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Medienkunst???

Ute Vorkoeper, WiSe 2003-2004

1. Sitzung, 23.10.03

Es ist eine komplizierte Frage, auch wenn man es sich aus Perspektive "der Kunst" gern leicht machen würde mit zwei Hinweisen: Kunst ohne Medium gibt es nicht. Alle Anhängsel an den Kunstbegriff sind prinzipiell verengend und exklusiv. Siehe Fotokunst, Videokunst, Filmkunst etc. Da aber "Medien" die genannten Mittel und weitere wie auch die nicht-technischen Mittel umfasst, kann von Exklusion eigentlich keine Rede sein. Im Gegenteil: Das Problemfeld wird im Verbund Kunst und Medien elend weit: Findet Kunst in den, wenn ja in welchen Medien statt? Finden Medien, wenn ja welche in der Kunst statt? Was sind die "wirklichen" Medien der Kunst? Et vice versa: Was ist die wirkliche, heutige Kunst in der Medienwelt? Überhaupt: Muss denn die Kunst alle technischen Medienentwicklungen berücksichtigen und mitmachen?

Bis heute ist in der bildenden Kunst und an dieser Hochschule die "Medienkunst" nicht gerade als bestens beleumundet. (Wenn wir auf und in die Medien schauen, dann gibt es so etwas wie Medienkunst im Sinne von bildender Kunst eigentlich nicht. Dafür anderes.) Da auch ich den Begriff stets problematisch fand, weil es eben erstens keine alte wie neue Kunst ohne Mittel und Mittler gibt, zweitens eine Zuspitzung auf die elektronischen Medien alle Bild-Traditionen ausblendet, schien mir das Nein zu "Medienkunst" lange Zeit klar. Allerdings kam und kommt mir eine sich bedingungslos verlängernde bürgerliche Kunst (was Begriff und System betrifft), die sich - quasi natura naturans - selbst gebiert, nicht weniger unzureichend vor. Denn sie interpretiert die Wechselspiele der KünstlerInnen mit massenmedialen Inhalten und spezifischen medialen Formen fast immer fehl. In solcher Kunstperspektive erscheinen sie nach wie vor als aufklärerische Belehrungen oder Offenbarungen durch wissende Künstler. Zum anderen wird die spezifische Bedeutung des technischen Mediums - Produktion, ästhetische Oberfläche, Erscheinungsort und Distribution - hinter einem Bild oder Bildwerk kaum oder nur kunstverzerrt wahrgenommen.

Dabei geht es gerade um die Bild(werk)begriffe, die sich im Zusammenhang mit dem Aufkommen jedes neuen Mediums verschoben haben. Die enge Verkopplung von Kunst und Bild wird gerade in der problematischen Perspektive "Medienkunst" überdeutlich. Vielleicht können über den hybriden Begriff und seinen Ursprung und gerade heute, nach seiner Hausse und nach dem Ende der daran geknüpften Erwartungen und sogar Utopien, die (künstlerische) Potenziale in der Auseinandersetzung und Anwendung von elektronischen Medien sichtbar werden.

Dies heißt, die Frage nach Medienkunst nicht allein über die Suche der Inklusion und Exklusion vom Kunstsystem und -begriff zu begreifen, sondern über die anderen Darstellungs- und Vorgehensweisen, die eine an den Medien orientierte und von zeitgenössischen audiovisuellen Techniken ausgehende Kunst auszeichnet. Damit rücken bei der Betrachtung von Medienauswahlen und Medienanwendungen in den Blick: Die

Relation zu Realität und Schein
Relation zu Idolatrien und Ikonoklasmen
Relation zu diversen Utopien
Kritik und Wiedergabe von Wahrnehmungsprozessen
Kritik, Wiederholung oder Revision bedeutungsbildender Prozesse
Reflexion von Produktions- und Distributionsformen

Ein Anspruch der Veranstaltung wäre somit bei der Betrachtung aktueller medienbasierter künstlerischer Arbeit (der Teilnehmer wie der anderer KünstlerInnen) hinsichtlich dieser Relationen und Kritiken differenzierte Aspekte heraus zu filtern, die dasjenige einkreisen, was das Künstlerische an Medienkunst ausmachen könnte.

Geplanter Aufbau des Seminars

a) (Gemeinsam) ausgewählte Lektüren
b) Referate über exemplarische KünstlerInnen
c) Arbeitsgespräche im Kontext dieser Diskussionen
d) ProfessorInnen / DozentInnen der HfbK einladen zu Thema / Unterthemen

Ich möchte keinen klaren Ablaufplan vorgeben, sondern die Abfolgen gern mit euch erarbeiten. Mein Vorschlag ist deshalb, die Interessen und Arbeitsschwerpunkte zu notieren, die Auswahlbibilographie und die Künstlerliste durchzugehen und einen ungefähren Plan zu erstellen, wann wir was lesen, hören, diskutieren. KünstlerInnenliste wie Bibiographie sind erweiterbar.

HEUTE:
Zum Einstieg habe ich ein Gespräch zwischen Florian Rötzer und Berhard sowie Anna Blume kopiert, das wir in Auszügen heute noch lesen können. Es sind darin einige Probleme aufgerissen, die Künstler, die mit Fotografie arbeiten, in den 70er und 80er Jahren hatten. Außerdem hat Blume bis letztes Jahr eine interessante Zwischenposition an der HfbK bezogen: Zwischen Freier Kunst und Visueller Kommunikation. Ob die Konflikte so noch gelten oder ob sie überwunden sind, steht zu diskutieren.

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