Autor: Ein Gespräch zwischen Tatjana Beer, Antje Eske, Yvonne Fietz | |
Y: das war Sabine T: Ich wusste, dass das Sabine war. Es war auf jeden Fall jemand Neues. Ich merke auch, wenn ich was reinstelle und jemand da an so´m ganz anderen Ende anknüpft als ich das wollte, dass ich da mitgehen kann. Dass ich da nicht so drauf bestehe. Und das kommt, weil ich ein Vertrauen habe in uns, und dass ich nicht so auf Meinem, was mir jetzt auf der ersten Ebene wichtig war, bestehe. Wir hatten neulich mal was ganz Schönes. Da gings um Wellen und dies und das. Und das spielte sich ganz woanders hin und hat mir dann auch wirklich viel Freude gemacht. Y: Stimmt. Das fing mit Zeit an und wir waren dann ganz woanders. T: Es ist das Vertrauen, dass das Gemeinsame dann schon mehr bringt als das Eigene, Y: die Wertschätzung dafür, dass das Kollektive noch mehr hat als die Originalität. Wo sich bei mir auch der Widerspruch regte, - das hattest du ja hier auch mit drin im Vorgabepaper, dass man dem Originalitätsbedürfnis Rechnung tragen müsse A: Ich meinte eher, dass gibt es auch, aber das kann sich auch auflösen, indem z.B. die Namenskürzel weg sind. Und das gibt einem ja letzten Endes , das hatte ich eben schon gesagt, einen viel größeren Freiraum. Man muss zumindest wissen, dass es da ist. Ich will das nicht hochloben, aber ich merke, dass gibt es und es kann sich verändern. Y: Ja und dann glaube ich auch, dass dieser Sprung zwischen Anknüpfung Text/Text und Text und Bild/Bild und Bild, Bild/Text, dass das auch noch mal mehr reingebracht hat. Also einerseits war die Gruppe schon etwas geübter oder schon etwas vertrauter mit der ganzen Technik und mit sich untereinander und dann habe ich so den Eindruck, mit dem Bilderchat ging das noch mal richtig ab. A: das ist ja auch genau die Erfahrung, die ich in meinem Seminar gemacht habe über die Jahre. Wir haben in den Converstionsspielen mit dem Computer ja immer Bild-Text-Anknüpfer gemacht. Das bringt ganz andere Assoziationsmöglichkeiten. Du kommst einfach viel leichter vom Hundertsten ins Tausendste. Überhaupt, wenn man sich auf die „Steigrohre des Unbewussten“ bezieht. Die sind sonst kaum erreichbar. T: Da waren auch ganz starke Momente, aber ich hatte z.T. ein Problem mit der Zeit. Dass ich dann so lage brauche, bis ich ein Bild da reingesetzt habe, dass mir so ein bisschen das Gruppengefühl inzwischen weggelaufen ist. Damit bin ich noch nicht so ganz glücklich. A: Was ´ne ganz gute Technik ist, finde ich, dass man schon ein paar Bilder vorbereitet hat. Das mache ich mit meinem Seminar. Wir treffen uns um zehn. Um elf fängt der Chat an, so dass wir schon vorher Bilder zeichnen. Ich finde, das gibt einem so ein bisschen Lockerheit. Dann kannst du mal eins von diesen vorbereiteten Bildern reinstellen, aber auch an andere anknüpfen. Und du hast nicht die Angst: wenn ich da jetzt eins rausnehme und komm nicht von der Stelle ... |
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Y: Also ich mach immer so´ne Mischung aus „Google“ und dann einfach, von der Art und Weise der Bilder her - das ist zwar recht plakativ, aber es geht schnell - Ich pass quasi die Technik der Bilderstellung da an. A: Ja, ich mach es mit Photoshop. Ich bin inzwischen schon recht geübt. Vorher konnte ich gar nicht richtig mit „photoshop“ umgehen. Inzwischen kann ich schon prima meine Anknüpfer an die Bilder machen und auch schnell. Das habe ich gelernt über den Bilderchat. Farbig, oder in die Bilder reinzeichnen oder kleine Sachen verzerren. Das geht mit „photoshop“ eigentlich ziemlich gut. T: Bloss, mir passiert es eben viel mehr, dass dann das Gespräch ganz woanders ist, da bin ich noch nicht richtig ... Y: Manchmal sind es auch nur ganz wenig Bilder. Wir haben mal eins gehabt mit den Marienkäferlein. Wer war da mit? Der Brief mit Marie, Marie? Ach, das war Hanni. Das hatte am Anfang regelrecht etwas Poetisch-Liedhaftes. A: Hat es sowieso immer stellenweise. Das finde ich übrigens auch nochmal spannend, dass es ganz wichtig ist - Kurd hat diesen Ausdruck geprägt „retrospettiva“. Also wenn du den chat dann durchgehst in der retrospettiva , dann hast du eigentlich als diejenige, die du beteiligt warst, was anderes davon. Das geht mir jedenfalls so. Dann erkenne ich überhaupt erst die verschiedensten Anknüpfer. Die hast du ja so schnell gar nicht mitgekriegt, während des Chats. Und du merkst, ach da hat ja jemand an dich angeknüpft oder: das knüpft ja da zusammen und dann sieht man auch erst die Schönheit und die poetischen Stellen, die da drin sind. Das merkt man während des Chats überhaupt nicht. Deswegen drucke ich mir die immer auch aus. T: Ja, das ist ganz komisch. Als würde ich während des Chats immer denken: hm - also ich kann das gar nicht so sehen. Und wenn der letzte Chat noch steht und ich guck drei Tage später rein, dann plötzlich denke ich: Boah, das war ja schön! Aber ich weiß dann auch z.T. wieder nicht, ob ich daran beteiligt war. Das ist ein kleiner Rausch. Y: Ja genau. das ist ein kleiner Rausch und es ist ja so, dass das auch unsere Stärke wird. Dass man sich selber nicht mehr wiedererkennt. Z.B. das mit diesem „liebe Marie“ am Ende und so einem ganz bestimmter Rhythmus. Und wenn eben ich das dann nicht mehr schreibe, sondern die andere, dann weiß ich irgendwann nicht mehr, hab ich mir das ausgedacht oder jemand anders. Ich weiß, ich hab´s reingebracht, aber wer hat es weitergeführt ... T: Ja, und was ich ganz toll finde ist, wenn ich ein Bild reingebracht habe und jemand anders läd sich das runter und verändert das wieder und wieder jemand anders hat sich das runtergeladen und wieder verändert, dann geht so mein Bild weiter. Das war auch mal ne Idee für einen neuen Chat, dass man mit einem Bild anfängt und das wird runtergeladen wieder reingestellt und dann wieder jemand läd sich das runter - wieder rein, so dass praktisch das Bild metamorphorisiert wird. Y: ich hab mal eine Sache nur zu zweit mit irgend jemand gemacht, der nicht soo viel chattet - ich glaube mit Gesine T: Ich weiss ja immer wer´s war. Ich frag ja, ich bin immer so neugierig Bilderchatten/4 |