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1.5 Das Kino Denken

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"Wenders" ist der erste Name eines Regisseurs, den Deleuze dabei zitiert. Denn Wenders gehört zu jenen Filmemachern, die diesen Widerstand im Bewegungs-Bild nicht nur zur Geltung gebracht, sondern zum "Thema" des Films selbst gemacht haben. Insofern taucht Wenders' Name bei Deleuze auch nicht von ungefähr ganz am Anfang auf. Denn bei Deleuze geht es zunächst um eine "allgemeine Logik der Bewegung": in ihr wird die Kamera "ein verallgemeinertes Äquivalent der Fortbewegungen. Und so erscheint sie dann auch in den Filmen von Wenders." 5 Deshalb stützen sich auch die folgenden Überlegungen, zweitens, auf ein Kino-Denken, in dem Wenders das Diktat einer bestimmten Narration unterminiert, um die Frage nach dem Bewegungs-Bild freizulegen. Stets zielt das Diktat der Narration nämlich auf ein Ende der Erzählung, in dem die Narration sich abschließen könnte, und damit auf einen Stillstand der Bewegung selbst. In gewisser Hinsicht greift eine narrative Logik also das Kino selbst an, indem sie Bewegungs-Bild im Horizont seines Stillstands in Szene setzt.. Deshalb bringt Wenders mit dem Kino eine unabschließbare Bewegung ins Spiel, die das Diktat der Narration wie von innen und an jedem Punkt ihrer "signifikanten Kette" sprengt. Neben den vielen Motiven, die sich in Wenders' Filmen wiederholen, ist es vor allem das dieser vielfachen Bewegungen: Bewegung der Reisen und ihrer Transportmittel, der Autos, der Eisenbahnen und Flugzeuge; Bewegung, die sich mit dem Bewegungs-Bild ebenso verschränkt wie aus ihm hervorgeht; Bewegung, die sich mit der Geschichte der Ausdrucksmittel des Gemäldes, der Grafik, des Fotos oder der Musik kurzschließt; Bewegung, die sich vor allem innerhalb des Films einer Frage nach dem Film aussetzt, um in Schnitten von Erinnerungsbildern und Bewegungen von Traumbildern unablässig auf sich zurückzukommen. Bei Wenders ist das Bewegungs-Bild also alles andere als bloßes Transportmittel einer Erzählhandlung. Vielmehr gehen die Bewegungen "nirgendwo hin; ich möchte sagen, daß es für sie nicht wichtig ist, irgendwo anzukommen." 6


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  5) Deleuze I, S.17.

6) Wim Wenders: Die Logik der Bilder. Essays und Gespräche, Frankfurt/M.: Verlag der Autoren 1988, S.49.






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