[View]  [Edit]  [Attachments]  [History]  [Home]  [Changes]  [Search]  [Help] 

Bergson: Filterfunktion der Indeterminiertheit

Materialseite.
  Wenn nun aber die Lebewesen im Weltall "Zentren der Indeterminiertheit" darstellen und diese Inderterminiertheit mit der Zahl und der Feinheit ihrer Funktionen wächst, begreift man, daß ihr Vorhandensein ganz von selbst die Ausscheidung aller der Elemente in den Gegenständen mit sich führt, an denen ihre Funktionen nicht interessiert sind. Sie lassen gewissermaßen jene äußeren Wirkungen, die ihnen gleichgültig sind, durch sich hindurchgehen; dadurch werden die anderen isoliert und eben durch diese Isolierung zu "Wahrnehmungen". Es wird sich also für uns alles so vollziehen, als ob wir das Licht, das von den Oberflüchen ausgeht, auf sie zurückwürfen, ein Licht, das niemals sichtbar geworden wäre, wenn es sich ungestört fortgepflanzt hatte. Die uns umgebenden Bilder scheinen nun unserem Körper jene Seite, die ihn interessiert, und zwar diesmal im vollen Lichte, zuzuwenden, sie geben von ihrem Gehalt das an uns ab, was wir im Vorübergehen festgehalten haben, weil wir einen Einfluß darauf auszuüben vermögen. Der Zusammenhang, in dem die Bilder unter-
/22/
einander stehen, ist der indifferente einer rein mechanischen Beziehung, sie wenden einander alle ihre Seiten auf einmal zu, d.h. sie wirken und reagieren mit allen ihren Elementen auf einander, und folglich wird keines von ihnen zur Wahrnehmung, und keines nimmt bewußt wahr. Stoßen sie aber irgendwo auf ein Etwas, das mit einer gewissen Stärke spontan reagiert, so wird ihre Wirkung in demselben Maße geschwächt, und diese Verringerung ihrer Wirkung ist gerade unsere Vorstellung von ihnen.

Unsere Vorstellung von den Dingen würde also letzten Endes daher stammen, daß die Dinge sich an unserer Freiheit brechen.

(MG, S.21/22)

Links to this Page