chat mit Bildern experimentiert. Es entwickelte sich ja eins aus dem anderen ... oder nochmal ganz anders rum: ich hab gemerkt, der Bilderchat hat mich total verändert, und ich weiß auch warum. Als wir am Anfang gechattet haben, kam einer rein, der nannte sich „fish“ und hat uns total irritiert und verunsichert und einen Widerstand hervorgerufen. Wir haben uns noch lange darüber unterhalten und es war immer fürchterlich, wenn er da war. Und jetzt, nach einemJahr, habe ich diese Chats nochmal wiedergelesen und dachte: er ist eigentlich toll, dieser fish, der bringt da ganz was Neues rein. Jetzt empfand ich das als anregend und spannend und war ganz traurig, als er dann verschwand. Und ich hab gemerkt, dass durch den Bilderchat und auch durch den poetischen Chat - wir haben ja auch viel gereimt - doch so was wie „Steigrohre des Unbewussten“, also irgend so ein Potential, sich geöffnet haben. Das merke ich auch daran, dass ich ganz viele Gedichte schreibe in dieser letzten Zeit, und dadurch auch offener geworden bin, so dass ich das jetzt ganz anders sehe. Also, das kann man schon mal festhalten. Du nickst so? Y: Ja! Das war irgendwie meine Vermutung oder meine Ahnung, dass man da in einen Prozess reinkommt, der letztlich sowas hervorruft. Zumindest die Möglichkeit dessen. Das es nun so ist, das kann man ja nie bestimmen. Ich tu das rein und dann kommt das raus, aber zumindest, dass da so ein Potential drinsteckt. Und das finde ich total schön. T: Das ist auch parallel zum Zeichnen. Wenn ich alle Jubeljahre mal zeichne, wie im Moment, dann kann ich da nicht richtig anküpfen. A: Du hast recht. Ich hab ja Seminare gemacht, da hab ich immer „Visuelles Tagebuch“ mit meinen StudentInnen und Studenten geführt. Da haben wir uns regelmäßig - also dieses „regelmäßig“, das ja auch in den Salons schon üblich war - da haben wir uns regelmäßig einmal die Woche um den Tisch gesetzt, haben tagebuchartig gezeichnet und haben uns darüber ausgetauscht. Da habe ich auch gemerkt, dass ist ganz anders, als wenn du das nur sporadisch machst. Und mit Kurd habe ich letztes Jahr in Griechenland drei Wochen konversationell gezeichnet. Das hat total was gebracht, weil man sich ja immer bezieht auf das, was letztes Mal war, dieses verändert und weiterführt. Und es ist immer so ein bestimmter Erfahrungsstrang: erst ist man ganz euphorisch, dann tauchen die ersten Schwierigkeiten auf. Wie geht man damit um. Ich glaube, diese Prozesse laufen immer so. Ich hab mir gerade ein Buch gekauft. Es gibt so einen Vater der Gesprächstherapie. Der macht „Zwiegespräche“ mit Paaren: Michael Lukas Möller. Der ist jetzt gestorben und deshalb habe ich darüber was im Radio gehört. Erstmal ist immer große Euphorie. Wenn die Paare dann merken, dass sie an sich selber, an ihre eigene Geschichte kommen, wollen sie das wegargumentieren. Dann gibt es Zoff, aber irgendwann hat man was davon. Und so ist das beim Bilderchatten auch und bei allem was man macht. Ich will das Buch mal so locker durchlesen und nur alles anstreichen, was sich direkt auf „Gespräch“ bezieht. Und dann guck ich mir das daraufhin an, ob das was mit Conversation zu tun hat, ob es dafür hilfreich ist Bilderchatten/2 |