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Freitag, 29. Oktober 2010 — 15 Uhr

Autor: Zusammenfassung Antje Eske

Ausführlicher Auszug aus dem Mitschnitt vom 29.10.10
Ergänzungen und Kommentare 3

29.10.2010 Konversation 3 im ZKM: Spielen/Spielverderben. Konversieren, Deliberieren. Beteiligte: Kurd Alsleben, Sven Braun, Jochen Engel, Marlies Engel-Eske, Antje Eske, Heiko Idensen, Matthias Weiß, Claudia Wyrwoll, 1 Besucherin

Der konversationelle Austausch wird nachträglich über 4 Schritte erkennbar:
1. kurze Aufwärmphase
2. Kartenspiel
3. Tugendspiel
4. Gemeinsam über Spielen/Spielverderber schreiben

1.“Brauche ich Publikum? Nein. Ein Künstler ohne Publikum, darauf kommt es an, z.B. in der Konversation“, ist der Einstieg, den Kurd vorgibt. Über die Deontik, eine Logik des Sollens, die ´ich soll - mir erlaubt - mir verboten´ umfasst, kommen wir zum ersten Konversationsspiel.

2. Jochen bringt das von ihm kreierte Kartenspiel mit mathematischen Symbolen ein, dass ohne Worte gespielt wird. Die Regel ist so offen, dass sie Möglichkeiten bietet, spielverderberisch neue Impulse zu setzen. Wir lassen uns hinreißen und spielen es ausdauernd in zwei Variationen, die sich während des Spiels ergeben. Das Spielen löst lange Gespräche aus, wobei zunehmende Länge die Problemhöhe dimmt. Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste. Vom Spielverderber, der eine ausgesprochen positive Rolle im Spiel hat, weil er immer neue Impulse setzt bis zum Grundprinzip dieses Spiels: jeder hat die Macht, etwas an der ausgelegten Kartenstruktur zu verändern und nutzt entweder diese Macht um eine gemeinsame Struktur zu erschaffen oder seine eigene durchzusetzen. Unser Austausch landet mit zunehmender Länge bei Zeitungsaufmachern wie der unleidlichen Debatte zum Thema Migration. Die abgesackte Problemhöhe bekommt einen neuen Impuls durch das nächste Konversationsspiel.

3. Das Tugendspiel ist ein historisches Spiel, das sich auf die Renaissance bezieht und zwischen 1503 und 1508 in Urbino/Italien im Musenhof von Elisabetta Gonzaga gespielt wurde. Baldassare Castiglione hat es in seinem Buch ´Il libro del Cortegiano´ beschrieben: jedeR möge die schönsten oder die grade noch tolerierbaren Eigenschaften seiner/seines Liebsten beschreiben.
Wir sehen uns zuerst das originale Buch an, das hier in den ´Konversationskunst´-Räumen ausliegt. Danach spielen wir, um den runden Tisch sitzend, das Tugendspiel im Medienwechsel. JedeR schreibt an den Anfang eines länglichen Blattes eine menschliche Eigenschaft und reicht es an den Nächsten weiter. Das Wort wird in ein Bild umgesetzt und das Geschriebene vor der Weitergabe nach hinten weggekickt. Der Nächste übersetzt das Bild wieder in ein Wort, knickt vor der Weitergabe das Bild nach hinten, usw. bis das Blatt voll ist. In der Retrospettiva präsentiert jedeR den Mitschnitt, an dem er oder sie zuletzt angeknüpft hat, der Runde. Im Anschluss daran entspinnt sich ein Gespräch über den Geschmack der Zeit und welche Interessen wie und warum der Öffentlichkeit vermittelt werden, also wie das Fabrizieren des Common Sense vonstatten geht.

4. Nach einer kleinen Pause tauschen wir uns abschließend wieder in einem Konversationsspiel aus: JedeR der Anwesenden schreibt oben auf einen Zettel drei Worte, reicht das Blatt weiter und der Nächste schließt mit den nächsten drei Worten an. Das geht so lange bis das Blatt vollgeschrieben ist oder alle übereinkommen, dass Schluss ist. Thematische Anregung war in diesem Fall´Spielen/Spielverderber. Ein Beispiel: Niemand darf wissen, wie das Spiel ausgeht und das ist dem Spielverderber schon längst klar. Daher heckte er eine neue Variante andauernden Regelbruchs aus. Zu bewerkstelligen ist alles nicht mehr. Deshalb sucht der Regelbrecher sich immer selbst im Anderen.

Die Konversation ist pünktlich zuende, als des ZKM schließt.

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