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Fluß

Autor: T:B.
Fluss

In der Konversation fließt ein Gespräch, wenn es keine Mühe macht zu sprechen und zu denken, wenn alle ihren Beitrag leisten und ohne Anstrengung das Wort ergreifen können. Wenn sie sich gerne unterbrechen lassen und voller Interesse auf die Worte warten, die von den anderen kommen werden. In einer idealen, flüssigen Gesprächssituation wird gemeinsam etwas Größeres entwickelt. Auch wenn von Einzelinteressen abgesehen wird, ist dennoch jede und jeder mit den jeweiligen Kompetenzen und Eigenarten sichtbar.

Ein Gespräch ist im Fluss. Es kann ein mitreißender Strom werden oder sanft dahinplätschern wie ein Bach. Stimmen schwellen an, und ebben ab. Und du schwimmst mit im Strom der Gedanken und der Worte. Gesprächsfäden verknoten und entwirren sich wieder. Du springst von Thema zu Thema, machst schnelle Einwürfe, leitest den Fluss des Gesprächs in eine neue Richtung. Die Kommunikation versiegt, wenn ein stetes Rinnsal von Wörtern aus dem Mund eines einzelnen Redners kommt. Die anderen sind nur das Auffangbecken für seinen Redeschwall.

Im Alltag soll die gesprochene Botschaft klar und hart sein.
Einfache Befehle, geschliffene Sätze, knappe Aussagen: Mann, erzählen sie keine Romane! Seine Worte peitschen wie Pistolenschüsse. Sie redet wie ein Machinengewehr. Das ist die Sprache für ungeduldige Vorgesetzte, die auf den Rapport warten. Kein Platz für Zwischentöne und Doppelbedeutungen. Das ist die "keine-Zeit-verlieren-Sprache", die "nur-keine-Missverständnisse-aufkommen-lassen-Sprache". Die Sprache für stichhaltige Argumente und präzise Ergebnisse. Die herrschende Sprache, die Sprache der Herrschenden.

Hier das harsche Befehlsdeutsch, da die Leichtigkeit der Konversation, die jede Klippe umschiffen kann. Hier die Frauensprache der Versöhnung, dort die Männersprache der Hierarchie.
Vielleicht könnten diese Versuche vieles verändern:
Schweres leicht ausdrücken und Leichtes schwer. Schweigen können und zuhören. Flammende Reden halten und ein Feuerwerk von Gedankenblitzen erleben. Im Salon Streit säen, und auf der Strasse zur Versöhnung aufrufen. Peinliches Schweigen aushalten und empörtes Verstummen ertragen. Im Gehen reden und debattieren, im Netz dichten. Laut an leisen Orten werden. Kurz: die Regeln brechen und entdecken, was sich Neues ergibt.


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