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Programmvorschau

Termin: Mittwochs gegen 18:00h im HfbK Kino 32 AV, HfBK-Averhoffstr. 38


Programm 5.11.03



Raoul Walsh
WHITE HEAT
USA - 1949 - 90 min. - schwarzweiß

Ein brutaler und neurotischer Verbrecher mit einem krankhaften Mutterkomplex wird von einem Polizeibeamten eiskalt erledigt, der sich in sein Vertrauen und seine Bande eingeschlichen hat. Klassischer "film noir" aus der Nachkriegszeit; lakonisch, mit raffinierten Actionszenen und intensiver Atmosphäre. James Cagney spielt seine Rolle mit abstoßender Brillanz.


Vittorio de Sica
MIRACOLO A MILANO
Italien - 1950 - 95 min. - schwarzweiß

Das anspruchsvoll surrealistische Märchen vom guten Totò, der den Armen am Stadtrand von Mailand ein fröhliches Budendorf baut, bis die Besitzgier der Reichen sie das Land suchen läßt, wo "Guten Tag" wirklich "Guten Tag" bedeutet. Ein Loblied auf Güte und Hilfsbereitschaft, reich an poetischen und humanen Werten. Eines der unvergänglichen Meisterwerke der Filmkunst.




Programm 29.10.03


Max Ophüls
LOLA MONTES
Deutschland / Frankreich - 1955 - 102min.

Als Sensation um die Mitte des 19. Jahrhunderts in einer riesigen Zirkusmanege in New Orleans zur Schau gestellt, läßt die berühmt-berüchtigte Tänzerin Lola Montez gegen billige Dollars ihr Leben Revue passieren. Die Episoden sind auf mehreren Stil- und Handlungsebenen kunstvoll zu einer großen Moritat und zugleich zu einer ironischen und boshaften Attacke gegen ein Publikum
zusammengefügt, das sensationslüstern und wirklichkeitsblind ist. Ophüls' großartiger CinemaScope-Farbfilm ist ein Meisterwerk der Eleganz: Die Bilddramaturgie des Films, in dem die Rückblenden in ihrer anfänglich verwirrenden Anzahl und Vielfalt immer wieder neu und verschieden gestaltet sind, läßt die Farben selbst spielerisch Bedeutung annehmen.


Joseph L. Mankiewicz
ALL ABOUT EVE
USA - 1950 - 137 min. - schwarzweiß

Eine skrupellos ehrgeizige Kleindarstellerin erschleicht sich die Protektion eines alternden Broadway-Stars und steigt unaufhaltsam in der Schauspieler-Hierarchie auf, bis sie ihr früheres Idol nahezu aus dem Geschäft verdrängt. Nur mit Mühe kann die einstige Diva ihre Position beruflich und privat behaupten und einen moralischen Sieg erringen. Bitter-witzige Tragikomödie aus der Welt des amerikanischen Showgeschäfts, mit treffsicheren Dialogen und herausragenden Schauspielerleistungen; auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Eitelkeit und Herzlosigkeit der Filmbranche. Perfekte und faszinierende Kinounterhaltung.




Programm 22.10.03


Roberto Rossellini
EUROPA 51
Italien - 1952 - 100 min. - schwarzweiß

Eine mondäne Amerikanerin in Rom bricht nach dem von ihr mitverschuldeten Tod ihres Sohnes aus Ehe und Gesellschaft aus, um in reiner Nächstenliebe einen neuen Lebenssinn zu finden, bis sie von ihrem Mann in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird. Resignative Analyse des geistigen und moralischen Klimas der Nachkriegszeit. Formal uneinheitlich, ist der Film doch ein interessanter Kommentar zur Zeitgeschichte.


René Clair
PORTE DE LILAS
Frankreich - 1956 - 98 min. - schwarzweiß

In die kleine Welt einer Pariser Vorstadt - bevölkert von Spießern und
Ganoven, Bettlern und Straßensängern, dazwischen Arbeiter und Kleinbürger mit soliden Moral- und Ehrbegriffen - bricht ein Mörder ein. Er wird zunächst von zwei Freunden versteckt, bis er skrupellos die Tochter des Kneipenwirts für seine Zwecke mißbraucht. Eine simple Alltagsgeschichte, die Themen wie Liebe und Freundschaft, Ich-Bezogenheit und Da-Sein für andere ohne große Worte behandelt, von René Clair in reine Poesie umgesetzt. Realistisch in der Milieuschilderung, hervorragend inszeniert und gespielt.




Programm 15.10.03


Leni Riefenstahl
TRIUMPF DES WILLENS
Deutschland - 1935 - 114 min. - schwarzweiß

Anfang September 1934, zwei Monate nach der Ermordung des SA-Chefs Röhm, ließ sich Hitler auf dem Parteitag von Nürnberg als unumschränkter Herrscher feiern. Diesen Triumph hielten in seinem Auftrag die Regisseurin Leni Riefenstahl und 36 Kameraleute in einem Dokumentarfilm fest, der seine propagandistische Wirksamkeit vor allemseiner Montagekunst verdankt und der nach dem Krieg von der (vorzugsweise amerikanischen und britischen) Kritik den großen Dokumenten der Kinoästhetik zugeordnet wurde. Den Titel "Triumph des Willens" hatte ihm Hitler selbst gegeben.


Friedrich Wilhelm Murnau
DER LETZTE MANN
Deutschland - 1924 - 73 min. - schwarzweiß

Eine expressionistische Studie über das Schicksal eines altgewordenen
Hotelportiers zur Zeit der Jahrhundertwende in Berlin, der degradiertwird und seine ihn mit Stolz erfüllende Uniform mit der eines Toilettenwärters tauschen muß. Ein filmhistorisch bedeutsames Stummfilmdrama. Der "entfesselten" Kamera gelingen zwingende Bildsequenzen, die nur sehr sparsamer Zwischentitel bedürfen, um dieseelischen Vorgänge deutlich zu machen. Ein positives Ende - der alte Mann beerbt einen in seinen Armen sterbenden Millionär - wurde Murnau aufgezwungen; er inszenierte es mit bewußt ironischer Übertreibung.




Programm 1.7.03 (Dienstag)


Zeitbilder Rußland

Andrej Tarkowskij
SOLARIS
UdSSR - 1972 - 167 min

Ein Psychologe wird zum Planeten Solaris geschickt, um unerklärlichen Vorkommnissen auf der dortigen Forschungsstation nachzuspüren. Die Konfrontation mit einer absolut fremden Lebensform (der gesamte Planet spiegelt als kollektives Bewußtsein die Erinnerungen, Ängste und Wünsche der Raumfahrer zurück) wird für die Besatzung des Raumschiffs zur metaphysischen Reise in die Innenwelt ihrer eigenen Kultur. Nach dem Science-Fiction-Roman von Stanislaw Lem erzählt Andrej Tarkowskij eine philosophische Fabel, die um die abendländischen Ideen von Tod, Liebe und Auferstehung kreist. Ein brillant inszenierter, äußerst reicher und vielschichtiger Film, der, im Gewand einer technischen Utopie, die Hybris traditionellen Fortschrittsglaubens in Frage stellt.

STALKER
UdSSR - 1978/79 - 163 min.

Unter der Führung des "Stalkers", eines Pfadfinders und Ortskundigen, der am Rande der Welt in einer vom Verfall gezeichneten Industrielandschaft lebt, begeben sich ein Wissenschaftler und ein Schriftsteller in die mysteriöse "Zone", wo es angeblich einen Ort geben soll, an dem die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen. Die Expedition wird zur Reise in die Innenwelt der Protagonisten und zum Panorama einer gottverlassenen europäischen Zivilisation. Ähnlich wie in "Solaris" benutzt Tarkowskij eine Science-Fiction-Vorlage als Hintergrund für mystisch-philosophische Reflexionen und überwältigende Bildvisionen, mit denen er die Grenzen des herkömmlichen Erzählkinos poetisch überschreitet. Die eigenwillige Ästhetik seiner Filmsprache, die sich jedem oberflächlichen Realismus verweigerte, nötigte Tarkowskij 1982 zur Emigration aus der Sowjetunion. Er starb am 29.12.1986 in Paris. Sein letzter Film war "Das Opfer".




Programm 25.6.03


direct cinema

Dir. DA Pennebaker
Kamera Robert Drew, Richard Leackock, DA Pennebaker
THE CHAIR
USA 1963 55min
The last moment commutation of Paul Crump's death sentence.

http://www.pbs.org/now/arts/maysles.html


Richard Leacock
PRIMARY
USA 1962 75min

Primary was one of the first cinema verite documentaries. It covers the 1960 election between then-Senator John F. Kennedy, Jr. and Hubert Humphrey for President of the United States.
It is difficult to judge on whose side Drew was. He features god-like, rock star shots of Kennedy throughout the film; however Drew seems to feature more crowd reactions with the Humphrey footage, for example, the scene with several enthusiastic farmers in response to Humphrey's words. Drew, however, does highlight the fact that Kennedy drew larger crowds in many scenes.
The film is very intimate. Drew utilizes many close-up shots of the presidential candidates, and intrudes on back-stage action, tour busses, professional office space, and personal interactions with the fans and public. The camera follows close behind its subject, as well as those close to the subject; notably, a medium close-up shot of Jackie Kennedy Onassis looking on during one of her husband's speeches.




Programm 18.6.03


Zeitbilder

Joseph Mankiewics
THE BAREFOOT CONTESSA
USA - 1954 - 128 min.

Der Rückblick eines Managers auf das Leben der von ihm betreuten spanischen Tänzerin, die er zum Hollywood-Star machte, ohne sie vor Einsamkeit, Frustrationen und einem tragischen Tod bewahren zu können. Mit seinen Ansätzen zur Gesellschaftskritik, seiner zynischen Philosophie, den intelligenten Dialogen und einer bis in die Nebenrollen präzisen Besetzung hinterläßt der Film einen zwiespältigen Eindruck. Als typisches Hollywood-Produkt seiner Zeit dennoch interessant.


Alain Resnais
L'ANNEE DERNIERE A MARIENBAD
Frankreich / Italien - 1960 - 94 min. - schwarzweiß, Scope

Während einer Gesellschaft in einem prunkvollen Barockschloß will ein Mann eine junge Frau davon überzeugen, daß sie einander schon einmal begegnet sind und sie ihm versprochen habe, einen anderen Mann zu verlassen. Während er sie mit bruchstückhaften Erzählungen aus der (fiktiven/geträumten?) Vergangenheit konfrontiert, quält sie sich damit ab, sich erinnern zu können. Resnais verwebt Zeit- und Wirklichkeitsebenen zu einem komplizierten System geheimnisvoller Rückbezüge, Parallelen, Hypothesen und Kontraste. Der von der modernen französischen Literatur inspirierte Film liefert zur verwickelten Struktur des Inhalts eine faszinierende visuelle Entsprechung: Labyrinthisch sind auch die Bilder, Montagen und Schauplätze, obwohl sie zugleich einem strengen, fast abstrakten Konzept untergeordnet sind. Eine anspruchsvolle filmische Reflexion über die Schwierigkeit, Wirklichkeitseindrücke zu objektivieren.




Programm 11.6.03


Carl Theodor Dreyer
ORDET
Dänemark - 1954 - 125 min - schwarzweiß

Eine Bäuerin stirbt nach der Totgeburt ihres Kindes. Der irrsinnige Bruder des Mannes hatte diesen Tod vorausgesagt, zugleich aber versprochen, er werde sie wieder zum Leben erwecken. An der Totenbahre bittet er, wieder geheilt, Gott um die Auferstehung, die tatsächlich geschieht. Dreyers vorletzter Film, entstanden in einer von langen Unterbrechungen geprägten Schaffensperiode, ist inhaltlich wie formal ein Unikum im europäischen Nachkriegskino: Abseits modischer Strömungen meditiert der große dänische Regisseur über substantielle Fragen des Christentums, wobei er die Bühnenvorlage des Dramatikers Munk (1944 von der Gestapo ermordet) zu streng komponierten Bildfolgen und nahezu statischen Figurentableaus verdichtet. Beeindruckend in der radikalen religiösen Ernsthaftigkeit, eindringlich in der psychologischen Zeichnung der Figuren.


Werner Herzog
AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN
Deutschland - 1969/70 - 98 min. - schwarzweiß

Die kleinwüchsigen Insassen eines Erziehungsheims nutzen die Abwesenheit des Direktors zum Ausbruch aus der gewohnten Ordnung. Ihre evolte endet im Chaos. Wie in "Lebenszeichen" schildert Herzog auch in seinem zweiten Spielfilm einen radikalen Ausbruchsversuch aus der Welt der Hierarchien und Konventionen, dem der Rückfall in zwanghafte Wiederholung folgt. Mit irritierenden, oft surrealistischen Bildfolgen sprengt der Film herkömmliche Erzähldramaturgien und strebt nach visionärer Grenzüberschreitung. Zahlreiche Motive aus Herzogs späterem Werk klingen an: die Gesellschaft, gesehen aus der erspektive von Randexistenzen; Visionen vom Zusammenbruch der bürgerlichen Werte; Wahn und Besessenheit als wirklichkeitsgestaltende Kräfte.




Programm 04.6.03


ciné vérité

Jean Rouch
LES MAITRES FOUS
Frankreich, Ghana; 1954, 30 Min

The film begins with footage of Accra, Ghana, a densely populated city
on Africa's west coast. The story follows a few men who live in Accra,
but leave some weekends to attend Hauka religious ceremonies in the
woods outside the city. Most of the film records a day-long Haukan
gathering for a possession ceremony. This particular ceremony was a
yearly Hauka ritual, held in the Hauka high priest's compound. Rouch's
footage and narrative illustrate the interaction between worshippers of Hauka Gods and the rituals these worshippers perform while in their
religious trances. Animals are sacrificed, worshippers froth at the
mouth and hold torches to themselves to demonstrate the depth of their
trances. After a few hours, the ceremony breaks up and the Hauka drive
home. The film ends with footage shot on the Monday following the
ceremony. Rouch finds the men back in their everyday lives in Accra,
working at their jobs.


Chris Marker
LA JETEE
Frankreich 1962, 29 min

Science-fiction-Fotofilm, der die rätselhafte Geschichte eines Kriegsgefangenen in Paris schildert, der in radioaktiv verseuchten Kellern von Wissenschaftlern für Zeitreise-Experimente
mißbraucht wird (der Kurzfilm ist die Vorlage für Terry Gilliams "12 Monkeys" von 1995).


Jean Rouch / Edgar Morin
CHRONIQUE D'UN ETE
Frankreich - 1960 - 85 min. - schwarzweiß

Wahllos herausgegriffene Menschen in Paris im Sommer 1960 beantworten vor der Kamera Fragen nach ihrem Leben. Eine reportagehafte psychologische Studie, die mit Interviews der sozialen Wirklichkeit auf die Spur kommen möchte, es dabei jedoch zu sehr auf das demonstrative Exempel anlegt.


Jean-Luc Godard
LE MEPRIS
Frankreich / Italien - 1963 - 95 min. - Scope

Die Ehe eines Drehbuchautors zerbricht bei den Arbeiten zu einem Film über die Irrfahrten des Odysseus, weil seine Frau glaubt, er wolle sie an den Produzenten abtreten, um die eigene Position zu sichern. Godards Film über das Filmemachen und die Welt des Films, komponiert in auffälliger Farbdramaturgie: Braun, Gelb und Grün dominieren bei den Außenaufnahmen, Rot, Blau und Weiß in den Innenräumen. Ein auf der Handlungsebene schlichter, beinahe belangloser Film, der seinen inszenatorischen Reichtum aber in einer Vielzahl von Zitaten und Anspielungen, Dopplungen und Brechungen offenbart und damit zu einem faszinierenden Dokument unermüdlicher (Selbst-)Reflexion wird.




Programm 28.5.03


neorealismo 3 (Italien/Indien)

Federico Fellini
OTTO E MEZZO (8 1/2)
Italien / Frankreich - 1962 - 138 min. - schwarzweiß, Scope

Ein Filmregisseur gerät in eine berufliche und private Krise. Mit
rastloser Unruhe versucht er sich erfolglos an verschiedenen Projekten. Er erinnert sich seiner verdrängten Komplexe und verlorenen Kindheitsträume, reflektiert über die Absurditäten seiner Branche, sein Verhältnis zur Kunst und zum weiblichen Geschlecht, schließlich grundsätzlich über den Sinn des Lebens. In seinem ebenso amüsanten wie vielschichtigen Selbstporträt geht Fellini schonungslos mit seinesgleichen und dem Kino ins Gericht; ein Dokument der Ratlosigkeit, zugleich aber auch ein Stück filmischer Selbsttherapie. Ein klug durchdachter "Film im Film", der in die Vision einer solidarischen, erlösten Welt ündet.


Ritwik Ghatak
MEGHE DHAKA TARA (Der verborgene Stern)
Indien - 1960 - 121 min. - schwarzweiß

Nach der Teilung Bengalens 1947 flieht eine Familie nach Kalkutta. Statt sich in der Emigration gegenseitig zu stützen, beuten alle Familienmitglieder rücksichtslos die opferbereite Tochter aus, bis diese krank wird. Mit dem Fatalismus einer griechischen Tragödie strebt der stilistisch geradlinig und konsequent inszenierte, in der Detailbeschreibung präzise und von einer einfühlsamen Musik getragene Film eines renommierten indischen Regisseurs seinem verhängnisvollen Ende entgegen.




Programm 21.5.03


neorealismo 2

Roberto Rossellini
PAISA
Italien - 1946 - 126min. - schwarzweiß

In sechs Episoden werden die Schlußphase des Zweiten Weltkriegs in Italien, der Vormarsch der Amerikaner und der Kampf der Partisanen geschildert:
1. Eine Italienerin führt US-Soldaten zum Versteck einer deutschen Nachhuttruppe und stirbt im Kampf. 2. Ein GI erlebt durch einen Straßenjungen das soziale Elend im zerstörten Neapel.
3. Die mit einer Enttäuschung endende Romanze zwischen einem US-Soldaten und einer römischen Prostituierten.
4. Eine amerikanische Krankenschwester erfährt vom Tod ihres italienischen Geliebten im Partisanenkrieg.
5. Drei amerikanische Feldgeistliche verursachen bei ihren Gastgebern in einem Kloster Bestürzung, weil nur einer von ihnen katholisch
ist.
6. Ein geflohener amerikanischer Kriegsgefangener wird im Partisanenkampf erschossen, als er die Hinrichtung der Widerstandskämpfer verhindern will. (Die letzte Episode wurde vor der deutschen Kinopremiere entfernt.) Rossellinis Klassiker des Neorealismus dokumentiert die politisch-soziale Situation jener Zeit in einer Kombination aus Reportage und Spielhandlung. Die unsentimentale Darstellung des Kriegsalltags und die unmittelbare
Teilnahme der Kamera am Geschehen reflektieren auf überzeugende Weise die Stimmung jener Zeit und erschüttern heute wie damals.


Pier Paolo Pasolini
MAMMA ROMA
Italien - 1962 - 106 min. - schwarzweiß

Die Geschichte einer Prostituierten, die nur für das bürgerliche Glück ihres Sohnes lebt, ihn zuletzt aber für immer verliert. Das bewegende Sozialdrama wird durch die kunstvoll-karge Form zu einer exemplarischen menschlichen Tragödie überhöht. Herausragend ist dabei neben der Leistung der Hauptdarstellerin vor allem die Balance zwischen direkter Sinnlichkeit und strengem Formwillen sowie die kühne, aber gelungene Einbindung christlicher Ikonografie in die Filmsprache.




Programm 14.5.03


neorealismo

Luchino Visconti
OSSESSIONE
Italien - 1942 - 134 (gek. 104) schwarzweiß

Ein wandernder Arbeiter findet in der italienischen Po-Ebene Unterkunft und Beschäftigung bei einem Tankstellenbesitzer, mit dessen junger Ehefrau er ein leidenschaftliches Liebesverhältnis beginnt. Die zunehmend verzweifelter und skrupelloser werdende Glückssehnsucht des Paares treibt es zum Mord am Ehemann. Die Folgen der Tat zerstören alle Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft. Viscontis beeindruckender Erstlingsfilm zeichnet sich durch sinnliche Kraft, exakte Milieuzeichnung und eine differenzierte Moral aus: Die Einbeziehung sozialer Verhältnisse und authentischer Schauplätze in die Handlung begründete einen neuen Stil im italienischen Film; anhand von "Ossessione" entwickelten italienische Kritiker erstmals den Begriff "Neorealismus". Die ungewöhnlich offene und pessimistische Darstellung einer verbotenen, an gesellschaftlichen Normen scheiternden Liebe erregte das Mißfallen der Zensur im Mussolini-Regime. Anders als spätere Verfilmungen des Romans von James M. Cain ("Im Netz der Leidenschaften", 1946; "Wenn der Postmann zweimal klingelt", 1980) fügt Visconti die kriminalistischen und melodramatischen Elemente in ein kritisches Zeitbild ein, ohne die faszinierende Lebendigkeit der Figuren zu schwächen. 1985 erstellte das ZDF eine neu synchronisierte, integrale Version des Films. (Alternativtitel: "Besessenheit")



Roberto Rossellini
ROMA, CITTA APERTA
Italien - 1945 - 100 min. - schwarzweiß

Die Aktivitäten, die Verfolgung und das grausame Ende einer italienischen Widerstandsgruppe zur Zeit der deutschen Besatzung Roms (1944). Im Mittelpunkt die Schicksale eines in einer illegalen Druckerei beschäftigten Arbeiters und eines Priesters, der ihm und anderen Verfolgten Schutz gewährt. Der Film wurde noch während des Krieges konzipiert und beruft sich auf historisch belegte Begebenheiten. Rossellini inszenierte mit persönlichem, spontanem Engagement in dokumentarischem Stil. Ein Zeugnis der Zeitgeschichte - und ein Meilenstein der Filmgeschichte, der den italienischen "Neorealismus" weltweit berühmt machte.




Programm 7.5.03


Yashujiro Ozu
TOKYO MONOGATARI

Tokyo Monogatari (Tokyo Story) aus dem Jahre 1953 ist einer der berühmtesten Filme von Ozu. Ein altes Ehepaar besucht seine Kinder in Tokio, die sich bald in ihrem Alltag gestört fühlen. Nach dieser schmerzvollen Erfahrung treten die alten Menschen die Heimreise an, bei der die Mutter zusammenbricht. Die Kinder eilen an ihr Sterbebett und teilen den Besitz auf.


Alfred Hitchcock
VERTIGO

Scottie Ferguson ein ehemaliger Kriminalbeamter, der wegen seiner Akrophobie (Höhenangst) den Dienst quittieren musste bekommt von Gavin Elster, einem alten Freund, den Auftrag, dessen Frau Madleine zu beschatten, deren eigenartiges Verhalten Selbstmordabsichten befürchten lässt.

Nach und nach verliebt sich Scottie immer mehr in die Frau, die er beobachtet. Als sie sich zu ertränken versucht, rettet er sie, aber als sie sich bald darauf von einem Kirchturm zu stürzen droht, kann er sie wegen seiner Krankheit nicht daran hindern. Von Schuldgefühlen gequält, hat Scottie einen Nervenzusammenbruch. Mit Hilfe seiner alten Freundin, Midge, findet er allmählich wieder ins normale Leben zurück.

Eines Tage begegnet er auf der Strasse einer Doppelgängerin Madeleines, die behauptet, sie heisse Judy Barton. In Wahrheit ist sie selbst Madleine, die zur Zeit ihrer ersten Begegnung nach Elsters Frau, sondern seine geliebte war. Ihr angeblicher Tod gehört zu dem Plan, nach dem sie die wirkliche Ehefrau töteten: die beiden Komplizen hatten ihre Ermordung so inszeniert, dass Scottie davon überzeugt war, den Selbstmord von Mrs. Elster beobachtet zu haben.

Als Scottie schließlich Verdacht schöpft, bringt er Judy, um sie zu einem Geständnis zu bewegen, wieder zu dem Kirchenturm und zwingt sich, mit ihr hinaufzusteigen. Das angsterfüllte Mädchen rutscht aus und stürzt diesmal wirklich zu Tode. Er ist nicht glücklich, aber wenigstens befreit.




Programm 05.03.03 ab 14:00 Uhr


Satyajit Ray Trilogie:

PATHER PANCHALI
Indien - 1955 - 130 min. - schwarzweiß
Szenen aus dem Leben einer indischen Familie, ausgerichtet auf die ntwicklung des noch kleinen Sohnes Apu, der in Armut aufwächst und als erstes schmerzliches Erlebnis den Tod der Schwester verarbeiten muß. Erster Film aus der Trilogie "Apus Weg ins Leben", von Satyajit Ray in epischer Breite erzählt, ungemein dicht, voller symbolischer Poesie, menschlich sehr eindringlich.

APARAJITO
Indien - 1956 - 100 min. - schwarzweiß
Schul- und Collegejahre des jungen Apu, der sich gegen den Wunsch seiner Mutter durchsetzen muß: Sie will, daß er Priester wird. Der Tod der Mutter zwingt ihn, seinen Weg ins Leben allein zu gehen. Zweiter Film der Trilogie von Satyajit Ray, deutlicher als der erste Teil am Vorbild des italienischen Neoverismus orientiert. Menschlich eindringlich und formal vorzüglich.

APUR SANSAR
Indien - 1959 - 105 min. - schwarzweiß
Einem Freund zuliebe heiratet Apu die junge Opuna, deren vorgesehener Bräutigam sich am Tag der Hochzeit als schwachsinnig erweist. Seine Frau stirbt bei der Entbindung eines Sohnes, um den Apu sich fünf Jahre nicht kümmert. In diesem dritten Teil der Trilogie setzen sich die europäischen Vorbilder, vor allem in der Bildsprache, endgültig durch. Eindringlich und überzeugend inszeniert, verbindet der Film traditionelle Chiffren mit einer modernen Betrachtungsweise.


Dokumentarfilm zu Satyajit Ray stream (RealMedia)
Format: 320x240
Duration: 132 mins
Director Name: Shyam Benegal
Year: 1980





Programm 26.2.03


John Ford
THE IRON HORSE
USA 1924 105 min. sw, stumm

Der Bau der ersten kontinentalen Eisenbahn Amerikas in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der den Mörder seines Vaters sucht und sich in die Tochter eines Eisenbahnunternehmers verliebt. Der Stummfilm wurde gänzlich an Originalschauplätzen gedreht - für damalige Zeiten sehr ungewöhnlich. Ein früher Höhepunkt im Schaffen John Fords.


Howard Hawks
THE BIG SKY
USA - 1952 - 125 min. - sw

Eine Gruppe Pelzjäger stößt 1830 im hohen Norden Amerikas mit Indianern und den Vertretern einer Pelzkompanie zusammen. Ein spannender Abenteuerfilm von überdurchschnittlichem Format, überzeugend in der Charakterzeichnung, mit grandiosen Landschaftsaufnahmen des Missouri-Gebietes. Meisterhaft (in der kompletten Version) vor allem, wie der Film die Konfrontation von Zivilisation und vermeintlicher Wildnis, von physischen und geistigen "Werten", von bindender Liebe und ungezügeltem Freiheitsdrang als Kampf antagonistischer Kräfte versinnbildlicht. (Im deutschen Kino liefen unter den Titeln "Das Geheimnis der Indianerin" und "Die Flußpiraten vom Missouri" jeweils stark gekürzte Fassungen. Erst 1971 rekonstruierte das Fernsehen den Film und erstellte eine Version, die dem verschollenen 140minütigen Original am nächsten kommt.)


Fred Zinnemann
HIGH NOON
USA 1952 85 min. chwarzweiß

Um 1870: Am Tag seiner Hochzeit wird ein US-Marshal zu einer Gewissensentscheidung gezwungen: Ein Gangster, den er vor Jahren ins Gefängnis brachte, dürstet nach Rache und soll mit dem Mittagszug eintreffen. Die feigen Bewohner der Stadt raten dem Marshal, sich in Sicherheit zu bringen. Seine Braut, eine Quäkerin, verabscheut Gewalt und will ihren Mann verlassen, falls er sich der selbstmörderischen Auseinandersetzung stellen sollte. Dennoch kann er im Alleingang seinen Widersacher und dessen Komplizen zur Strecke bringen. Zinnemanns "psychologischer" Western bereicherte das Genre nicht nur um neue dramaturgische Raffinessen (die Einheit von Ort und Zeit ist virtuos zur Spannungssteigerung genutzt) und um den damals noch ungewohnten Typus des "gebrochenen" Helden, der an seinem Auftrag zweifelt, sondern verschärfte auch die moralischen Aspekte der Fabel. Über seinen filmhistorischen Wert hinaus stellt der populärste und meistausgezeichnete Film der 50er Jahre eine bittere Abrechnung mit der McCarthy-Ära dar. Der Drehbuchautor Carl Foreman war 1951 auf die "Schwarze Liste" des Kommunistenjägers geraten und hat in dem Stoff eigene Erfahrungen verarbeitet.




Programm 19.2.03


Robert Flaherty
NANOOK OF THE NORTH
USA 1921 65 min. sw

Einer der bedeutendsten Dokumentarfilme der Stummfilmära. Flaherty verbrachte mehrere Monate in der Arktis, um den Eskimo Nanuk und seine Familie bei den alltäglichen Verrichtungen (Jagd, Fischfang, Iglubau, Fellhandel, Pflege der Kinder, Betreuung der Schlittenhunde) mit der Kamera zu beobachten. Der Film zeigt die Härte dieses Lebens, die Schönheit der Eislandschaft und die naive Fröhlichkeit der Menschen. Nachdem lange Zeit nur eine verstümmelte Fassung im Umlauf war, wurde der Film in den 80er Jahren in den USA sorgfältig rekonstruiert.


Friedrich Wilhelm Murnau / Robert Flaherty
TABU
USA - 1929/30 - 81 min. - sw

Ein Mädchen auf der Südseeinsel Tahiti wird unvermittelt aus kindlichen Spielen und Jugendträumen gerissen und für das Amt der Priesterin bestimmt. Reri wird mit einem Tabu belegt, das heißt nach altem religiösem Brauch den Göttern geweiht. Ein junger Mann begehrt sie für sich und entführt sie aus dem Heiligtum, aber ihre Liebe muß tragisch enden. Eine außergewöhnliche poetische und stimmungsstarke Mischung aus Spielfilm und ethnografischer Studie, einfühlsam und taktvoll. Während der Dreharbeiten zu dem gemeinsam projektierten Film schied Flaherty wegen Meinungsverschiedenheiten aus; Murnau gab in seiner letzten Regiearbeit der Spielhandlung ein größeres Gewicht als ursprünglich geplant.


Pare Lorentz
THE RIVER
USA 1937 31 min sw

Between 1935 and 1938, Lorentz made two films under the auspices of The Department of Agriculture, The Plow That Broke the Plains and The River, both of which had been met with tremendous critical and popular success. The script that Lorentz wrote for the narration of The River is a free-verse masterpiece which was praised by James Joyce as "the most beautiful prose that I have heard in ten years", and was nominated for the Pulitzer Prize for Poetry in 1938. Whitmanesque in quality, the narration matched in form the epic character that Lorentz attempted to give to the work of the TVA as well as the heroic quality of the American landscape which he believed so passionately had to be conserved. He believed that music could be use to significantly augment the emotional and dramatic power of the film medium. This belief was borne out in his use of music in The Plow That Broke the Plains and The River, both of which were scored by Virgil Thompson and performed by members of the New York Philharmonic.


Pare Lorentz
THE PLOW THAT BROKE THE PLAINS
USA 1936 26 min sw

The Script for The Plow That Broke the Plains was much more spare than the script of The River. Lorentz did not sit down to write it until both the shooting and the score were complete. Similar in its poetic form to The River, The Plow That Broke the Plains was written in free verse and made use of a Walt Whitman-like repetition of words and phrases and the inclusion of many American place names.

Links zu Pare Lorentz (Skript in Versform, Dichtung, Filmausschnitte)
http://xroads.virginia.edu/~1930s/FILM/lorentz/front.html


Joris Ivens
POWER AND THE LAND
USA 1940 37min sw
[Kamera: Paul Strand u.a.]

"Power and the Land" wirbt für die Elektrifizierungs-Kampagne der US-Regierung.
[...] While shooting The Power and the land, Joris Ivens developed new methods of working with non-actors, in this case the Parkinson Family of East Ohio. 60% of normal documentary film has nothing to do with acting, Ivens explained in his autobiography, and he called The Power and the Land a film which deamanded "re-enactment". The director eventook Bill Parkinson to a James Cagney movie to explain film grammar. This should not imply that the Parkinsons actions were contrieved; Ivens stressed that peaople cannot be made to do what is unnatural to them. There were rehearsals, but during the shot Ivens used techniques suggested by the Soviet director Vasevold Pudovkin. For the scene in which a fateful letter arrives from the Dairy, Ivens in fact wrote a "startling message" on the letter, to get a spontaneous reaction from Bill Parkinson. [...]




Programm 12.2.03


Jean Vigo
ZERO DE CONDUITE
(Die Lümmel von der ersten Bank - Betragen ungenügend)
Frankreich, 1933, Schwarzweiß, 44 min.
[Kamera: Boris Kaufman]

Schülerrevolte gegen autoritäre Lehrer in einem französischen Internat. Bemerkenswerter Debütfilm des jung verstorbenen Jean Vigo (1905 - 1934), der hier in verfremdeter, teilweise surrealistischer Form seine eigenen Erfahrungen als Internatsschüler zum gezielten Angriff gegen eine autoritäre Gesellschaft verarbeitet hat.


Jean Vigo
L' ATALANTE
Frankreich 1934 78 min. sw
[Kamera: Boris Kaufman]

Die junge Frau eines Schiffsführers ist des eintönigen Lebens an Bord überdrüssig und verläßt heimlich das Schiff. Ein schrulliger Bootsmann spürt sie wieder auf und führt sie zu ihrem Mann zurück. Einziger abendfüllender Spielfilm des im Alter von 29 Jahren verstorbenen Jean Vigo, der die an sich banale Geschichte in einer sensiblen Mischung aus Poesie und Wirklichkeit mit sozialem Engagement erzählt.


Jean Renoir
LA REGLE DU JEU
Frankreich 1939 113 min. sw
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart / Monsigny / Camille Saint-Saëns / Johann Strauß, Schnitt: Marguerite Renoir

Auf einem französischen Schloß kommt es während einer Jagdfeier zu einem Ausbruch entfesselter Leidenschaften mit tödlichem Ausgang: Der Pilot Julien hat sich in die Hausherrin Christine verliebt. Die feine Gesellschaft weiß um die Affäre, verschweigt sie jedoch dezent. Ein zweites Eifersuchtsdrama spielt sich zwischen dem Jagdhüter Schumacher und dem Wilddieb Marceau ab, der Schumachers Frau den Hof macht. Als Julien und Christine sich nachts treffen, wird Julien von Schumacher erschossen, weil er ihn irrtümlich für Marceau hält. In Renoirs Meisterwerk verbergen sich unter einer komödiantischen Oberfläche Zeitkritik und bittere Skepsis; der Zusammenbruch der sanktionierten Lüge wird als sarkastisch-heiterer Reigen inszeniert, und die gesellschaftlichen "Spielregeln" jener Zeit entpuppen sich als selbstzerstörerische Konventionen. Daß Renoir die Stimmung im Vorkriegs Frankreich präzise getroffen hatte, zeigte die Reaktion seiner Landsleute. Der Film wurde vom Publikum abgelehnt und im Oktober 1939 von der Zensur als "demoralisierend" verboten.




Programm 5.2.03


Fritz Lang
DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE
Deutschland, 1932, Schwarzweiß, 122 min.

Elf Jahre nach seinem zweiteiligen Stummfilm "Dr. Mabuse, der Spieler" griff Fritz Lang nochmals auf die Gestalt jenes genialen Verbrechers zurück. Mabuse, der als Wahnsinniger in einer Heilanstalt lebt, verbreitet mit Hilfe des von ihm hypnotisierten Arztes Schrecken in der Welt. Nach seinem Tod wird der Arzt, der sich für seine Reinkarnation hält, von der Polizei zur Strecke gebracht; doch er entzieht sich der Staatsgewalt, indem er wahnsinnig wird. Als politisches Gleichnis für das Aufkommen des Faschismus umstritten, ist der Film ein spannend und suggestiv inszenierter Thriller von außergewöhnlich kreativer Gestaltung. Vor allem seine Experimente mit dem Ton und den Bauten sind bemerkenswert. (Alternativtitel: "Das Tagebuch des Dr. Mabuse"; "Dr. Mabuses Testament")


Carl Theodor Dreyer
VAMPYR - DER TRAUM DES ALLAN GRAY
Frankreich/Deutschland, 1932, Schwarzweiß, 83 (TV 68) min.

Ein junger Mann, ausgestattet mit seherischen Gaben, gerät ins Reich der Vampire und befreit die Tochter eines Schloßherrn aus der Gewalt des Bösen. Dreyers erster Tonfilm ist ein Klassiker des Horror-Genres und zugleich eines der Meisterwerke des europäischen Vorkriegskinos. Durch die subtile Lichtregie und kaum merkliche Akzentverschiebungen entsteht ein Klima unfaßbarer Bedrohung, in dem sich Traum und Wirklichkeit in ständigem Wechsel durchdringen. Auf raffinierte Weise entzieht sich der Film sowohl den expressionistischen Normen des Fantastischen als auch der naturalistisch-künstlichen Darstellung des Grauens. Seine ureigene Fantastik erfordert ein besonderes filmisches Einfühlungsvermögen. (Titel auch: "Vampyr", "Die seltsame Geschichte des David Gray", "Der Traum des Allan Gray")




Programm 29.1.03


Georg Wilhelm Pabst
DIE BÜCHSE DER PANDORA
Deutschland, 1928/29, Schwarzweiß, 131 (TV 105) min.

Freie Stummfilmbearbeitung der "Lulu"-Stücke von Frank Wedekind: die Geschichten einer jungen Frau, die drei Männern zum Verhängnis wird, ehe sie selbst einem Mörder zum Opfer fällt. Mit diesem Film festigte Pabst seinen Ruf als scharfsinniger Psychologe und als Meister des Bildes und der Montage.


Detlef Sierck (Douglas Sirk)
ZU NEUEN UFERN
Deutschland, 1937, Schwarzweiß, 105 min.

Starfilm aus der Blütezeit Zarah Leanders, die hier als populäre Londoner Varietésängerin um 1840 wegen einer Scheckfälschung, die nicht sie, sondern ihr Geliebter beging, nach Australien deportiert wird. Routiniert inszeniert von Detlef Sierck, der es später unter dem Namen Douglas Sirk zum Meister des Hollywood-Melodrams brachte.




Programm 22.1. 03


Josef von Sternberg
DER BLAUE ENGEL
Deutschland, 1930, Schwarzweiß, 108 min.

Die Tragödie eines pedantischen Gymnasialprofessors am Ende des 19. Jahrhunderts, der sich durch die Leidenschaft für eine Tingeltangel-Sängerin lächerlich macht und sich schließlich zugrunde richtet. Erschütternde Charakterstudie von Emil Jannings und Ausgangspunkt für Marlene Dietrichs Weltkarriere als Vamp in Sternbergs kongenialer, wenn auch literarisch nicht exakter Verfilmung von Heinrich Manns "Professor Unrat".


Leni Riefenstahl, Henry R. Soka
DAS BLAUE LICHT
Deutschland, 1932, Schwarzweiß, 72 min.

Eine Berglegende aus den Dolomiten: Im frühen 19. Jahrhundert wird ein fremdartiges Mädchen, das in einer Kristallgrotte Zuflucht gesucht hat, von den abergläubischen Dörflern als Hexe gefürchtet. Es stürzt sich in den Tod, als ein Maler das Geheimnis der Grotte preisgibt. Romantisches Märchen, das Leni Riefenstahl zusammen mit Bela Balacz schrieb und im mystischen Stil als Stummfilm mit Musik in Szene setzte. Die internationale Kritik rühmt den eigentümlichen Reiz der Bildersprache dieses Films.




Programm 15.1.03


Walter Ruttmann
BERLIN 1927 - SYMPHONIE EINER GROSSTADT
Deutschland, 1927, sw, 69 min

Eine klassische Bildreportage über 24 Stunden im Leben der Metropole Berlin des Jahres 1927 - ganz mit den Augen der (u.a. in einer Litfaßsäule versteckten) Kamera gesehen. Ein ungemein eindringlicher und informativer Stummfilm von großem zeitdokumentarischem Wert. Bei der Uraufführung im Tauenzienpalast wurde zur genauen Übereinstimmung von Bild und Musik erstmals das Musik-Chronometer von Carl Robert Blum verwendet.


Dziga Vertov
DER MANN MIT DER KAMERA
UdSSR 1929, sw, 65 Min

Film-Auge ist die behutsame Erkundung der Kamera, die, statt sich im Chaos des Lebens zu verirren, sich in den Verhältnissen, in die sie geraten ist, orientieren muß." Dziga Vertov, der dies 1924 schrieb, war der Mitbegründer der Kinoki, einer Bewegung der russischen Filmavantgarde, die die spezifische Differenz zwischen dem natürlichen und dem filmischen "Sehen" ausloten wollte. Mit dem Namen Vertov verbindet sich bis heute ein Meisterwerk des großstädtischen, seine Impressionen streng ordnenden Dokumentarfilms: "Der Mann mit der Kamera", entstanden 1928, besticht in seiner hochreflektierten Montage noch immer durch formale Konsequenz. Vertovs Sprache benutzt das Vokabular von Jagd und Krieg, seine axiomatischen Formeln sind Kampfansagen an die Inszenierung des Spielfilms. Sie leben vom Traum der Unsichtbarkeit des Kamerablicks ("Überrumpelungsaufnahme - die alte Kriegsregel: Augenmaß, Schnelligkeit, Angriff"). Die westliche Kritik hat Vertov, der zunächst Musik studierte, als militanten Futuristen beschrieben. Doch das Ledermantel-Image und der temperamentvoll-polemische Habitus gilt nur den Anfangsjahren. Sein Bemühen um eine kinematographische Wahrheit, wie sie die Kinoki verstand, wird angesichts der Indienstnahme von Filmleuten zu Propagandazwecken immer wieder frustriert. Dziga Vertov war ein großer Verehrer Lenins, er hat den filmischen Personenkult um den Revolutionsführer erfunden. Doch Josef Stalin steht dieser konsequenten Idealisierung seines Vorgängers mißtrauisch gegenüber. Regelmäßig gerät Vertov deshalb in Konflikt mit der stalinistischen Filmverwaltung und -zensur. Mitte der 30er Jahre, als in der Sowjetunion lediglich 40 abendfüllende Filme produziert werden können, fällt Vertov, der als "Risiko-Regisseur" gilt, aus dem Kreis der Filmkünstler, die Staatsaufträge bekommen, heraus. Vertov fragt sich mehrfach in seinem Tagebuch, ob man am "Mangel an Schöpferischem" sterben kann, doch klagt er als begeisterter Kommunist die Verhältnisse nie offen an. Die Reaktion der Propaganda auf den Überfall Hitlers auf die Sowjetunion fällt höchst widersprüchlich aus, Vertov wird zwischen den konträren Auffassungen der Filmverantwortlichen in der KP zerrieben.

Erhältlich als VHS in der Videobibliothek Friedensallee.




Programm 8.1.03

Man Ray
L'ETOILE DE MER (Der Seestern)
F 1928 12 min
Man Rays L’Etoile de mer verfilmt ein Gedicht seines Freundes Robert Desnos mit bewußt unscharfen, verschwommenen, impressionistisch aufgelösten Bildern, voller erotischer Phantasie und mit dem Seestern als dem Symbol der ozeanischen Liebe: Er muß sterben und vertrocknen, wenn er auf den Sand der Außenwelt geworfen wird.

EMAK-BAKIA
Frankreich 1927, stumm, 17 Min.
Im Sinne der Dadabewegung wollte Man Ray in seinen Filmen die geltende Logik der Bildfolge in Frage stellen. Das Abgebildete sollte nur für sich stehen und einzig über die Bewegung miteinander verbunden werden. In diesem Sinne werden das Licht, seine Reflexionen und die Bewegungen der Körper und Objekte in "Emak Bakia" zu Gegenständen einer rein visuellen Bildpoesie.

LE RETOUR A LA RAISON
F 1923 is a fascinating melding of concrete and abstract imagery.

http://userpage.fu-berlin.de/~twokmi/surr/ray.html


Germaine Dulac
LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN
F 1926 28 min
Germaine Dulacs La Coquille et le Clergyman ist ein schonungsloser Angriff auf die Kirche mit Freudscher Munition: Ein Kleriker wird von sexuellen Impulsen heimgesucht, die seine Religion ihm verbietet.

René Clair
ENTR'ACTE (Zwischenspiel)
F 1924 22 min
In René Clairs dadaistischem Pausenfüller Entr’acte zerlegen sich die Bilder, laufen rückwärts oder in Zeitlupe, wie bei jenem feierlichen von einem Kamel angeführten Leichenzug, bei dem die Trauergäste rennen müssen, um mit dem Sarg mitzuhalten. Darsteller: Francis Picabia, Eric Satie, Man Ray, Marcel Duchamp.

Luis Bunuel/ Salvador Dalí
UN CHIEN ANDALOU (Ein andalusischer Hund)
F 1928 17 min
Der Klassiker des Surrealismus Un chien andalou von Luis Buñuel und Salvador Dalí mit unvergeßlichen enigmatischen Bildern: das Durchschneiden des Augapfels, die aufs Klavier gebundenen, von Jungpriestern gezogenen Maultiere, die machtlose Hand, abgehackt auf der Straße liegend, die im Türspalt eingeklemmte Hand, übersät von den Ameisen der Schuld.

Ferdinand Leger
BALLET MECHANIQUE
Frankreich 1924, stumm, 15 Min.
Der französische Maler Fernand Léger und der amerikanische Filmemacher Dudley Murphy schufen mit bereits vorgefundenen Formen, Gegenständen oder alltäglichen Situationen ungewöhnliche Bewegungseindrücke. In "Ballet mécanique" choreographierten sie Töpfe, Pfannen und Gesichter zu einem filmischen Ballett, in dem selbst das beschwerliche Treppensteigen einer alten Frau durch den Filmschnitt wie ein absurdes Hüpfen wirkt.

Marcel Duchamp
ANEMIC CINEMA
Frankreich1925, 8 Min
Marcel Duchamp filmt in „Anemic Cinema“ (Anagramm) die Bewegung von 10 Rotoreliefs und 9 Scheiben mit Sätzen.


Erhältlich als VHS in der Videobibliothek Friedensallee.



Programm 18.12.02


Film:
Robert Wiene
DAS CABINET DES DR. CALIGARI
Deutschland, 1919, Schwarzweiß, 56 min.
Erhältlich als DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

Der Hypnotiseur und Schausteller Caligari läßt durch sein somnambules Medium mehrere Menschen töten. Nachdem ein Student ihn entlarvt hat, erweist er sich als Insasse der Irrenanstalt, deren Direktor Caligari ist. Der berühmteste deutsche Stummfilm, ein Meisterwerk der provokativen Bildsprache des Expressionismus, ist einer der wichtigsten Psychiatriefilme. Seine Thematik der erzählerischen Vermischung von Normalität und Wahnsinn und der Folgeerscheinungen von Autorität, Macht, Tyrannei, Despotismus und Massenbeeinflussung durch Hypnose sowie seine stilistische Verbindung von moderner Kunst mit Formen des Wahnsinns lassen ihn auch heute noch aktuell und brisant erscheinen.

Deutsches Institut für Filmkunde, Atlas (16 mm) Erstaufführung: 27.2.1920/21.10.1961 ARD/6.9.1965 DFF 1 Produktionsfirma: Decla Bioscop Produktion: Rudolf Meinert Regie: Robert Wiene Buch: Hans Janowitz, Carl Mayer Kamera: Willy Hameister Besetzung: Conrad Veidt (Cesare) Werner Krauss (Dr. Caligari) Lil Dagover (Jane) Friedrich Feher (Francis) Rudolf Lettinger Hans Heinrich von Twardowski Elsa Wagner Ludwig Rex


Fritz Lang
METROPOLIS
Deutschland, 1925/26, Schwarzweiß, 93 min.
Erhältlich als DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

In der Zukunftsstadt Metropolis, deren Glanz und Reichtum von unterirdisch lebenden Proletariermassen geschaffen wird, entfesselt ein dämonischer Wissenschaftler einen Sklavenaufstand, indem er einen weiblichen Maschinenmenschen als Agitator benutzt. Die Revolte endet in Maschinenstürmerei, führt jedoch zur Versöhnung von Arbeiterklasse und Oberschicht. Fritz Lang verbindet in seinem Stummfilmepos Motive des deutschen Expressionismus mit technischer Utopie und politischer Spekulation: filmästhetisch ein virtuos durchkomponiertes Licht- und Schattenspiel, das durch Montagerhythmus und architektonische Fantasie fesselt; zeitgeschichtlich ein Kommentar zur Sozialpsychologie in der Weimarer Republik - auch wenn am Ende die gesellschaftlichen Widersprüche mit reaktionärem Pathos zugedeckt werden.

Verleih: NWDF/Unitas Erstaufführung: 10.1.1927/28.9.1970 ARD Produktionsfirma: Ufa Regie: Fritz Lang Buch: Thea von Harbou Kamera: Karl Freund, Günther Rittau Musik: Gottfried Huppertz Besetzung: Brigitte Helm (Maria/Maschinenmensch) Gustav Fröhlich (Freder Fredersen) Heinrich George (Groth, Maschinenwärter) Rudolf Klein-Rogge (Rotwang, Erfinder) Theodor Loos (Joseph) Helene Weigel (Arbeiterin) Fritz Rasp (Slim)





Programm 11.12.02

Vorfilm:
frères Pathé
REVOLUTION IN RUSSLAND
4 Min s/w, Stummfilm mit Musik, Frankreich 1905
Kurzversion von Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin.

Film:
Vsevolod Pudovkin
CHESS FEVER
27 Min s/w, Stummfilm mit Musik, UdSSR 1925,
Russische Zwischentitel mit englischen Untertiteln
Erhältlich als VHS/DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

Sergej M. Eisenstein
STREIK
68 Min., UdSSR 1924, s/w, Stummfilm
Erhältlich als DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

Erstlingsfilm des damals 25jährigen Sergej M. Eisenstein: Der jahrelang aufgestaute Zorn ausgebeuteter Arbeiter im vorrevolutionären Rußland entlädt sich in einem Streik, der von berittenem Militär brutal niedergeschlagen wird. Eisenstein verbindet die Montagepraxis von D.W. Griffith ("Intolerance") mit Anregungen aus dem Umfeld des sowjetischen Proletkult-Theaters zu einem agitatorischen Experimentalfilm, der ein Jahr vor "Panzerkreuzer Potemkin" die Möglichkeiten der "Kollisionsmontage" erprobt: Bilder vom Massaker an den Streikenden werden mit dokumentarischen Aufnahmen aus einem Schlachthaus konfrontiert.

Erstaufführung: 20.10.1967 ZDF; Produktionsfirma: Goskino; Regie: Sergej M. Eisenstein; Buch: Proletkult-Theater; Kamera: Edouard Tissé; Musik: Bernd Kampka, Besetzung: Maxim Schtrauch (Geheimpolizist); Grigori Alexandrow (Meister); M. Gomorow (Arbeiter); Igor Iwanow (Chef der Geheimpolizei); Alexander Antonow (Mitglied im Streikkomitee); I. Kljuwkin (Aktivist)


Sergej M. Eisenstein
PANZERKREUZER POTEMKIN
75 Min., UdSSR 1925, s/w, Stummfilm
Erhältlich als VHS/DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

Eisensteins berühmter Film, hergestellt zum 20. Jahrestag der Meuterei auf dem zaristischen Kriegsschiff vor dem Hafen von Odessa am 14.6.1905 und nach den klassischen Prinzipien der Tragödie in fünf Akte gegliedert: "Menschen und Maden", "Tragödie auf dem Schiff", "Ein Toter ruft auf", "Die Treppe von Odessa", "Begegnung mit dem Geschwader". Eine bis dahin unbekannte Rhythmik und Dynamik des Schnitts macht den Revolutionsfilm zu einem besonders eindringlichen Werk, das die Herrschenden und Beherrschten polemisch kontrastiert und den Zuschauer über den Weg der Emotionen zu politischen Erkenntnissen führen will. Nicht nur filmhistorisch, sondern auch als Lehrstück für filmische Agitation interessant. (Seit 1986 liegt der Film in einer vom Münchner Filmmuseum bearbeiteten authentischen Fassung vor, die nicht nur die originale Szenenfolge und den historischen Wortlaut der Zwischentitel in ihrer ursprünglichen Formgebung wiederherstellte, sondern auch die leitmotivisch wiederkehrende Revolutionsflagge rot kolorierte; die seit 1930 als verschollen geltende Musik von Edmund Meisel wurde hierfür von dem Düsseldorfer Dirigenten und Komponisten Mark Andreas an Hand eines aufgefundenen Klavierauszugs rekonstruiert.)

Verleih: Die Lupe/Freunde der Dt. Kinemathek, Freunde der Dt. Kinemathek (16 mm); Erstaufführung: 12.8.1930/6.10.1967 ZDF/25.1.1973 DFF 2; Produktionsfirma: Erstes Studio des Goskino; Regie: Sergej M. Eisenstein; Buch: Nina Agadshanowa-Schutko; Kamera: Edouard Tissé; Musik: Nikolai Krjukow (alte Fassung), Edmund Meisel (rekonstruierte Fassung); Schnitt: Sergej M. Eisenstein; Besetzung: Alexander Antonow (Matrose Wakulintschuk); Wladimir Barskij (Kommandant Golikow); Grigori Alexandrow (Leutnant Giljarowski); Aleksandr Ljowschin (Offizier); Michail Gornorow (Matrose Matjuschenko)

Quelle: Lexikon des Internationalen Films




Programm 4.12.02 13:00 h - cinema extraordinaire


Vorfilm:
Auguste und Louis Lumière
ARBEITER VERLASSEN DIE FABRIK
2' F 1886

Nachtrag:
David Wark Griffith
Zusammenfassung (Dokumentation) von
INTOLERANCE
18 Min
Beide erhältlich als VHS/DVD in der Videobibliothek Friedensallee.



Programm 4.12.02 18:00 h


Vorfilm
Lazlo Moholy-Nagy
LICHTSPIEL: SCHWARZ - WEISS - GRAU
1930/31, 8 Min


Friedrich Wilhelm Murnau
FAUST
Deutschland, 1925/26, Schwarzweiß, 115 min.
Erhältlich als VHS/DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

Basierend auf Motiven des Goethe-Klassikers erzählt „Faust“ die Geschichte des gleichnamigen Gelehrten, der von Mephisto in Versuchung geführt wird. Mephisto hatte nämlich in einem Streit mit dem Erzengel Gabriel behauptet, er könne jeden Menschen vom Weg Gottes abbringen. Um den alten Faust zu verführen, läßt Mephisto das Land von der Pest heimsuchen; da die sterbenden Menschen den Gelehrten um Hilfe anflehen und dieser trotz seiner Gebete keine Hilfe von Gott erhält, sucht er Rat beim Teufel. Um ihn für sich zu gewinnen, verspricht Mephisto Faust die ewige Jugend und alle Schätze dieser Welt. Faust läßt sich auf den Pakt ein und verschreibt damit seine Seele dem Teufel. Fortan muß Mephisto ihm alle Wünsche erfüllen. Als Mephisto und Faust eines Tages in dessen Heimatstadt zurückkehren, verliebt Faust sich in das unschuldig-reine Gretchen. Des Nachts steigt er in Gretchens Zimmer ein, um sie zu verführen, während Mephisto deren gerade aus dem Krieg heimgekehrten Bruder Valentin herausfordert und tötet. Zu allem Unglück entdeckt Gretchens Mutter Faust im Zimmer ihrer Tochter, worüber sie aus Gram stirbt. Gretchen wird von ihrer Umwelt verstoßen. Als sie einsam und verlassen im Winter ein Kind zur Welt bringt und dieses in der Kälte stirbt, wird sie zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Faust erfährt von ihrem drohenden Schicksal, verflucht die ewige Jugend und macht sich auf den Weg, Gretchen um Verzeihung zu bitten. Er steigt zu ihr auf den lodernden Scheiterhaufen, und im Augenblick des Todes erkennt Gretchen in dem alten Mann ihren Geliebten, vereint gehen sie in den Tod. Mephisto glaubt sein Ziel erreicht zu haben. Doch Gabriel verwehrt dem Teufel diesen Triumph: Die reine, echte Liebe zwischen Faust und Gretchen hat Mephistos böses Vorhaben zunichte gemacht.

In seiner letzten Arbeit für die UFA, bevor er nach Hollywood ging, gestaltete Murnau (1888-1931) den klassischen Stoff als Licht- und Schattenspiel, das die Perfektion des deutschen Stummfilmkinos noch einmal suggestiv auskostete: Ein Film voll spielerischer Freude am Phantastischen. (Früheste "Faust"-Verfilmungen: Louis Lumiere, 1896; Georges Méliès, 1897)

Produktion: Universum-Film AG Berlin (Ufa); Verleih: Transit-Film GmbH ; Vorlage: Faust; Johann Wolfgang von Goethe; Literaturverfilmung aus dem Jahre 1925-1926 ; Deutsche Erstaufführung: 14.10.1926 ; Länge: 115 min ; Land: Deutschland ; Regie: Friedrich Wilhelm Murnau ; Drehbuch: Hans Kyser ; Kamera: Carl Hoffmann ; Musik: Werner Richard Heymann ; Bauten: Robert Herlth, Walter Röhrig
Darsteller: Eric Barclay als Herzog von Parma, Hans Brausewetter als Ein Bauernbursche, Wilhelm (William), Dieterle als Valentin, Gösta Ekman als Faust, Werner Fuetterer als Erzengel, Yvette Guilbert als Marthe Schwerdtlein, Camilla Horn als Gretchen, Emil Jannings als Mephisto, Lothar Müthel als Mönch, Hanna Ralph als Herzogin von Parma, (Paul) Hans Rameau, Frida Richard als Gretchens Mutter, Hertha von Walther, Emmy Wyda


Filmausschnitte "Faust"
Ausschnitt 1
Ausschnitt 2
Ausschnitt 3


Friedrich Wilhelm Murnau
NOSFERATU
Deutschland, 1921/22, Schwarzweiß, Teils schwarzweiß, 84 min.
Erhältlich als VHS/DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

Thomas Hutter ist Sekretär eines Maklers in Wisborg und lebt dort glücklich mit seiner Frau. Eines Tages schickt ihn sein Chef auf eine Dienstreise nach Transsylvanien, um mit dem Grafen Orlok über den Kauf eines Hauses zu verhandeln. Ellen, seine Frau, ahnt nichts Gutes, sie spürt die Gefahr, in die ihr Mann sich begibt, kann ihn aber nicht zurückhalten. Erst in der Nacht begegnet Hutter dem seltsamen Schloßherrn und dieser unterzeichnet den Vertrag. Als er am nächsten Morgen im Schloß erwacht, entdeckt er kleine rote Male an seinem Hals und ahnt, welchem Grauen er gegenübersteht. Orlok ist ein Vampir. Da verläßt Hutter fluchtartig das Schloß, denn er hat Angst, daß das Gespenst auf dem Weg zu seiner Frau ist. Eines Tages legt ein führerloses Schiff in Wisborg an, dessen Fracht Pest, Tod und Verderben über die Bewohner bringt. Die Toten tragen alle die gleichen roten Male am Hals. Ellen erkennt diese Herausforderung, und um das unheilvolle Schicksal aufzuhalten, opfert sie sich und gibt sich dem Vampir hin. In den ersten Sonnenstrahlen des neuen Morgens löst sich die mysteriöse Gestalt in Nichts auf.

Nach den Roman "Dracula" von: Bram Stoker

Produktion: Prana Film GmbH, Berlin ; Verleih: Transit-Film GmbH ; aus dem Jahre 1921 ; Deutsche Erstaufführung: 04.03.1922 ; Länge: 81 Min ; Land: Deutschland ; Regie: Friedrich Wilhelm Murnau ; Drehbuch: Henrik (Heinrich) Galeen ; Kamera: Fritz Arno Wagner ; Bauten: Albin Grau
Darsteller: Gustav Botz als Dr. Sievers, Gemeindearzt, Karl Ettlinger Hardy von Francois, John Gottowt als Bulwer, ein Paracelsianer, Alexander Granach als Knock, Makler, Wolfgang Heinz als Maat, Guido Herzfeld als Wirt, Ruth Landshoff als Lucy Westrenka, Max Nemetz als Kapitän, G.H. (Georg Heinrich) Schnell als Westrenka, Max Schreck ; als Graf; Orlok/Nosferatu, Greta Schroeder als Ellen Hutter, Albert Venohr als Matrose, Gustav von Wangenheim als Hutter


Filmausschnitt "Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens"
Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung
Biographie Friedrich Wilhelm Murnau





Programm 27.11.02


Film:
David Wark Griffith
INTOLERANCE
USA, 1916, Schwarzweiß, 122 min., Monumentalfilm
Erhältlich als VHS/DVD in der Videobibliothek Friedensallee.


Der Geschichte über das Unrecht, das Arbeitern durch einen Fabrikbesitzer und auch von den Gerichten zugefügt wird, hat Griffith zur Verdeutlichung seiner Absicht, Vorurteile und Grausamkeiten anzuprangern, noch drei Parallelgeschichten hinzugefügt. Die Slums des 20. Jahrhunderts, Frankreich im 16. Jahrhundert, das antike Babylon u.a. sollen das Elend bezeugen, das selbstherrliche Herrscher während vieler Jahrhunderte verursacht haben. Dieser erste Monumentalfilm der Filmgeschichte kam durch Lenin in die Sowjetunion, wurde dort jahrelang gezeigt und beeinflußte die Filme von Eisenstein und Pudowkin. (Fernsehtitel: "Intolerance - Die Tragödie der Menschheit", gesendet wurde eine restaurierte und musikalisch bearbeitete Fassung.)

Erstaufführung: 24.3.1989 ZDF; Produktion: David Wark Griffith ; Regie: David Wark Griffith ; Buch: David Wark Griffith ; Kamera: G.W. Bitzer, Karl Brown ; Musik: Wilfried Schröpfer (Neubearb.) ; Schnitt: James Smith, Rose Smith ; Besetzung: Mae Marsh, Miriam Cooper, Howard Gaye, Lillian Gish, Constance Talmadge

Quelle: Lexikon des Internationalen Films

Links zu Griffith:
kurze Filmausschnitte diverser Filme
Personennotiz
Literaturhinweise Griffith
Literaturhinweise Intolerance





Programm 20.11.02


Vorfilm:
Auguste & Louis Lumière
BATAILLE DE BOULES DE NEIGE
Frankreich, 1896, Schwarzweiß, stumm, 2 min.

Film:
Abel Gance
NAPOLEON
Frankreich, 1925-27, Schwarzweiß, stumm mit Zwischentiteln, 260 min.
Erhältlich als VHS/DVD in der Videobibliothek Friedensallee.

Das 1927 uraufgeführte, zum Teil zerstörte und in langjähriger Arbeit rekonstruierte Filmfragment von Abel Gance über
den "Retter des Volkes" Napoleon Bonaparte - von seiner Schulzeit bis zum Italienfeldzug 1796, ergänzt durch eine
illustrierende Musik. Von hohem filmhistorischen Wert - auch wegen des Einsatzes der "entfesselten" Kamera und eines
ersten Breitwandverfahrens, der Polyvision. Das Bild Napoleons ist nationalistisch geprägt und militaristisch eingefärbt.
(Vergleiche "Bonaparte und die Revolution")

Verleih: Atlas; Erstaufführung: 7.4.1927/17.2.1983; Produktionsfirma: Westi/Société Générale de Films ; Regie: Abel Gance ; Buch: Abel Gance ; Kamera: Jules Kruger, Joseph-Louis Mundviller, Fédor Bourgassoff ; Musik: Carmine Coppola (Neubearbeitung); Besetzung: Vladimir Roudenko, Albert Dieudonné, Gina Manès, Nicolas Koline, Alexandre Koubitzky, Antonin Artaud u.a.

Quelle: Lexikon des Internationalen Films

Weitere Hinweise zu Abel Gance und Napoleon



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