ifu, Kunst und Kommunikation Die Internationale Frauen Unversität (ifu) fand von Juli bis Oktober 2000 in Deutschland statt. Detaillierte Informationen über die Entstehungsgeschichte, den Verlauf, die Ergebnisse und die verschiedenen Projekt-Bereiche können auf der website nachgelesen werden: www.vifu.de Die Frauen kamen aus etwa 120 Ländern und aus den unterschiedlichsten Kulturen. Außerdem bestanden unter den Frauen derselben Herkunftsländer je nach Region große kulturelle Unterschiede, sie entstammten verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und kamen aus ganz verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (es waren in Hamburg nur zwei Künstlerinnen unter den 125 Teilnehmerinnen/Studentinnen, die Übrigen waren Wissenschaftlerinnen, deren Fachgebiete im weiteren Sinne mit „Information“ zu tun hatten). Auch wissenschaftliche Qualifikation und Lebensalter variierten stark unter den Tielnehmerinnen. Da gab es jedoch auch zwei verbindende Konstanten: dasselbe Geschlecht und die gleiche Sprache (Englisch). Als wirklich verbindend hat sich die Tatsache erwiesen, als Frau in von Männerherrschaft geprägten Gesellschaften zu leben, auch wenn die Schlussfolgerungen aus diesem Umstand sehr verschieden waren. Was sich als eher trennend herausgestellt hat, war der Umstand, dass alle Beteiligten Englisch sprechen sollten. Das lag teilweise daran, dass die Sprachkenntnisse dann doch sehr unterschiedlich waren. Dabei waren Muttersprachlerinnen, Frauen, in deren Ländern Englisch Verkehrssprache ist und Frauen, die Englisch in der Schule gelernt hatten. Auch ist noch von einiger Bedeutung, aus welcher Sprache ins Englische übersetzt wird. So blieb die Kommunikation oft auf höfliches Kopfnicken und Lächeln beschränkt. Da das Englische nicht die erwartete integrative Kraft hatte, kam den Kunstkompaktkursen, eine besondere Bedeutung zu, die in der zweiten Hälfte der ifu-Zeit stattfanden. Durch die Beschäftigung mit Bildern entstand dann erst die kulturelle Tiefenschärfe, die zu Anfang gefehlt hatte. Nehmen wir zum Beispiel das englische Wort für "Wald". Wenn ich „forest“ höre, steigt wahrscheinlich in einer deutschen Frau das Bild von lichten Laubwäldern auf, die Teilnehmerin aus Nordschweden hat eventuell vor ihrem inneren Auge riesige Fichtenwälder mit großen Steinen darin. Eine Wissenschaftlerin aus dem tropischen Afrika denkt vielleicht an einen dichten Dschungel. Und welche Assoziationen haben die Frauen aus Australien oder dem südlichen Afrika? Dies ist noch ein einfaches Beispiel, bei komplexeren Themen kann man sich gut die schnell auftretende Sprachlosigkeit vorstellen. Dadurch, dass alle die Chance hatten, die Bilder zu zeichnen, zu filmen, zu dichten oder in einer freieren Art mit Worten zu beschreiben, konnten wir mehr von einander sehen und so wurden die Unterschiede zu Bereicherungen. Ein weiterer Grund für den Erfolg der künstlerischen Arbeit war, dass sie prozessorientierter ist als wissenschaftliche Arbeit. Damit liegt der Focus in der gemeinsamen Arbeit auch auf dem Weg wie sie entstanden ist und nicht nur auf dem Ergebnis. Einige der schönen künstlerischen Arbeiten können unter virtual exiles http://www.mediascot.org/exiles/ve spinning at computers http://www.vifu.de/about/art/eske angesehen und gehört werden. Mit jedem Wort, das wir hören oder lesen, steigen in uns eigene Bilder auf. Kommen wir aus derselben Kultur, nehmen wir an, dass sich die Bilder gleichen, die wir und unsere Geprächspartner assoziieren. Das macht die Kommunikation zwar unbefangener, aber auch an Missverständnissen reicher. Und es kann sehr einschränkend sein, immer vorauszusetzen, das Gegenüber interpretiere Begriffe auf die gleiche Weise wie man selbst und wisse selbstverständlich immer, was gemeint ist. Es stellte sich an dem ifu-Rahmen als besonders positiv heraus, dass niemand Ähnlichkeiten der kulturellen Erfahrung voraussetzen konnte. Schlußfolgerungen aus den ifu Begegnung von Kunst und Interkulturalität: Kommunikation funktioniert nur zum kleinsten Teil über die ausgesprochene Sprache, sondern über die mit den Begriffen verknüpften Wortumfeldern. Wortumfelder sind Geräusche, Reime, Gedankenfetzen, Gerüche, Farben, Bilder, die mit bestimmten Begriffen durch eindrückliche Erfahrungen verbunden wurden. Diese Wortumfelder unterscheiden sich stärker, wenn die Herkunftskulturen unterschiedlich sind. Wortumfelder varieren ebenfalls, wenn Menschen in der gleichen Kultur aufgewachsen sind, z.B. auf dem Land oder in der Stadt, als Männer oder Frauen. Da Kunst nicht auf den simplen Wortsinn beharrt, sondern mit den Wortumfeldern spielt, eignet sie sich besonders für interkulturelle Begegnungen. ifu-Veröffentlichungen: Feminist Challenges in the Information Age Remote Sensing Spinning at Computers http://www.vifu.de/about/art/eske |