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Lebensreformer M. Gnadinger

Uploaded Image: Eremit Manfred.jpg

aus Hamburger Morgenpost

30.12.2002

Letztes "adiós" für Eremit Manfred - Zukunft seines Museums ungewiss


La Corunia/Madrid (dpa) - Vier elektrische Kerzen, zwei Kreuze, ein Kranz und ein Farbfoto des Verstorbenen, auf dem er ein wenig Jesus Christus gleicht: Der einfache Sarg des Einsiedlers Manfred Gnadinger war zwar nicht reich geschmückt, umso ehrlicher war aber die Trauer der vielen Bewohner des kleinen galicischen Fischerdorfes Camelle, die dem 63-jährigen Deutschen die letzte Ehre erwiesen.
Die Totenwache für den gebürtigen Dresdner, der nach Überzeugung aller in dem Ort aus Kummer über die Ölpest vor seiner Haustür gestorben ist, fand im Wohnzimmer einer Nachbarin statt. An der Tür sammelten schwarz gekleidete Frauen Geld für die Blumen zur Beisetzung, die für den späten Nachmittag auf dem Dorffriedhof angesetzt war. "Er war ein guter Mensch", sagte einer der Anwesenden.
Sorge bereitet in dem knapp 2000 Einwohner zählenden Ort an Spaniens "Todesküste" die Zukunft von Gnadingers Freilichtmuseum mit all den bunt bemalten Felsen und Skulpturen aus Stein, Holz, Fischknochen oder angeschwemmten Autoreifen. In einem Brief hatte der Deutsche vor seinem Tod am Samstag die Regionalregierung gebeten, sich um das von Hunderten Touristen besuchte und nun ölverschmierte Gelände zu kümmern. "Er wollte noch zum Notar, um seinen letzten Willen beurkunden zu lassen, doch dafür war er dann doch zu schwach", berichtet Manfreds bester Freund Antón.
Dies rief die Bürokratie auf den Plan: Die sechs Quadratmeter große Hütte, in der der Deutsche seit 40 Jahren lebte, war zwar sein Eigentum, der Skulpturengarten befindet sich aber auf öffentlichem Grund. Die örtliche Fischergenossenschaft und die Gemeindeverwaltung haben sich angeboten, das Erbe des Deutschen zu erhalten, doch mangels Testament hat zunächst ein Zivilgericht das Sagen.
Nach seinem Tod erfährt Gnadinger jedenfalls eine Solidarität, die er zeitlebens in dem Dorf nicht immer genoss. Schließlich hielten manche den hageren Sonderling mit dem Lendenschurz für einen Verrückten. Nun erinnern sich die Bewohner daran, wie der Deutsche einmal unschuldig der Vergewaltigung der Tochter eines Touristen aus Madrid beschuldigt worden war oder wie er sich an einen Bagger kettete, als einige seiner Skulpturen entfernt werden sollten. Dass "Man", wie ihn alle nannten, einen Teil der Eintrittsgelder für sein Museum stets der Caritas spendete, wird auch in Erinnerung bleiben.
Der Tod Gnadingers machte in ganz Spanien Schlagzeilen. "Die tödliche Melancholie eines freien Menschen", titelte die meist gelesene Tageszeitung "El País", und "El Mundo" widmete ihm am Montag ihre Karikatur. Dort ist zu sehen, wie der Tod den Deutschen holt: "Nun Manfred, Du fragst Dich bestimmt, ob es ein Leben nach dem Tod gibt", fragt des Sensenmann. "Eigentlich frage ich mich, ob auf die eine Ölpest eine weitere folgt", antwortet der naturliebende Eremit.
In Camelle, wo der Deutsche auch mit einer Schweigeminute geehrt wurde, resümiert es eine Bewohnerin so: "Manfred hat uns immer gesagt, unser Dorf werde durch ihn bekannt werden. Jetzt wo er tot ist, wissen wir, dass er Recht hatte."
Jörg Vogelsänger, dpa

mehr links:
http://www.welt.de/data/2003/01/04/29868.html
http://www.ocorreogalego.com/periodico/20021230/Cultura-Sociedad/N160873.asp
http://www.sabine-christiansen.de/dpa/c_boulevard_10.html

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Gustaf Nagel




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