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Geselligkeit



Autor: Cord Passow
3.8.02
Geselligkeit:
Zusammenkunft von Menschen aus interesselosem Wohlgefallen (zwecklos, Gemeinsamkeit, Erlebnis).
Treffen von Mitgliedern von zielorientierten Vereinen fuehren nur bedingt zu einer Geselligkeit. (Sie wird durch Ehrgeiz, Neid und Konkurrenz gestoert.)

Gestaltungsregeln
Fragen muessen Alternativen enthalten, die ein hoefliches Ausweichen des Befragten ermoeglichen.
Antworten muessen den Fragenden zum interessierten Nachdenken anregen. Examenssituationen duerfen nicht entstehen.




9.8.02 CP:
Erscheint als idealistische Position einer Hof-Dame (Fuerstin), die sich weder langweilen noch aergern will.
Was aber empfinden untergeordnete Hofdamen oder Hoeflinge, die "geladen" wurden?
Angst um ihre Bewertung oder interesseloses Wohlgefallen?
Eine vorgeschriebene Hoef-lichkeit kann nicht gesellig sein. Befehl, es muss auch mal gelacht werden!



4.8.02 KA: Die alte Conversationskunst hatte einen hohen Entwicklungsstand, bei ihr zu gucken, ist hilfreich.
Richtlinien für eine ausgewogene Conversation beschrieb (1654-60), in einem fiktiven Gespräch zwischen mehreren beteiligten Frauen, Madeleine de Scudery:

«Ich finde, nahm sie wieder das Wort, dass die Konversation ganz allgemein öfter von alltäglichen und galanten als von großen Dingen handeln sollte.
Aber trotzdem, denke ich, gibt es kein Thema, das in ihr nicht zugelassen wäre.
Die Konversation sollte frei und voller Abwechslung sein, der Zeit, dem Ort und den Personen gemäß, mit denen man zusammen ist.

Ihr Geheimnis ist: immer gehoben von niederen Sachen reden, ziemlich einfach von erhabenen und sehr galant von den galanten, ohne Nachdruck, ohne Künstelei.
Obgleich also die Konversation immer gleichermaßen natürlich und vernünftig sein soll, möchte ich doch darauf beharren, dass gelegentlich auch die Wissenschaften Eingang finden können, mit Maßen natürlich; dass auch für gefällige Scherze Platz ist, vorausgesetzt, sie sind angemessen, bescheiden und galant.

Um also vernünftig zu reden, kann man ganz offen sagen, dass sich in der Konversation alles sagen läßt, gesetzt, man hat Geist und Takt und bedenkt gut, wo man ist, mit wem man redet und wer man selber ist. […]
In diesem Verstande also moechte ich, dass man niemals wisse, was man sagen wird, und trotzdem immer genau weiss, was man sagt. […]

Aber ausser alledem, was ich bisher gesagt habe, moechte ich noch, dass im Ganzen eine froehliche Stimmung herrsche, nicht die Torheit der ewigen Lacher, die so viel Laerm um nichts machen, sondern eine Froehlichkeit, die jedem aus der Gesellschaft ans Herz gehen soll, eine Disposition, sich mit allem zu unterhalten und sich bei nichts zu langweilen.»


10.8.02 KA: Ich finde, M. Scudery hat doch sehr erprobenswerte Regeln (Artistiken) aufgestellt:

§1 dass die Konversation ganz allgemein öfter von alltäglichen und galanten als von großen Dingen handeln sollte.
§2 gibt es kein Thema, das in ihr nicht zugelassen wäre.
§3 dass gelegentlich auch die Wissenschaften Eingang finden können, mit Maßen natürlich;
§4 dass auch für gefällige Scherze Platz ist, vorausgesetzt, sie sind angemessen, bescheiden und galant.
§5 dass sich in der Konversation alles sagen läßt, gesetzt, man hat Geist und Takt und bedenkt gut, wo man ist, mit wem man redet und wer man selber ist.
§6 sollte frei und voller Abwechslung sein, der Zeit, dem Ort und den Personen gemäß, mit denen man zusammen ist.
§7 also moechte ich, dass man niemals wisse, was man sagen wird, und trotzdem immer genau weiss, was man sagt.
§8 immer gehoben von niederen Sachen reden, ziemlich einfach von erhabenen und sehr galant von den galanten, ohne Nachdruck, ohne Künstelei.
§9 dass im Ganzen eine froehliche Stimmung herrsche, eine Disposition, sich mit allem zu unterhalten und sich bei nichts zu langweilen.

Konkret Madeleine Scudery war verarmter Adel, kam aus Sizilien nach Paris, lebte mit ihrem Bruder zusammen und ernaehrte sich durch Romanschreiben (z.T. unter dem Namen ihres Bruders). Aber natuerlich bleibt die Frage nach dem Sozialstatus, der durch Geselligkeit gelockert ist, aber nicht verschwindet.(Damals begannen Buergerliche bei adligen Geselligkeiten gelitten zu werden. Man warb um ihre Unterstuetzung, der Koenig gruendete die Academie Francaise und mit den Salons versuchte der Adel verlorene politische Positionen durch Entwicklung kultureller wettzumachen.)
Das Verlangen nach Aufstieg stoert das interesselose Wohlgefallen.
Beim (maskierten) Chatten ohne Namen verschwindet die Frage tatsaechlich.






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