das Haus, das Ritornell
Ritornell und Terzine (aus: http://www.lrz-muenchen.de/~komparatistik_donat/psmetrik/ritornell.html)
Das Ritornell:
- von italienisch ritornello, Verkleinerungsform zu ritorno = Wiederkehr
- alte Form der italienischen Volkspoesie, die in diesem Kontext zunächst in zahlreichen Volksdichtungen und Volksliedern auftaucht
- beliebig viele dreizeilige Strophen, Reimschema axa, seltener aax oder xaa, wobei statt Reim auch Assonanz auftreten kann (auch bei der eigentlich reimlosen Mittelzeile); ursprünglich bildete ein Ritornell, also eine Strophe allein, das ganze Gedicht; Metrum variabel, in der Kunstdichtung Endecasillabo bevorzugt, im Deutschen diesem gemäß aus jambischen Fünfhebern mit weiblicher Kadenz bestehend, im Französischen durch den vers commun vertreten
- die erste Zeile ist oftmals bedeutend kürzer (meist nur ein Wort) als die dritte Zeile und enthält einen kurzen Ausruf oder eine Frage; bei dem Ausruf handelt es sich meist um Anrufung bzw. Nennung einer Blume, diese erste Zeile wird dementsprechend nach ital. Vorbild auch als Blumenruf bezeichnet
- wird die Eingangszeile durch Verkürzung und teilweise auch durch Rhythmisierung besonders betont, handelt es sich eindeutig um ein Ritornell, bei gleicher Länge der Verse besteht Nähe zur unechten Terzine
- durch die fehlende Reimverzahnung erhält die Ritornellstrophe eine stärkere Einheit als die Terzinenstrophe, bei der sich die Reimverkettung ohne graphisch gesetzte Strophenbegrenzung ins Endlose fortsetzen kann
- erhält im 19. und 20.Jh. zusammen mit anderen Gedichtformen romanischer und orientalischer Herkunft Eingang in Deutschland; als eingeführt gilt es in der Romantik durch Fr. Rückerts Ritornelle (1818), wobei sein Blumenruf daktylisches Metrum aufweist; durch Vertauschung von Hebung und Senkung erhielt der Blumenruf das im 20.Jh. bevorzugte jambische Metrum; im Deutschen im Gegensatz zur ital. volkstümlichen Tradition mit oft satirischer Tendenz gehobene Kunstform der Liebes- und Gedankenlyrik geblieben; die Herkunft der Gedichtform bedingte meist auch eine „südlich inspirierte“ Themenwahl; mit der Wende zum 20.Jh. wurden auch andere Themen in der Form des Ritornells reflektiert; im Verlauf des 19.Jh. ist eine allmähliche Abnahme der Geltung des Ritornells zu verzeichnen; außer von Fr. Rückert besonders von W. Müller und P. Heyse in Übersetzungen und eigenen Gedichten verwendet worden
Der Begriff ritornello in der italienischen Metrik:
- bezeichnet einen Vers oder eine Gruppe von Versen, der bzw. die ein metrisches bzw. strophisches Schema abschließen; findet Verwendung in der ballata; Synonyme sind refrain, ripresa und lat. responsorium
- grundsätzlicher Gebrauch in der ballata: bildet die erste Strophe derselben, wobei der letzte Reim dieser Eingangsstrophe zumeist am Ende der stanza wiederholt wird (siehe Schema)
aus: http://www.meddybemps.com/9.603.html
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