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Serverfestival.



Autor: SaB
Sat, 24 Aug 2002 14:19:05 +0200 (MET DST)
Von: SaB
Rückantwort:
serverfestival@radiostudio.org

hier ein paar grundsätzliche anmerkungen:

"soweit ich an diesem serverfestival beteiligt bin und seit beginn die diskussion verfolge ist mir nicht bekannt daß in dortmund das serverfestival stattfindet.
diese verkürzung scheint mir aus rhetorischer/occupatorischer sicht sinnvoll jedoch wird sie der realität nicht gerecht.
ich nehme an daß sich hier eine versehentliche unschärfe eingeschlichen hat: dein entwurf bezieht sich auf den net_jam in dortmund und der in diesem rahmen anvisierten "qb" [Eine Miniaturausstellung über Maschinen im befremdlichen Format im Rahmen des serverfestivals 2002] welches nicht mit dem serverfestival gleichzusetzen ist.
mir ist bekannt daß sich diese unschärfe in den div. kontexten des serverefestivals kommuniziert hat.
es entspricht aber nicht der ursprungskonzeption und ich halte die forcierung dieser unschärfe für kontraproduktiv.
das serverfestival bedeutet an div. orten aktionen ereignisse online und offline."

Logbuch-Eintrag von KAuAE

Netzkunst wird nicht produziert
von Kurd Alsleben und Antje Eske, Hamburg

Ein unmittelbarer informationeller Ab- oder Austausch (symmetrische soziale Beziehung) - auch im Internet - ist gang und gaebe, und war es auch in frueheren Zeiten. Dass solcher Tausch u.U.°1 Kunst sein soll, versteht sich nicht von selbst:
    • 1- Das einschraenkende "u.U." meint, dass es Unterschiede in der Problemhoehe gibt: so sind nicht jedes Bild, jede Behausung, jeder Text per se Kunst. (Andererseits bleiben sie es selbst bei menschenverachtender Benutzung, wenn z.B. per Abschallen klassischer Musik eine benachteiligte Bevoelkerungsgruppe vom Hamburger Hauptbahnhof fern gehalten wird.)
Unter Kunst versteht man gewoehnlich Werke, Projekte und unter einem Projekt nach B. Taureck, eine Folge aus Planung, Ausfuehrung, Entscheidung durch andere.°2
Nun hat aber ein Satz wie, "Ich plane eine symmetrische Beziehung und fuehre sie aus." keinen Sinn, denn eine symmetrische Beziehung kann man weder planen, noch kann man sie wegen der grundsaetzlichen Entscheidungsoffenheit des anderen ausfuehren.°3
    • 2- Bernhard H.F. Taureck: Fuer eine weiterfuehrende Pragmatismus-Philosophie der Zukunft. In: prima philosophia Band 15 / Heft 3, Juli-September 2002
    • 3- Unabhaengig davon gibt es selbstverstaendlich im Rahmen der Beziehung, quasi im Detail, auch Momente von Planen und Ausfuehren. Im Uebrigen koennte man sag, es gaebe doch auch verfuehren und lancieren, was aber Umgehungen sind, die als solche die Sache bestaetigen.
Also sollte Kunst nicht auf Projekte oder Produkte beschraenkt werden, wenn es wichtig ist, dass symmetrische Beziehungen Kunst sein sollen.
Fuer die Netzkunst trifft solche Bedingung zu.°4 Ein anlaesslich dessen in die Kunstgeschichte getaner Blick offenbart zudem, dass vor 1800 Kunst keineswegs immer Produkt und Projekt war.°5
Wir empfehlen darum nicht, halbherzig fuer die Netzkunst die gewohnten, anscheinend gewissen, Begriffe und Gedanken zu dehnen und zu wenden.°6
    • 4- Klar, nur um es noch einmal zu vermitteln: es geht um Vernetzung zwischen Menschen und nicht um Partizipation (Kunst der 50er Jahre), mit anderen Worten Interaktivitaet ("J.C.R. Licklider und die Interaktivitaet beherrschten Anfang der sechziger Jahre eine Bewegung, die Computer in »Real Time« (Echtzeit) arbeiten lassen wollten. Autos, Fahrraeder, Mischmaschinen, Rasenmaeher, Telefone, Schreibmaschinen - sie alle funktionierten in »Echtzeit«, das heisst reagierten unmittelbar auf den Menschen. Aber nicht der Computer - so schnell er auch war." Aus: Douglas K. Smith / Robert C. Alexander (1988): Das Milliardenspiel. Xerox's Kampf um den ersten PC. Econ, Duesseldorf 1989.
    • 5- Hier seien einige Genres alter Conversationskunst (eine Gattung symmetrischer sozialer Beziehungen unter anderen) genannt: In der griechischen und roemischen Antike gab es die ars sermonis, im Barock den Kammertanz und gemeinsames Musizieren, auch Lustwandeln in Gartenanlagen, im Rokokko Maskeraden, und vor allem auch die ueber 200jaehrige Geschichte der Pariser Salons. Ausfuehrliche Darstellungen findet man in: Alsleben / Eske (Hrsg.): NetzkunstWoerterBuch. ISBN 3-8311-2259-8, teilweise auch unter http://swiki.hfbk-hamburg.de:8888/NetzkunstWoerterBuch.
    • 6- Vgl. http://genug.weblogs.com/netzkunstanspruch

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