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13 Salonièren, 2. Teil



Autor: Antje Eske
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Claudine Alexandrine de Tencin, geb. 1681, war Erbin der illustren Gäste Mme de Lamberts. Selber in einer nicht sehr begüterten Familie aufgewachsen, blieb ihr nur das Kloster. Bald empfing sie dort Besucher zu langen Gesprächen, die sich von der als geistreich und intrigant geltenden Novizin angezogen fühlten. In diesem Sinne absolvierte sie bereits früh ihr Salondebüt. Später lebte sie - ähnlich Madeleine de Scudery - mit ihrem Bruder Pierre, der Priester war, zusammen. Beide sollen ein ausschweifendes Leben geführt haben. Von einem ihrer Liebhaber wurde sie schwanger. Das Kind, das sie 1717 gebar, setzte sie in der Kirche von Jean-le-Rond aus. Dieser Sohn, später der berühmte Enzyklopädist d´Alembert, lief seiner Mutter in ihrem eigenen Salon immer mal wieder über den Weg. Der Ruhm ihres Salons beruhte auf Weltläufigkeit, Freiheit des Geistes und seiner männlichen Herzlichkeit (virile cordialité). In Tencins Romanen und Korrespondenzen zeigt sich eine große Geistesschäfe im Hinblick auf politische Fragen. Indem sie die Nonchalance Ludwig XIV. öffentlich anprangerte, ahnte sie die französiche Revolution voraus.

Maria-Anne de Vichy-Chamrond, Marquise du Deffand, geb. 1697, verlor früh ihre Eltern und wuchs im Kloster auf, wo sie ihre Umgebung durch skeptische und irreligiöse Haltung verwirrte. Gut 20jährig wurde sie mit einem entfernten Vetter verheiratet. Die Ehe scheiterte. Sie war Hauptakteurin im Salon der Herzogin du Maine und zog nach deren Tod in Räume des Sankt Joseph Klosters nach Paris. Dort entstand einer der begehrtesten Pariser Salons des 18 Jahrhunderts, dessen Debüt in die Tage der Regentschaft fiel. Mme. du Deffand war eine Frau mit überscharfer Intelligenz und Ironie, von der gesagt wurde, dass sie nur einen Schlag pro Abend landete, der dann am nächsten Tag ganz Paris belustigte. Das von ihr beklagte, allesdurchdringende Gefühl der Langeweile was wohl auch ein Grund mit, täglich drei oder vier Personen und bis zu zwölf, dreizehn Gäste an ihrer Abendtafel zu vereinigen. 1751 machen sich die ersten Anzeichen einer Augenkrankheit, an der sie erblinden sollte, bewerkbar. Sie holt ihre 20jährige Nichte, Julie de Lespinasse, als Gesellschafterin zu sich nach Paris, deren ansteckende Vitalität und kluger Charme schon bald den Freundeskreis des Convents de Saint Joseph eroberten, so dass sie die Konkurrentin hinauswirft. Mit der Nichte geht ein großer Teil der Habitués.
Im Alter von 70 Jahren verliebt sich die Marquise, die Gefühle bis dahin als naiv gebrandmarkt und verworfen hatte, in den englischen Aristokraten Horace Walpole, 20 Jahre jünger als sie. Er fühlt sich geschmeichelt aber auch peinlich berührt.
Sie stirbt am 23.9.1780 wie sie gelebt hat: einsam im Kreise einer geistreich debattierenden Abendgesellschaft.


Marie-Thérèse Geoffrin, geb. 1699, Tochter eines Kammerdieners, wurde mit sieben Jahren Waise und wuchs bei der Großmutter in Paris auf. Der reiche Witwer und Verwalter der königlichen Spiegelmanufaktur, Francois Geoffrin, heiratete sie 16jähig und ließ sich mit ihr in der Rue Saint-Honoré nieder. Bei Mme. Tencin, deren Salon in der gleichen Straße war, kam die junge Bürgerliche zum ersten Mal mit der intellektuellen Elite zusammen. Sie war dort nicht nur eine gelehrige Schülerin, sondern übernahm nach deren Tod auch den Salon. Zweimal pro Woche versammelte sie eine Elite von Künstlern, Philosophen und Literaten um sich. Ihre vielgerühmte Mütterlichkeit zeigte sich in einem großzügigen Mäzenatentum, doch vertrat sie schon die Moderne, die bürgerliche Moral der Konversation mit dem Stilideal der Simplizität. Für die russische Kaiserin Katharina II. war sie so etwas wie eine kulturelle Informantin. Auch viele europäische Herrscher zeigten sich gern bei ihr. Sie, die nur mit Freigeistern verkehrte starb jedoch, durch familieren Zwang mit den Sakramenten der Kirche versehen, wie es sich für eine Bürgersfrau schickt.

Emilie du Châtelet, 1705 geboren, erhielt eine für Mädchen ungewohnt gute Erziehung, weil ihr Vater befürchtete, dass sie aufgrund ihrer Stärke, Größe und Plumpheit keinen Mann bekäme. Seine Sorge war unbegrün-det. Sie entwickelte sich zu einer anziehen-den, intelligenten und schlagfertigen jungen Dame, entschlossen ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Ein Mann der dem nicht im Wege stand, war der Marquis du Châtelet. Sie heiratete ihn mit 18 und gebar zwei Kinder - womit sie ihre konventionellen Pflichten erfüllt hatte. Durch ihre gesellschaftliche Stellung gewann sie einige der größten Wissenschaftler als Privatlehrer. Mit 27 Jahren lernte sie den 40jährigen Voltaire kennen. Die Jungverliebten liessen sich in Cirey, Lothringen nieder und richteten sich mit Bibliothek und Laboratorien ein. Cirey wurde hauptsächlich durch du Châtelet zum französischen Zentrum newtonscher Wissenschaft. Es waren intime Runden von 5 / 6 Personen, die sich hier trafen und neben Emilies geistigen Talenten auch ihre Schauspiel-künste bewunderten. Ihre geistige Überlegenheit brachte ihr nicht nur Freunde. Viel Neid und Häme musste sie verkraften. Nach 10 Jahren erkaltete Voltaires Leidenschaft und die Liebe wandelte sich in Freundschaft. Mit 42 Jahren verliebte sich Emilie noch einmal in einen jungen, aber kaltschnäuzigen Gardeoffizier, von dem sie schwanger wurde. Sie ließ sich durch die Geburt der Tochter nicht vom Schreiben abhalten und habe das Kind auf einem Geometrieband abgelegt, so Voltaire. Einige Tage darauf starb Emilie mit 43 Jahren wahrscheinlich an Kindbettfieber.

Louise d´Epinay, geb. 1726, verlor mit 10 Jahren ihren Vater und die Familie verarmte von einem Tag auf den anderen. Louise kam zu einer Tante, die sie fortwährend demütigte. Sie lebte 25 Jahre mit der Mutter unter einem Dach, inzwischen mit dem Sohn der schrecklichen Tante verheiratet. Die Untreue ihres Mannes machte ihr zu schaffen. 1756 traf sie Melchior Grimm und entwik-kelte durch diese große Liebe ihres Lebens ihre Persönlichkeit. Durch ihn kam sie mit dem Kreis der Enzyklopädisten zusammen und versammelte kleine Gesprächsrunden um sich. Sie pflegte die Kunst des Zuhörens und erweiterte dabei ihr Wissen in endlosen Gesprächen. Auch äußerte sie sich scharfsichtig über männliche Unterdrückung. An sich selbst hatte sie gelernt, dass Frauen für ihr Glück Eigeninitiative ergreifen müssen. An ihrer Enkeltochter konnte sie, was ihr bei den eigenen Kindern noch nicht möglich war, ihr emanzipatorisches Erziehungsideal verwirklichen. Diese Prinzipien schrieb sie in Form eines Gespräches auf. Für ihre „Conversations d´Emilie“, erhielt sie 1783 eine Auszeichnung der Akademie francaise. Drei Monate später starb sie an Krebs.

Julie des Lespinasse, geb. 1732, ist die uneheliche Tochter des Marquis de Vichy, Bruder der Mme. du Deffand. Das Kind wurde nach einem Landgut „Lespinasse“ genannt. Eine Zeit lang lebte sie im Kloster und ging dann zögernd auf das Angebot der Tante, nach Paris zu kommen, ein. Mit dem Erscheinen der Nichte sollte dem Salon der alten, blinden Frau der jugendliche Elan zurückgegeben werden. Die Gäste entscheiden sich aber letzten Endes für die junge Frau, so dass sie von ihrer Tante vor die Tür gesetzt wird. Mit Hilfe von Mme. Geoffrin eröffnet Julie einen eigenen Salon, wobei der Philosoph d´Alembert, die geistige Mitte wird. Bei ihr gab es nur Zuckerwasser zu trinken, aber die Atmosphäre war so frei, dass ihr Salon dafür berühmt wurde, dass man hier „ins Unreine sprechen konnte. Ihr Salon ging als »Laborato-rium der Enzyklopädisten« in die Geschichte ein. Sie hatte eine große Befähigung, jeden nach seiner Art zu behandeln und zu fördern. Sie selber wird von zwei romantischen Passionen, in denen sie schon das kommende Lebensgefühl vorwegnimmt, regelrecht aufgezehrt und stirbt schon mit 46 Jahren.



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