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Zusammenfassung aus diversen Gesprächen über
poetisches Chatten und Bilderchatten.
A. Chatvoraussetzungen:
- eine Stammgruppe
- die Regelmäßigkeit der Verabredungen
- Investitionsfreude in das Unbekannte
- Grundvoraussetzungen im Umgang mit Netztechnik
- zu wissen, dass Chatten für Ungeübte „Schwellenangst“ bedeutet
- auch Chatvorbereitungen sind hilfreich wie z.B.:# vor dem Bilderchat schon einige Bilder zeichnen
- Google nutzen
- eine Anregung vorbereiten
B. Chat-Anregung:
- Anregung ist kein Konzept, keine Regel und leicht wieder zu verlassen
- Anregung dient nur als Starthilfe
- Anregung hilft, beim Chatten nicht ins alltägliche, smalltalkartige Schwätzen oder ins diskursive Debattieren zu verfallen
- wünschenswert ist es, dass die Anregung von Chat zu Chat wechselt
- Anregungsmöglichkeiten können z.B. sein:# Poetische Formen wie Reimform, Limerick, Haikai Renga, ...
- Themen- oder Bildervorgaben
- Essen beim Chatten kann Anregung sein
- Radiomusik mit Rückkopplung siehe: „Bilderchatten. Ein Gespräch am 18.7.2002. Zwischen Tatjana Beer, Antje Eske und Yvonne Fietz“
C. Unterschied Chat - Realität:
- auch auf einen Chat muss ich mich einlassen
- der Chat lebt vom Vertrauen in die Loyalität der Anderen
- der „Raum“ im Chat ist etwas Besonderes:
- Chatten ist unhierarchisch
- es gibt noch keine eingefleischten Verhaltensweisen
- beim Spiel mit Geschlechterrollen bietet der Chat Möglichkeiten
- man kann sich beim Chat „aufteilen“ und schon mal mit sich selber chatten
- es gibt keine Selbstzensur wenn die Namenskürzel wegfallen oder mit nicknames gechattet wird (auch, obwohl sich die Stammgruppe schon recht gut kennt/erkennt)
D. Bilderchatten:
- neben Text/Text-Anknüpfern gibt es Text/Bild-, Bild/Bild- und Bild/Text-Anknüpfer
- die „Steigrohre des Unbewussten“ sind fast nur über die Verbindung mit Bild-Anknüpfern zu erreichen:
- die Steigrohre des Unbewussten werden durch regelmäßiges Chatten geöffnet
- sie wecken das Poetische in uns
- man kann über sie vom „Hundertsten ins Tausendste“ springen
- so ist Bilderchatten nahe bei „Dada“ oder beim „Surrealismus“
- nach wiederholtem Chatten tritt eine größere individuelle Offenheit für die riskante Anderweite des Anderen ein:
- Anderweite ist zu erkennen und zu bestaunen
- bei geringer Offenheit zwischen den Anderweiten kann es langweilig werden
- Offenheit zwischen den Anderweiten ist notwendig, um sich an der Conversation erfreuen zu können, was gleichzeitig die Problemhöhe ausmacht
- mit Offenheit lässt lässt sich ein Perspektivwechsel erreichen und damit verbunden die Erweiterung der eigenen Grenzen.
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E. Das Kollektive und die Originalität:
- beim Chatten gibt es Wertschätzung und Vertrauen ins Kollektive
- bei nicht eingespielten ChatterInnen kann das Originalitätsbedürfnis mehr im Vordergrund stehen
- es verändert/verringert sich sukzessive durch den Gewinn, den das Kollektive bringt
- damit verändern sich auch die Verteilung von konstruktiven und selbstproduzierenden Anknüpfungsweisen:
- beim selbstproduzierenden Anknüpfen wird eher das Originalitsbedürfnis bedient
- Selbstproduktion verringert das Anknüpfungsbedürfnis
F. Im Chat:
- bei den Chattern gibt es sporadische und regelmäßige TeilnehmerInnen/TeilgeberInnen
- es geht ums Anknüpfen
- dabei gibt es unterschiedliche Anknüpfgeschwindigkeiten
- dabei gibt es unterschiedliche Anknüpfungsweisen, z.B.: poetische/vernünftige, surreale/reale, ...
- Chatten ermöglicht den Zeitsprung,
- es ist ein kleiner Rausch
- der Chat ist sehr schnell; du kriegst gar nichts mehr mit
- während des Chats merkt man eigene Beschränkungen (anfangs mehr —> Originalitätsbedürfnis)
G. retrospettiva (nachträgliches Auseinandersetzen mit dem Chat):
- Voraussetzung für die retrospettiva ist, dass ein Mitschnitt des Chat-Protokolls existiert
- die retrospettiva gibt es nur für Mit-ChatterInnen
- man erkennt in der retrospettiva sich selbst, den eigenen Beitrag kaum wieder, weil die eigene Originalität gegenüber dem kollektiven Erlebnis verblasst („...ich weiß, ich hab´s reingebracht aber wer hat´s weitergeführt?“)
- dafür entfaltet sich eine andere Schönheit des Chats erst in der retrospettiva z.B.:
- die poetische Verdichtung
- die unterschiedlichen Anknüpfer und die gesamte Verknüpfung des Gewebes (der „Gobelin)“
H. Wünsche für zukünftige Chats:
- Animationen, laufende Bilder
- mit der digitalen Kamera direkt in den Chat
- Inhaltliche Möglichkeiten
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