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Bilderchatten/2



Autor: Ein Gespräch zwischen Tatjana Beer, Antje Eske, Yvonne Fietz
Uploaded Image: bilchat.jpg

Y: (blättert in dem Buch) Erste Einsicht: Ich bin nicht Du und weiß dich nicht. Das ist die Anderweite.

T: das ist ne harte Erkenntnis. (Die beiden andern pflichten zu). Ja, aber die Regelmäßigkeit .... die Euphorie vom Anfang hab ich auch nicht mehr. Die große Angst und die Euphorie sind geringer geworden. Jetzt ist klarer, was es ist.

A: obwohl ich mich immer noch freue.

T: und Y: Ja!!

A: Also irgend ´ne Euphorie ist immer noch dabei. Einmal die Woche, ich dachte mal, ist es zuviel? Aber ich glaube, das ist es doch nicht.

Y: Ich glaube einfach, um in so einem gewissen Prozess zu bleiben, ist das notwendig. Die heilige Sieben.

A: Obwohl, ich mach das ja mit meinem Seminar einmal im Monat. Das bringt auch was, aber alleine wär es zu wenig. Und dann kommen noch die langen Semesterferien - - -
Also, was war das jetzt? Veränderung durch Chatten: also eine größere Offenheit, die bemerke ich. Und auch die „Steigrohren des Unbewussten“, dieses Poetische. Weil es nicht das alltägliche oder smalltalkartige Chatten ist, sondern weil wir es poetisch machen

T: und dass es wirklich unhierarchisch ist. Ich krieg das ja im Alltag mit, da sind viele Sachen hierarchisch z.T. auch sinvoll. Aber hier ordnet das nur das Medium. Welches Statement wann kommt und es ist ein Raum, wo es wirklich Gleichberechtigung gibt.

A: Erzähl noch mal, warum das so auffallend für dich ist?

T: Weil es sich eben in vielen anderen Bereichen, wo ich mir vorgestellt hab, dass es unhierarchischer sein könnte, auch nicht bewährt hat. Aber dieser Raum im Chatten, das ist einfach was ganz besonderes. Ich finde, das ist auch noch mal anders, als wenn man so zusammensitzt.

A: Ja, das stimmt.

T: Das hatten wir ja auch letztes Jahr beim #urbino-chat-replay. Wie schwierig war es, ´ne gleichberechtigtere Situation herzustellen. Hier wird es einfach dadurch geordnet, dass es über das Medium geregelt wird.

A: Also du kannst dich reindrängeln, aber es ist immer schon wieder einer vor dir da. Oder es kommt grade gar nichts, oder wie?

Zurüch zu Bilderchatten. Ein Gespräch am 18.7.2002
T: ja

Y: ja und einer kann dann einfach mehr oder stärker noch links liegengelassen sein.

A: Virtuell oder - in Wirklichkeit?

Y: In Wirklichkeit ist es ja so, wenn da, oft ja auch Männer größere Runden dominieren, dann sind sie letzlich mit ihrem Auftritt so dominant, dass sie doch alles, die Atmosphäre in Anführungsstrichen, kaputtmachen. Während beim Chat einer seine Dominanz reinbringen kann und wenn der Rest sie links liegen lässt, dann ist sie „links liegen“. Weil die Verknüpfungen, die Anknüpfungen dann nicht über ihn laufen, sondern über andere und dann kriegt es einen ganz anderen Charakter. Dann taucht es zwar immer wieder auf, aber dann ist es wie so eine Art Refrain oder wie so´n „running gag“. Man nimmt keinen Bezug mehr.

A: Ja, aber was doch komisch ist, und was wir dabei auch mal bedenken müssen, ist dieser „fish“. Der war ja in unserem Empfinden sehr dominant und hat uns auch verunsichert, d.h. der hat es ja im Chat, am Anfang, als wir noch nicht so geübt waren, geschafft, dass wir richtig so´n „männliches“ Gefühl bei dem fish hatten, was sonst Männer in Runden verbreiten. Wir wissen bis heut´ nicht, ob es ein Mann oder ´ne Frau war. Das hat aber, das würde ich jetzt nächträglich sagen, auch mit an uns gelegen, weil ich jetzt - „ihn“ nicht mal links liegen lassen würde, sondern ganz anders auf ihn eingehen könnte. Das heißt aber doch auch, dass es solche eingefleischten Verhaltensweisen in der normalen Realität gibt, die uns behindern. Im Netz kann sich ganz offensichtlich noch was anderes entwickeln, weil die Verhaltensweisen noch nicht so fest sind.
Ich fand es auch spannend, als wir unsere Namenskürzel weggelassen haben. Das hat mit total viel Freiraum gebracht. Und bei mir dazu beigetragen überhaupt erst die „Steigrohre des Unbewussten“ zu öffnen, weil ich da einfach jeden Scheiß reingeschrieben und nicht mehr zensiert habe.

T: Und ich dachte sogar, ich würde öfter mit Mehreren chatten, und dann warst nur du das!

A: Ja, das habe ich mit Yvonne auch schon gehabt. Was ich mir auch angewöhnt habe ist, dass ich einfach auch mit mir selber chatte, wenn im Moment nichts kommt, dann knüpfe ich an meine eigenen Sachen an, das ist völlig egal.

Y: Genau, man teilt sich dann auf.

T: Aber ich glaube, das kommt auch wieder durch die Kerngruppe, dass solche Leute wie „fish“ oder so Mittelpunktsleute gar nicht so eine Rolle spielen. Weil neulich auch z,B, jemand Neues - ich schwöre es war jemand Neues - der oder die wollte so ein inhaltliches Gespräch über Frauen die Geld bei Schneeballsystemen lassen, führen

Bilderchatten/3

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