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Bruno Taut

Texte von Bruno Taut


Visionen, die in der brachliegenden Architektenphantasie Bruno Tauts entstanden sind: gezeichnete und geschriebene Utopien eines durch Arbeit und höchste ethische Normen geheiligten Daseins, das im Gesamtkunstwerk seinen sakralen Ausdruck findet. Taut entwirft Visionen von Kristallhäusern, von der Architektur der Berge, der Bebauung der Alpen, schließlich der gesamten Erdrinde und sogar der Sterne – Bauen als ideelle Menschheitsaufgabe. So heißt es in der »Alpinen Architektur« unter dem Leitgedanken – »Aedificare necesse est, vivere non est necesse«:

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»Völker Europas! Bildet Euch die Heiligen Güter – Baut!

Seid ein Gedanke Eures Sterns, der Erde, die sich schmücken will durch Euch!
Ja unpraktisch und ohne Nutzen! Aber sind wir vom Nutzen glücklich geworden?

Immer Nutzen: Comfort, Bequemlichkeit, – gutes Essen, Bildung – Messer, Gabel, Eisenbahnen, Closets und doch auch – Kanonen, Bomben, Mordgeräte!

Bloß Nützliches und Bequemes wollen ohne höhere Ideen ist Langeweile. Langeweile bringt Zank, Streit und Krieg: Lüge, Raub, Mord, Elend, millionenfach fliegendes Blut.

Predigt: Seid friedfertig! predigt die soziale Idee: Ihr seid alle Brüder, organisiert Euch, ihr könnt alle gut leben, gut gebildet sein und in Frieden leben. Eure Predigt verhallt, solange Aufgaben fehlen, Aufgaben, die die Kräfte bis zum Äußersten, aufs Blut anspannen. Spannt die Masse in eine große Aufgabe ein, die sie alle erfüllt, vom Geringsten bis zum Ersten, die ungeheure Opfer, Mut, Kraft und Blut von Milliarden verlangt. Die aber sinnfällig deutlich für alle in der Vollendung ist....

Alle dienen der Idee, der Schönheit – als Gedanke der Erde, die sie trägt. Die Langeweile verschwindet und mit ihr der Zank, die Politik und das verruchte Gespenst Krieg.... Vom Frieden braucht niemand mehr zu sprechen, wenn es nicht mehr Krieg gibt. Es gibt nur noch rastloses, mutiges Arbeiten im Dienste der Schönheit, im Unterordnen unter das Höhere.«

Auch Osthaus scheint von solchen Ideen ergriffen zu sein, wenn er behauptet: »... Bauen ist Zweckmäßigkeit nur für Barbaren.... Heute ... wird es sich darum handeln, die ganze Menschheit zu Monumenten aufzurufen, in deren Schöpfung sie die Gräuel dieser Zeit des Hasses und der Rache vergißt. – »Ob es möglich ist’?«, fragt Osthaus: »Vor dem Kriege war es möglich.«” Er weist auf das Projekt hin, Nietzsche in Weimar ein Denkmal zu setzen, für das van de Velde 1912 einen großen Festplatz entwirft. Osthaus nennt diesen Plan aus der vergangenen heilen Welt der Vorkriegszeit das »erste Menschheits-Monument auf deutschem Boden« und schreibt 1918 dazu: »Ein Gedanke, erhaben genug, um die Völker der Erde zur gemeinsamen Durchführung zu vereinen! ... Dieser Gedanke, einmal gefaßt, wird nicht wieder erlöschen. Er steht wie eine ungeheuere Forderung über der Menschheit, ein ragender Fels, an dem die Dämonen der Habgier und des Hasses zerschellen werden. Wie einst Tempel und Kathedralen, so werden auch heute die Schönheitsfanale der bauenden Demut die Menschheit erlösen, sie emporheben aus der grauenvollen Öde materiellen Tuns zu heiterer Schöpferlust, und es wird die unverlierbare Ehre Deutschlands sein, daß die erlauchtesten Geister der Zeit auf seinem Boden das erste den Göttern wieder geweihte Heiligtum errichten wollten.«” Aber diese »Schönheitsfanale der bauenden Demut«, die die »Menschheit erlösen« sollen, und diese Träume von einer besseren Welt, ob sie nun der Welt des bürgerlichen Individualismus entstammen, oder ob es sich um die sozialästhetischen Utopien eines vom Sozialismus begeisterten Künstlers handelt, erweisen sich doch eher als »Katzenjammer im Frühlicht«, anstatt einer realen Einschätzung der Wirklichkeit zu entsprechen. Die Wünsche, Hoffnungen und Illusionen einzelner, aber auch ihre persönlichen Schwierigkeiten




»Sind wir vom Nutzen glücklich geworden?«
»Bauen ist Zweckmäßigkeit nur für Barbaren«
»Schönheitsfanale der bauenden Demut«






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