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abbildungszentrum

Das Foto zeigt 8 Personen, eine Papiertüte über den Kopf mit aufgemalten Gesichtern.
Das kommt seltsam bekannt vor: In der Schlusssequenz von Harun Farockis Film „die Worte des Vorsitzenden“ landet der aus Maos Schriften gebaute Papierflieger in der Suppe der Konterrevolutionäre, gekennzeichnet durch übergestülpte Papiertüten (eine im China der Kulturrevolution tatsächlich gängige Praktik des Anprangerns als Feind der Revolution)
Ob das Zitat noch erkannt wird? Ob es als solches gemeint war? Es ließe sich jedenfalls als Spiel mit den beiden Polen Kollektiv und Individualität begreifen und wäre darum gar nicht so unpassend.
Der Text zum Foto:
„Sie sind KünstlerInnen, Freunde und Individualisten, Randzoner und Grenzgänger: acht FilmemacherInnen haben sich im abbildungszentrum Hamburg zusammengeschlossen, um in einem kreativen Umfeld ihre Ideen zu realisieren. Das abz ist Ateliergemeinschaft, Produktionsstätte und seit vergangenem Jahr auch Produktionsfirma, die „abz abbildungszentrum ohg“. Helle Büroräume im vierten Stock eines Altbauhauses in Ottensen mit weitem Blick über die Dächer von Hamburg: In der Mitte steht ein runder Tisch, es duftet nach Kaffee. Nach und nach kommen die FilmkünstlerInnen aus den umliegenden Schneideräumen: (...)Sie tauschen sich aus, sie reden und philosophieren. Eine gemeinsame Ästhetik geben es nicht, versichern sie einstimmig. Vielmehr vereine sie die Idee, mit den gewählten Themen, den Stilmitteln und Formen in Grenzgebiete vorzudringen. ,Wir bewegen uns mit unseren Projekten nicht im Zentrum einer fest definierten Filmkunst, sondern eher an den Randzonen´“(...)“

Dieses Zitat aus der vierteljährlichen Broschüre der Hamburger Filmförderung versammelt einige Stereotypen des Sprechens über Filmkollektive: Es findet sich das romantische Boheme-Bild der gemeinsamen Kaffeeküche, aber auch die Gegenbewegung in die einzelnen Arbeitszusammenhänge (hier:Arbeitsräume), schließlich die Verortung des Ganzen Gebildes am Rande einer Normalität, ob nun als Gegenblick dazu (Gegenöffentlichkeit) oder als Ergänzung am Rande, gewissermaßen als Ausweitung des herrschenden Diskurses.
Es wirft damit einige Fragen auf, die im Laufe der Filmgeschichte kollektive Prozesse immer begleitet haben:
Kann ein Kollektiv so in sich abgeschlossen sein, dass es gewissermaßen sein eigenes geschlossenes System ist, mit einer eigenen Ökonomie, die nach eigenen Gesetzen funktioniert, oder ist die Öffnung z.B. zum Filmmarkt unabdingbar, da das Kollektiv ökonomisch wieder ein Teil der Gesellschaft ist, das Kollektiv als Ganzes wieder Produzent innerhalb eines kapitalistischen Systems (Gründung einer Produktionsfirma?)
Kann eine kollektive Struktur Zusammenarbeit jenseits des Konsens erzielen oder kann die eigene Idee doch nur im eigenen (Gedanken)raum umgesetzt werden?

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