Autor: Meyers Enzyklopädisches Lexikon | |
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"Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper, 3. Earl of (seit 1699) geb. 26. Februar 1671, gest. in Neapel 4. Februar 1713, englischer Philosoph. Einer der bedeutendsten Vertreter der englischen Aufklärung. 1686 - 89 in Europa auf Reisen. Mitglied des englischen Parlaments 1695 - 98, ab 1699 Mitglied des Oberhauses, lebte ab 1711 in Italien. Shaftesburys Philosophie steht unter dem Einfluss J. Lockes und des Camebridger Platonismus, später auch P. Bayles. Ein zentrales Problem seines Denkens ist die Begründung des Sittlichkeit im „moral sense“. Die gesuchte Autonimie des moralischen Bewusstseins gründet auf der Trennung von Religiosität und Moralität, deren „natürlichen“ Ursprung Shaftesbury gegenüber Locke betont. Die Überzeugung, dass die Sittlichkeit zur natürlichen Ausstattung des Menschen gehört und unabhängig von den Ansprüchen einer Offenbarungsreligion begründet werden könne, führt zu der These, dass Religion Sittlichkeit bereits voraussetzt. Unter Rückgriff auf antike und humanistische Traditionen besteht Sittlichkeit für Shaftesbury in der harmonischen Entfaltung des natürlichen Vermögens des Menschen. Tugend erweist sich als „Liebe zur Ordnung und Schönheit im Gesellschaftlichen“. Religiosität enthält eine deistische Grundlage. Die Auszeichnung des Gefühls und die Verbindung von ästhetischen mit moralischen Kategorien im „moral sense“ machen den bedeutenden Einfluss verständlich, den die Philosophie Shaftesburys insbesondere auf A. Pope, J.G. Herder, Schiller, Goethe, J.-J. Rousseau und Voltaire hatte. ..." |