Chat, kuenstlerischer
Der künstlerische Chat reicht mit seinen Artikulationsmöglichkeiten an die Poesie des Nonsens oder des Surrealismus. Voller Leichtigkeit {#Felix ästheticus} und Freude kann er sein. Die Jonglage, in diesem Fall die Mit-Chatter und deren Gemengelage (Anzahl, Tagesform, Affinitäten, ...), machen die Schönheit des chats aus. Im Bild des Jongleurs verdeutlicht sich dies als ein mitreißender, leichter, schwereloser, gekonnter Augenblick, der mal länger, mal kürzer anhaltend, niemals von Dauer, jedoch wiederholbar und stets damit beendet ist, dass die Jonglage in sich zusammen fällt.
Seit 1995 machen wir Erfahrungen mit gestalteten, künstlerischen chats (u.a. #"Zürcher-Gespräche"-Chat, #urbino-chat, #ifu-chats, ...)
Link: Möglichkeiten von Chat-Vorgaben:
- gemeinsame, imaginierte Bilder oder ´Räume´ zur Anregung,
- Nachspielen von historischen Gesprächsspielen {#Conversationsspiele},
- chatten in #Reim-Form,
- chatten in #Haikai-renga-Form,
- chatten in #Limerick-Form,
- gemeinsam (Durcheinander-)Geschichten erfinden,
- 2er- und 3er-Chats,
- chatten zusammen in einem Raum,
- chatten mit extern verstreuten und in einem Raum zusammensitzenden Beteiligten.
Link: Förderlich für den Chat sind:
- linkende Wörter mit Bedeutungshintergrund, wie z.B. "Pflaumenblüte",
- sentimentale Bilder wie "Sturmgebraus",
- Lautmalereien wie "hallahohu",
- umgebungsbeschreibende Satzfetzen, z.B. Beschreibung historischer Räume wie #Sala delle Veglie.
Link: Erfahrungen daraus:
- Spielregeln sind eine schöne Leitschnur, an der sich der Chat weiterhangeln kann,
- 2 Personen sind für einen Chat zu wenig, weil der direkte Bezug da ist (völlig chat-untypisch) und es so ein schriftliches Gespräch wird,
- 7 Personen machen den Chat schon rasend schnell,
- beim Identitätswechsel (nickname) wird die Sprache lockerer und poetischer.
Link: Chats werden beschrieben:
- Als eine ´Explosion des Quatsches´, die die Öffnung der ´Steigrohre des Unbewussten´ bewirkt und Kreativität freisetzt {#Artikulationen des Zeichnens}.
- Als das Durchlaufen unterschiedlicher Lebensphasen: Kindheit/Pubertät/Erwachsenseines. Das bringt großen Spaß, fordert aber zugleich die Erwachsenenseite (Über-ich) zum Eingreifen (Zensur) heraus. Vorsicht!
- Als heiter und unvernünftig gegen die rationale Welt der Wissengesellschaft.
- Als Erfahrung, dass es nicht ums Funktionieren geht.
- Als Kultur von der Erkenntnis der Unterschiedlichkeit von Menschen.
- Als chaotisch, poetisch, komisch, rhythmisch.
- Als "zusammen singen" oder als "ein schwebendes Gefühl von Gospel".
- Als gemeinschaftliches Agieren.
- Als Loslassen können.
- Als völlig unverhofft: es kommt nicht das dabei raus, was du willst. {Chatiquette der ChatKunst}
- Als eine Geschichte, die vom 100. ins 1000. gesponnen wird.
Antje Eske>
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