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Grünbach, heute gutes Wetter

Einfacher Bericht:


Im Frühsommer habe ich damit angefangen, als erstes die Werkstatt und Scheune aufzuräumen. Ich habe das Moped repariert, damit ich einkaufen fahren kann. Den Sommer über kam viel Besuch. Freunde aus Hamburg, Berlin und Stuttgart. Sommerfrischler, Wandervögel, Kunststudentinnen und Alleinerziehende mit ihren Kindern. Ich war fast nie allein im Haus. Der Sommer war ja außergewöhnlich heiß. Die meiste Zeit haben wir im Haus verbracht, während der Mittagsstunden uns hingelegt, gebadet oder gegrillt und uns so lasziv verhalten, als wären wir in Südfrankreich.

Jetzt merke ich wie alles sehr historisch in diesem Haus ist. Ich koche auf einem alten Küchenherd mit Holz, die Holzböden sind schief, so dass sich der Staub in einer Ecke des Zimmers sammelt. Man bohrt ein Loch in die Wand und stößt auf Versteinerungen, in der Werkstatt ist der Boden aus Kopfsteinpflaster, alle Steine stehen der Länge nach in der Erde, der Kopf schaut raus. Das Haus ist sehr schief. Es wird aber noch 20 Jahre halten, bevor es zusammenbricht.
Ich habe den Sommer über die meiste Zeit renoviert und geschwitzt, um das Haus winterdicht zu bekommen. Mauslöcher und Mauerritzen zugemauert, Türen isoliert, Fenster gestrichen. Bücher gekauft, Internetanschluß bestellt, Musikzimmer eingerichtet, Schnaps und Most bevorratet.


Kontakt zu den Leuten im Dorf habe ich noch wenig. Alle grüßen mich aber. Das muß man langsam angehen. Die ersten Geschichten im Dorf weiß ich schon. Der Bauer, der keine Frau findet, aber schon ein Haus gebaut hat, was jetzt leer seit 5 Jahren dasteht. Der Enkel, der seine Großmutter für verrückt erklärt hat, um so ihr Haus übernehmen zu können. Der alte Bauer, der immer so glasige Augen hat, weil er seinen Schnaps, den er heimlich brennt, selber trinkt. Und so weiter. Das ist erst der Anfang. Spannend wird es erst, wenn sie anfangen mit mir zu reden und mir ihre Geschichten erzählen.
Wenn ich Kontakt suche, chatte ich im Internet, führe Ferngespräche mit meinen Freunden oder fahre nach Stuttgart. Meist habe ich dazu keine Lust, weil ich was Interessanteres hier zu tun finde.
Leider nicht am großen Werk weiterarbeiten, wieso ich ja eigentlich hergekommen bin, ein Drehbuch zu schreiben, sondern in der Werkstatt basteln, obwohl ich überhaupt kein Handwerkertyp bin, oder aus dem Fenster schauen und die Natur beobachten. Meist wenn ich eine Zigarette rauche, bleibe ich noch länger am Fenster, weil ich gerade ein Tier, das Wetter, den Bach oder sonst was beobachten muß.
Ich schätze das werden auch die Geschichten aus Grünbach.

Jetzt wird es Herbst, alles geht den Bach runter. Das Laub staut sich im Bach. Die Landschaft verändert sich komplett. Jetzt sind wir schon bei Stufe Gelb. Wenn die Blätter dann alle unten sind, wird alles anders aussehen.


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