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Elisabetta Gonzaga



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Elisabetta Gonzaga, Bild zit.n. q6










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Unbekannt: Ritratto di Vittorino da Feltre. Bild zit.n. q7



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Raffael: Guidobaldo da Montefeltro. Bild zit.n. q6


Elisabetta Gonzaga, Herzogin von Urbino, 1471 Ý1526.


Geboren wurde Elisabetta als Tochter des Herrschers von Mantua, Federico Gonzaga, und Margarete von Bayern. Sie hatte noch zwei Schwestern und drei Brüder. Unter ihnen der zukünftige Herrscher von Mantua, Francesco Gonzaga. Mit dessen zukünftiger Frau Isabelle d´Este wird sie sich freundschaftlich verbinden.Ihre Großeltern, Ludovico Gonzaga und Margarethe von Brandenburg, auch der Vater Federico sind von Mantegna auf dem eindrucksvollen Fresco in der Camera degli Sposi im Palazzo Ducale zu Mantua für die Nachwelt festgehalten.
Das nebenstehende Portrait von Elisabetta Gonzaga wird Raffael zugeschrieben: klassisch aufgebaut, mit Grundquadrat und angehängtem Rechteck. Die beiden Diagonalen des Quadrates kreuzen sich dort, wo ihr Mund ist. Sie wirkt, obschon noch jung, sehr diszipliniert. Der Eindruck wird von den, in einem Haarnetz angeordneten Haaren unterstrichen. Ein prächtiges dunkles Kleid mit Brokatbordüre am großen eckigen Halsausschnitt betont das Oval ihres ebenmäßigen großflächigen Gesichtes. Die ruhige und morgendlich sonnige Urbineser Landschaft im Hintergrund kontrastiert mit dem unregelmäßigen, auffallenden, geometrischen Muster ihres dunklen Kleides. Obwohl sie eine melancholische Ruhe vermittelt, hat Elisabetta Gonzaga eine ungeheure Präsenz. Die helle Haut von Dekolleté und Hals strahlt von innen heraus. Ihre Wangen glühen und erwecken den Eindruck eines anstehenden Vulkanausbruchs oder Erdbebens. Das rätselhafte Spiel ihrer Lippen ist schwer deutbar: der Ausdruck wechselt zwischen
Abgeklärtheit, Traurigkeit und Spott. Um die Stirn trägt sie das Schmuckband, das von Castiglione in seinem "Hofmann" erwähnt wird. Sie steht über allem, wie die bergige Landschaft im Hintergrund suggeriert und ihre Augen scheinen anzuziehen und Distanz zu bilden. Weichen würde sie nicht.
Von den Großeltern gibt es eine Verbindung zu Elisabettas zukünftigem Mann Guidobaldo da Montefeltro, Herzog von Urbino. Ihre Großeltern und Guidobaldos Vater, Federico da Montrefeltro wurden von dem gleichen Lehrer erzogen, Vittorino da Feltre, geb. 1378 der in Mantua die erste Internatsschule Europas einrichtete und sie "La Casa Giocosa" - das heitere Haus nannte. Er lehrte dort die Kinder des Hofes, Mädchen und Jungen ohne Unterschied, und die Söhne anderer Höfe, die zu ihm geschickt wurden. Darüberhinaus unterrichtete er bis zu 70 arme Kinder "um Gottes Lohn". Das Gesamtziel seiner Erziehung war ein harmonisches Zusammenspiel von körperlicher, geistiger und moralischer Entwicklung.q1
Von Elizabetta wissen wir, dass sie auch nach ihrer Heirat mit Guidobaldo da Montefeltro 1488, in ständiger Verbindung mit Mantua stand. "Nach der Hochzeit ihres [älteren] Bruders [Francesco] blieb sie noch Monate über die Festlichkeiten hinaus [... Ihr Bruder] hatte sie
besonders gern, sorgte sich um ihre Gesundheit und Sicherheit [... er] war wahrscheinlich besonders dankbar für die Fürsorge und die Zuneigung, die [die Schwester] seiner Tochter Leonora bezeigte, einem Mädchen, dem gegenüber sie sich mütterlicher verhielt als die leibliche Mutter."q1 Hier spann sich bereits die Zukunft an, denn Francesco Maria della Rovere, Guidobaldos Neffe, sollte einmal Nachfolger des kinderlosen Herzogpaares in Urbino werden und Eleonora Gonzaga, Elisabettas Nichte, seine Frau.
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Giancristo Romano: Elisabetta Gonzaga und Emilia Pia, 2 Medaillen.
Bilder zit.n. q7

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Fra Simone Ferri, 17. Jh.: Abendgesellschaft im Palast von Urbino. Bild
zit.n. q9

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Unbekannt: Baldassare Castiglione. Bild zit.n. q7
Link: 5 Päpste erlebte Elisabetta zu ihren Lebzeiten, von denen drei sehr bestimmend für sie waren: Unter dem Borgia-Papst Alexander VI. heiratete seine Tochter Lucretia Borgia den Bruder von Isabella, Alfonso d´Este. Die beiden Frauen, Elisabetta
Gonzaga und Isabella d´Este, begleiteten die Braut im Januar 1502 nach Ferrara.

Einige Monate darauf eroberte Lucretias Bruder Cesare Borgia das Herzogtum Urbino und vertrieb Guidobaldo, der als Flüchtender in Mantua auf seine Frau und Emilia Pia,
Elisabettas unzertrennliche Begleiterin und Schwägerin traf, die gerade von einer Venedigreise heimkehren wollten. In Mantua, dem Familiensitz der Gonzaga, fanden die Vertriebenen Schutz, mußten aber schon im September desselben Jahres, auf Druck Cesare Borgias, die Stadt wieder verlassen. Venedig nahm sie auf. Alexander VI. verfolgte eine weitere Strategie, um Urbino zu annektieren. Er versuchte die Ehe, die auf Grund von Guidobaldos Impotenz nicht vollzogen werden konnte, zu
annulieren und Guidobaldo in eine kirchliche Laufbahn zu zwingen. Elisabetta verweigerte die Scheidung.
Im November 1503, nach dem Tod Alexander VI., wurde Giuliano della Rovere unter dem Namen Julius II. neuer Papst. Damit wendete sich das Blatt für Urbino. "Guidobaldo eroberte fast mühelos sein Herzogtum zurück; am 28. August traf er in Urbino ein." Ein Jahr später adoptierten er und Elisabetta den Sohn von Giovanni della Rovere und Giovanna Feltria, Francesco Maria als Erben für das kinderlose Herzogtum. Der neue Erbe war sowohl Guidobaldos Neffe als auch der Neffe des Papstes. "Verwandtschaftsbeziehungen und
militärische Allianzen mit dem Papst sicherten die politische Stabilität und zogen zahlreiche Intellektuelle und Künstler an den Hof in Urbino, die dadurch nicht selten erhofften, in den näheren Umkreis des Papstes zu gelangen."q2

Ihre Aufgabe hatte Elizabetta Gonzaga im geselligen Umgang mit ihren Gästen gefunden, unkonventionell, großzügig und offen. Diese Kunst des Miteinanderumgehens, die bei ihr gepflegt wurde, hat Baldassare Castiglione aufgezeichnet in seinem Buch »Il
cortegiano « - der Hofmann q3, das er zwei Jahre nach Elisabettas Tod veröffentlichte.

Eine conversationelle Runde trifft sich 1507 bei ihr im Herzogenpalast von Urbino, einem eindrucksvollen Renaissance-Gebäude, das gut erhalten ist. Elizabetta Gonzaga trug dazu bei, "dass der Hof von Urbino als hohe Schule feinster Geselligkeit unvergänglichen Ruhm erlangt hat. Festliches Treiben und philosophische Diskussion prägen hier ähnlich wie in Mantua das
gesellschaftliche Leben. [...] Sie setzte sich über Konventionen hinweg, eine große Ungebundenheit in Gedanken und Worten war für sie selbstverständlich. Ausländische Gäste waren stets willkommen; Elisabettas Liberalität im Gespräch und großzügige Freiheit des
geselligen Umgangs nahmen bereits einige der Hauptmerkmale der späteren Salons vorweg. Dazu gehörte auch, dass Urbino [...] sich zu einem kosmopolitischen Knotenpunkt entwickelte."q4
Nach Guidobaldos frühem Tod am 11.4.1508, wurden Francesco Maria della Rovere und Eleonora Gonzaga das nachfolgende Herzogenpaar. Auch Julius II. starb plötzlich und so wurde Giovanni de´ Medici als Leo X, nach dem kurzen Pontifikat Pius III., neuer Pabst. Er schenkte das Herzogtum Urbino seinem Neffen Lorenzo de´Medici, der im Juni 1516 zum Herzog von Urbino
ernannt wurde. Wieder reiste Elisabetta, diesmal mit Eleonora, nach Mantua. "Erst drei Jahre nach dem Tod von Lorenzo de´Medici (1518) gelang es Francesco Maria das Herzogtum zurückzuerobern."q2 Elisabetta selber konnte erst nach dem Tod Leo X., 1521, wieder nach Urbino zurückkehren. Die ihr noch verbliebenen Jahre waren von Krankheit gezeichnet. Castiglione schreibt nach ihrem Tode: "und wenn mein Herz sich wegen des Verlustes sovieler meiner Freunde und Herren betrübt, die mich in diesem Leben wie in einer Einsamkeit voller Kümmernisse zurückgelassen haben, so ist es nur billig, dass es weit bitterer als über alle anderen den Schmerz über den Tod der Frau Herzogin empfindet, weil sie mehr als alle wert
und ich ihr mehr als allen zugetan war."q5


q1 Simon, Kate: "Die Gonzaga Eine Herrscherfamilie der Renaissance",
Köln 1995
q2 Osols-Wehden (Hrsg.): "Frauen der italienischen Renaissance Dichterinnen Malerinnen
Mäzeninnen", Darmstadt 1999
q3 Castiglione, Baldassare "Der Hofmann Lebensart in der Renaissance", Berlin 1992
q4 Heyden-Rynsch, Verena von der: "Europäische Salons Höhepunkte einer versunkenen
weiblichen Kultur", München 1992
q5 Tornius, Valerian: "Salons Bilder Gesellschaftlicher Kultur aus fünf Jahrhunder
ten", Berlin 1925
q6 Berti, Luciano: Die Uffizien Vollständiger Katalog der Gemälde, Florenz 1993
q7 Marcolini, Camillo: Notizie Storiche della Provincia di Pesaro e Urbino, Pesaro 1883
q8 Berti, Luciano u.a. (Hrsg.): Die Uffizien Florenz, C.H.Beck/Scala Books 1993
q8 Berti, Luciano u.a. (Hrsg.): Die Uffizien Florenz, C.H.Beck/Scala Books 1993
q9 Trkulja, Silvia Meloni: Miniatori i Francesco Maria della Rovere. In: Galeria Nazionale
delle Marche. Quaderni 3 1981

A.E.

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