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Was ist Konversationskunst?

Autor: Kurd Alsleben / Antje Eske

(Entwurf zum offoziellen Einladungstext, Fragen Margit Rosen)
Was ist Konversationskunst

Historisch?

In der Kulturgeschichte weist eine besondere, 200 Jahre währende Epoche die Suche nach neuen Formen menschlicher Kommunikation und Nähe aus: die französische Salonkultur im Barock und Rokoko. Die Zirkel der einzelnen Salons vernetzten sich untereinander. Im Laufe von zwei Jahrhunderten entstand so, von Frankreich ausgehend europaweit ein internetähnliches, Netz zwischenmenschlichen Austauschs, dem eine erweiterte Kunstauffassung - Kunst ohne Publikum - zugrunde lag.
Es gibt grundlegende Vorläufer in der Renaissance wie den Musenhof der Herzogin Elisabetta Gonzaga in Urbino/Italien oder in der Antike die Ars sermonis mit ihrem “Verbot der Rechthaberei“.

In Eurer Definition?
Lat. sermo, -onis m = Gespräch; aber conversatio, -onis f = Umgang. Konversation bedeutet also keineswegs insbesondere Reden - mit ihrem Wortteil 'konvers' distanziert sie sich dabei vom Wir der 'community' (Freund\Feind-Theorie) und dem 'Kollaborieren' (mit dem Feinde).
Manche sprechen von mutualer Netzkunst, wir sprechen ferner gern von Kunstaffairen. Eine Affaire kann Voyeure haben, aber sie ereignet sich nicht für Publikum, sondern naiv zwischenmenschlich in überschaubaren, offiziösen Gruppen - wenn sie sich als Kunst vom gewöhnlichen Lebensumlauf auch abhebt.

Seit wann macht Ihr Konversationen?
Ausgangserfahrungen unserer Praxen und Ideen war eine anthropomorhpe Konversation gemeinsam mit Cord Passow und einem Computer 'EAI 231R', sowie die sozialen Bewegungen, 1960 ff. In den 80er Jahren waren wir mit Hypertext-Korrespondenzen und 'KükoCokü'-Konferenzen Akteure der hamburger Datenkunstbewegung. 1991 beteiligten wir uns mit 'stapeLAufN' am ersten internationalen Symposion INTERFACE. Von 1992 bis 2007 wurde im Seminar ´Spinnen am Computer´ Datenkunst als Metamorphose der historischen Konversationskunst vermittelt. 1993 hielten wir auf Einladung von Wau Holland im Chaos Computer Club die Konferenz 'Urheben' für eine publikumsfreie Kunst. 1998/99 fuhren wir nach Urbino, um die Netzkunst über einen Chat längs der Sala delle Veglie an die Kunstgeschichte anzuschliessen. 2001 veröffentlichten wir das 'netzkunstwoerterbuch' und Antje Eske hielt den ersten 'Bilderchat'.

Was wird am ZKM passieren?
. . Vierzehntägig 16 Visávis- und Netzkonversationen zum Beratschlagen der Beziehungen zwischen Kunst und Social web mit tangierenden Spielen und Berichten - ist das Social Web die moderne Kunst oder warum sollte Kunst noch extra sein? Termine siehe unten.
. . Wachsende Ausstellung - wachsend durch die lfd. Darstellung der Ergebnisse der 16 Konversationen.
. . Browsern in diversen Social-web-Diensten
. . selbstbestimmtes Spielen zu dritt und viert: Belohnung durch 'Terpsichore', der Muse des Reigens.
. . erklärende Ausstellung mit Filmen
. . alle Freitage 15:00 Uhr Konversationen mit den Künstlern in Skype oder visávis

Warum ist Konversationskunst wichtig

1. Für die Kunst?
Konversationelle Wechselseitigkeit und das Begehren von Antwort - „Ich weiss allein nicht weiter“ - hat ein Aufgeben der Idee Publikum in die Kunst eingebracht, sowie einen neuen Sinn bewusst gemacht, den Sozialitätssinn.
Auch im Social Web und Events der Populärkultur tritt Wechselseitigkeit
auf. Im Lebensalltag ist der Sozialitätssinn eher von instrumentalisierenden Anwendungen her geläufig (Manipulieren, Mobbing etc.).

2. Für die Gesellschaft?
Gesellschaftlich bedeutet Konversationskunst, Offiziosität zu kultivieren und das Emanzipieren von massenmedial indoktrinierten und indoktrinierenden Commonsenses.

3. Für das Leben unter den Bedingungen der Computergestützten Kommunikation?
Computergestützte Kommunikation ist gewiss stärker als schlichte. Konversationeller Umgang mit ihr im Modus des felix aestheticus kann kritischen Commonsense wachrufen und abundanten Komfort kritisieren.
Besonders geht es aber darum, die digital gewonnenen neuen menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten (Hyperspace und Vernetzung) zu kultivieren und zwischenmenschlich zu erfüllen.

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