Aufbau von DVD-Menüs
DVD-Tracks und Menüs
Dieser Artikel bezieht sich auf das technische Format von DVD-Tracks und Menüs. DVD-Authoring-Programme wie Apple DVD Studio Pro verwalten Tracks und Menüs anders (und oft bequemer).
Einleitung
Alles auf einer DVD ist in Form eines "Tracks". Ein Track besteht aus (jeweils einer oder mehreren) Bildspur, Tonspur, Subpicture(s.u.)-spur, und Hotspotspur und ggf. Kapitelmarken. Tracks werden i.d.R. als inhaltlich logische Einheiten angelegt: z.B. würde (in diesem Fall auch: könnte) man einen Film und das dazugehörige MakingOf nicht in einen Track werfen, sondern zu zwei Tracks machen: z.B. weil nämlich de Film in 16:9 ist und das MakingOf in 4:3 und somit für beides separate Tracks gebraucht werden.
Innerhalb eines Tracks kann man nämlich nicht das Bildformat und/oder die Anzahl der Bild-, Ton- und sonstigen Spuren verändern. Tracks haben außerdem eine maximale Datenrate, die von allen Spuren zusammen nicht überschritten werden darf. Mehr als drei Bildspuren mit Video in einen Track zu packen zwingt einen dazu, mit der Kompressionsqualität des Videos herunterzugehen (aus dem Grund muß man auch vor dem sog. Encoding des Video in das DVD-Format MPEG-2 wissen, wie viele Spuren man haben wird bzw. wie gut man die Kompression höchstens machen darf).
Zwischen den verschiedenen Bild-, Ton- und sonstigen Spuren wird entweder per Menü oder durch einen internen Befehl gewechselt (z.B. "wenn Track 2 abgespielt wurde, spiele bei den nächsten Tracks Audiospur 2 ab").
Tracks
Maximale Datenrate aller Spuren zusammen: 9 Mbit/sec. Das Bildseitenverhältnis (z.B. 16:9 oder 4:3) wird durch das Material in der ersten Bildspur vorgegeben. Folgende Bildspuren im selben Track dürfen dann keine anderen Seitenverhältnisse aufweisen. Setzen von Kapitelmarken möglich.
Jeder Track muß mindestens eine Bildspur mit Inhalt haben, ansonsten ist er ungültig (nur-Audio-spuren gehen also nicht; man könnte das durch ein schwarzes Standbild aber simulieren). Andererseits sind Tracks mit nur einer Bildspur und sonst nichts sehr gut möglich.
Bildspuren
Spuren, in denen Bildmaterial abgelegt werden kann: Standbilder (auch als vorgetimte Diashow) oder Video.
Bei Video in den Bildspuren sind mehr als zwei oder drei Bildspuren nicht weise, da die Datenrate der einzelnen Videos so niedrig angesetzt werden müßte, daß man vermutlich Kompressionsartefakte sehen wird.
Audiospuren
maximal 8 Spuren, in denen Ton abgelegt werden kann. Maximal 8 Tonspuren pro Track möglich.
Subpictures
maximal 32 Spuren, in denen Subpictures abgelegt werden können. Was Subpictures für Menüs bedeuten, wird unten erklärt.
Die bekannten ein- und ausblendbaren Untertitel auf DVDs werden mit Subpictures gemacht: das sind BMP- oder TIFF-Bilder, die die Untertitelschrift enthalten, und deren z.B. weißer Hintergrund durchsichtig gemacht wird, um das Bild über das Video zu legen.
Hotspots
Eine (!) Spur, in denen "klickbare Bereiche" definiert werden. Siehe bei Menüs.
Menüs
Spezialart eines Tracks, entweder als Still Menue oder als Videomenü.
Menüs haben immer einen Hintergrund (ein Standbild oder ein Video) und einen oder mehrere Buttons.
Buttons
werden auf zwei Ebenen realisiert: per Hotspots und per Subpictures.
Hotspots
Zum einen auf der Hotspot-Ebene: die "klickbaren Bereiche" werden durch Rechtecke definiert. Wenn also der Cursor innerhalb dieser Bereiche geklickt wird (bzw. die Enter-Taste gedrückt wird), wird ein Befehl ausgeführt. Auf dem Beispielbild wären also nur die gestrichelten Rechtecke "empfindlich" für Benutzereingaben.
Um Fehleigaben zu verhindern, dürfen sich die Rechtecke nicht überlappen!
Die Hotspots selbst bleiben dem Benutzer immer unsichtbar. Die einzige Möglichkeit, sie sichtbar zu machen (und somit anzugeben, wo geklickt werden darf), ist mit der Hilfe von Subpictures.
Die Hotspots können nicht animiert werden. Innerhalb eines Menüs muß der Button also immer an derselben Stelle bleiben, selbst wenn im Hintergrund ein bewegtes Video läuft.
Subpictures
sind Bilddateien, die über den Hintergrund gelegt werden. In der Regel wird der Großteil des Subpictures durchsichtig gemacht und nur da, wo ein Button ist, einzelne Bereiche verschieden farbig gefärbt, je nachdem, ob der Button nicht ausgewählt, ausgewählt oder gedrückt ist.
Subpictures können nur aus vier Farben bestehen, aber diese Farben haben keinen Einfluß darauf, was für Farben über den Hintergrund gelegt werden, sondern nur wo Farben über den Hintergrund gelegt werden. Am Einfachsten geht das mit ein paar Beispielen.
Im Subpicture gibt es einen roten Kreis:
Das Subpicture wird über den Hintergrund gelegt, und zwar mit den Angaben: mache alles Weiß durchsichtig, und stelle alles Rot in einem halbdurchsichtigen Grün dar. Hätten wir einen schwarzen Hintergrund mit weißer Schrift, würde das Ergebnis dann so aussehen:
Hotspots geben ja die klickbaren Bereiche an. Damit man erkennen kann, auf welchem Button man gerade ist, können Hotspots andere Farbdarstellungen für das Subpicture erzwingen. Der Hotspot kann z.B. sagen: Falls der Button ausgewählt ist, mache den roten Subpicture-Kreis halbdurchsichtig blau und lasse das Weiß transparent. Falls der Button gedrückt ist, mache ihn undurchsichtig blau, und lasse das Weiß halbdurchsichtig. Allerdings gelten sie nur für die Bereiche, die vom Hotspot-Rechteck abgedeckt sind!
Im Beispiel unten ist der Button rechts unten ausgewählt. Da aber dort im Subpicture nur Weiß zu finden ist, und weiß bei "ausgewählt" transparent bleiben soll, sieht man keinen Unterschied zum vorhergehenden Bild:
Ähnlich, wenn das Hotspot-Rechteck z.B. nur zum Teil über dem Kreis läge.
Man sieht erst etwas, wenn der Button oben links ausgewählt ist; dann treten die Farbangaben von gerade in Kraft. Im linken Bild wurde der Button links oben ausgewählt, im rechten Bild wurde er gedrückt.
Ein Subpicture kann maximal vier verschiedene Farben haben: i.d.R. weiß, rot, blau, schwarz (jeweils "reine" RGB-Werte). Jeder Farbe ist für jeden Zustand des Buttons eine Farbe-Transparenz-Kombination zuweisbar (also für "nicht ausgewählt", "ausgewählt" und "gedrückt" insgesamt dreimal die Angabe "welche Farbe, wie durchsichtig").
Pro Menü kann zweimal diese Dreierkombination definiert werden, wobei jedem Button dann gesagt werden muß: benutze Farbschema A oder Farbschema B.
Achtung: oben wurde gesagt, daß pro Track mehrere Subpicture-Spuren möglich sind, aber nur eine Hotspot-Spur!
Das heißt, statt eines Kreises kann Subpicture 2 z.B. eine Raute als Form haben, oder auch die Schrift "Button 2" (so daß man nur den Textbereich farblich verändert, soweit er unter ein Hotspot-Rechteck fällt), aber die Hotspot-Rechtecke können nicht gewechselt werden.
Das Aussehen eines Buttons kann also leicht verändert werden (indem man die Subpictures wechselt), nicht aber die Position und Ausdehnung!
Außerdem lassen sich einzelne Subpictures nicht animieren. [Vielleicht wäre es möglich, ganz simple Animation durch das ständige Wechseln zwischen ähnlichen Subpictures zu simulieren, aber ob das technisch dann auch flüssig liefe und funktional bliebe, ist unklar. Außerdem ist die Anzahl der Subpicture-Spuren ja auf 32 (also maximal 32 Animationsschritte) begrenzt.]
Und jetzt bitte mal in ein DVD-Menü reingucken und mal nachvollziehen, welche Bereiche wohl Hotspot sind, und wie groß sie sind, und was für Formen im Subpicture gezeichnet wurden.
Still Menues
sind Standbilder mit klickbaren Buttons, die so lange angezeigt werden, bis der Benutzer klickt. (Oder ein interne Angabe eine Timeout-Kommando gibt: wenn das Menü länger als 5 Minuten nicht benutzt wird, wechsle zu Track x).
Still Menues können keine Audiospur enthalten (weil das Standbild keine zeitliche Ausdehnung besitzt).
Nicht-bewegte Menüs mit Audiospuren sind also technisch Videomenüs mit einem Video, das nur das Standbild zeigt im Hintergrund.
Eine Diashow, die nicht nach vorgegebenen Zeiten die Bilder wechselt, sondern auf den Knopfdruck des Benutzers wartet, wäre also durch eine Reihe von Still Menues (die jeweils ein Bild zeigen und z.B. einen "Blättern"-Button haben) umsetzbar.
Videomenüs
sind Menüs mit einem Video in der Bildspur als Hintergrund. Nachdem das Video durchgelaufen ist, muß angegeben werden, ob wieder an den Anfang gesprungen und eine Endlosschleife gebildet werden soll, oder ob nach dem Durchlaufen des Videos etwas anderes passieren (d.h. ein anderer Track [egal ob Menü oder nicht] abgespielt werden) soll.
Auch hier kann die Timeout-Funktion eingesetzt werden: das Menü läuft in Endlosschleife (deren Dauer z.B. eine Minute beträgt), aber wenn fünf Minuten lang nix passiert, soll ein anderer Track abgespielt werden (z.B. der, der durch den ersten Button aufgerufen würde).
Hier kann auch eine (oder mehrere) Tonspuren ergänzt werden.
Da weder Subpicture noch Hotspots animierbar sind, können sie Form und Position nicht verändern. Wenn also etwas Bewegtes im Hintergrund "anklickbar" sein soll, sollte es sich immer innerhalb der Hotspot- und Subpicture-Bereiche bewegen.
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- Filmbereich last edited on 13 June 2007 at 1:54 pm by swiki.hfbk-hamburg.de