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Intuition als Methode


Begriffsklärung:

Intuition (von lat. intuitio oder intuitus , Anblick,
Anschauung; engl. intuition ; franz. intuition ), unmittelbare
Erfassung von Gegebenheiten und Sachverhalten. Innerhalb der Geschichte der
Philosophie dient Intuition zur Bezeichnung recht unterschiedlicher
Erkenntnisformen, denen aber die drei folgenden Elemente gemeinsam sind:

a) die intuitive Erkenntnis steht im Gegensatz zur sog. diskursiven Erkenntnis,
d.h. einer Erkenntnis, die durch Zwischenglieder, Schlussfolgerungen erreicht
wird, während die intuitive Erkenntnis unmittelbar und direkt erfolgt.

b) die intuitive Erkenntnis wird durch eine eigentümliche Anwesenheit des
Erkannten charakterisiert; der Abstand zwischen Erkenntnis und Erkanntem ist in
der Intuition überwunden. Einige Philosophen verstehen die Rede von
solcher "Anwesenheit" in einem übertragenen, andere sogar in einem
buchstäblichen Sinn.

c) der intuitiven Erkenntnis wird zumeist ein besonderes Mass an Sicherheit
zugesprochen (Evidenz). Abgesehen von diesen gemeinsamen Merkmalen werden
Intuition innerhalb der einzelnen philos. Theorien sehr unterschiedliche
Erklärungsleistungen aufgebürdet, so dass auch deren Stellung
innerhalb der Theorien alles andere als einheitlich ist.



Folgende Bedeutungen lassen sich unterscheiden:

Sie ist im Gegensatz zu Wahrnehmung und Verstand nicht an die sinnlich
erfahrbaren Phänomene gebunden, die als mehr oder weniger zufällige
Erscheinungsformen des Wesen (der Idee) gelten. Dieses Verständnis von
Intuition findet sich vorallem im Platonismus. Es ist dort Teil der Lehre von
den verschiedenen Erkenntnisstufen, die verschiedenen ontologischen Stufen
entsprechen. Als höchste Erkenntnisform entspricht die Intuition
ontologisch der Idee des Guten, dem Sein oder dem Einen. Der Neuplatoniker
Plotin verdeutlicht die Intuition durch eine Analogie mit dem Sehen (sinnlichen
Schauen): Wie beim Sehen ist in der Intuition das Erkannte anwesend. Allerdings
handelt es sich nur um eine Analogie; denn während im Sehen der
Unterschied zwischen der Erkenntnis und ihrem Gegenstand (Objekt) bestehen
bleibt, wird in der Intuition dieser Unterschied gerade aufgehoben. Von der
platonischen Tradition ist auch Spinozas Unterscheidung zwischen unbestimmter
(vager), adäquater und intuitiver Erkenntnis beeinflusst. Dasselbe gilt
für Schellings Begriff der intellektuellen Anschauung.


Bedeutung von Intuition verwendet Descartes in seiner erkenntnistheoretischen
Methodik: Aufgabe der Wissenschaft ist das Analysieren eines Problems, so dass
es in immer einfachere Teile zerlegt wird. Am Ende der Analyse stehen simple,
selbsteinleuchtende Wahrheiten, die durch Intuition erkannt werden. Die
menschliche Erkenntnis ist deswegen in solcher Intuition fundiert. Auch
für Leibniz leistet die Intuition die Erkenntnis der ursprünglichen
einfachen Begriffe oder einfachen Urteile, bzw. Wahrheiten, die für alle
komplexen Begriffe und Urteile die Grundlage bilden. Locke zufolge beruht jede
Erkenntnis auf einer Verknüpfung der sog. Ideen. Durch Intuition lassen
sich nun die einfachsten Beziehungen zwischen diesen Ideen erkennen wie die von
Identität und Verschiedenheit. Die Erkenntnis komplexer Ideen und der
Verbindung zwischen ihnen erfordert dagegen diskursive Beweise. Entsprechend
versteht Hume unter Intuition die unmittelbare Einsicht in einfache, rein
logische und mathematische Axiome wie die Einsicht in die Gültigkeit des
Kontradiktionsprinzips.


Vernunft, die Abstraktionen benutzt. Diese Bedeutung der Intuition verwendet
u.a. Schopenhauer in seiner Kritik am begrifflichen Denken. Gleichzeitig ist
für ihn die direkte Einsicht, dass das Wesen des eigenen Ich und der Welt
reiner Wille ist, Intuition.


Anwesende. In diesem Sinn verwenden Husserl und andere Phänomenologen
Intuition als erweiterten phänomenologischen Begriff; er ermöglicht
es, von einer intuitiven Erkenntnis des Wesens oder von Wesensschau zu
sprechen.


in seiner Ganzheit - im Gegensatz zu den bloss auf diesen oder jenen Teil
bezogenen Einzelerfahrungen und ihrer nachträglichen
Zusammenfügung.

Intuition als methodische Erfahrung des direkt oder unmittelbar Gegebenen in
seiner Ganzheit - im Gegensatz zum abstrakten, diskursiven Denken (z.B. bei
Bergson).

Intuition als mehr oder weniger unbegründete Einfälle, die der
Aufstellung wissenschaft. Hypothesen zugrunde liegen. Der Intuition in dieser
Bedeutung, wie moderne Wissenschafts-theoretiker den Begriff verstehen, wird
keine besondere Sicherheit zugeschrieben.



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