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Aktuelle Ankündigungen allgemein


FB Visuelle Kommunikation und t r a n smedien


laden ein zu

__GRENZGÄNGERINNEN


Wochenendseminar
Freitag, 31.1.03 - Sonntag, 2.2.03, tägl. 10.00 – ca. 18.00 Uhr
Hochschule für bildende Künste Hamburg
Kino Averhoffstraße 38, 22085 Hamburg

mit Filmen von

__Gertrud David (1872 – 1936)

Politikerin, Regisseurin, Produzentin
(vorgestellt von Klaas Dierks)

__Ella Bergmann-Michel (1895 -1971)

Malerin, Photographin, Dokumentarfilmerin, organisierte Vorträge und Vorführungen von Avantgardefilmen.
(vorgestellt von Jutta Hercher)

__Marguerite Duras (1914- 1996)

Journalistin; Schriftstellerin und Filmemacherin
(vorgestellt von Dr. Elke Ramm und Beatrix Schwehm)

__Trinh T. Minh-ha (geb. 1952 in Hanoi)

Filmemacherin, Kulturtheoretikerin, Essayistin, Musikethnologin, Dichterin und Professorin für Film, Rhetorik und Women’s Studies
(vorgestellt von Thomas Tode)


Koordination / Information: Beatrix Schwehm



__Information


Im Rahmen des Wochenendes werden vier Filmemacherinnen vorgestellt.
Ihnen gemeinsam ist, dass der Schwerpunkt ihrer Arbeiten ursprünglich in einem anderen Fachbereich lag. Erst über Umwege kamen sie zum Film.

Alle vier sind Grenzgängerinnen. Sie verbinden Politik, Schreiben, Wissenschaft und Kunst mit ihren Filmen. Sie konfrontieren sich mit der Überschreitung konformistischer Grenzen.

Für Gertrud David ist die Arbeit mit dem Film als Kommunikator ihrer politischen Überzeugung zu sehen. Sie thematisiert z.B. das Schicksal unehelicher Kinder und Behinderter in Familienzusammenhängen.

Ella Bergmann-Michel hat Zeit ihres Lebens mit verschiedenen künstlerischen Mitteln gearbeitet. Dass sie Dokumentarfilme machte, ist selbst Spezialisten/innen nicht bekannt.

Marguerite Duras stellte in ihren Filmen einen neuartigen Bezug zwischen Sprache und Bild her. Durch Fragmentierung, Lückenhaftigkeit und Widersprüchlichkeit der Narration entsteht ein Raum, in dem das Nichtbenennbare für die Zuschauerin spürbar wird.

Und auch Trinh T. Minh-ha widersetzt sich immer wieder erfolgreich gängigen Genregrenzen. Sie denkt ihre Filme nie als spezifisch dokumentarisch oder fiktional, ihre Texte nicht als wissenschaftlich oder poetisch.

Im Rahmen eines Arbeitsgespräches wird das gezeigte Material der Filmemacherinnen in Bezug zu ihrer jeweiligen Arbeit als Politikerin, Malerin, Schriftstellerin, Musikethnologien etc. vorgestellt. Dabei werden wir uns der dokumentarischen, inszenierten und essayistischen Erzählweise nähern.


__Programm



FREITAG 31.1.03


10.00 – 12:00

Gertrud David

vorgestellt von KLAAS DIERKS
Filmhistoriker und Student der visuellen Kommunikation

Im Rahmen eines Tagesablaufs, wird die schulische, medizinische, berufliche und seelsorgerische Betreuung von Taubblinden gezeigt.

12.00-14.00 Pause

14:00 – 18:00

Ella Bergmann Michel

Man lebt abstrakt und malt wieder gegenständlich. 
Wenn die Welt wieder gegenständlich wird, 
musst du abstrakt malen“. 
aus: Cinegraph. Aufsatz von Thomas Tode
(7.5.46 in einen  Brief an =Schwitters)

vorgestellt von JUTTA HERCHER (Filmemacherin und Autorin)

Der Film beginnt mit der Darstellung des einsamen Lebens der alten Leute in unbequemen Altbauwohnungen und setzt das Leben in der Gemeinschaft dagegen. Er gehört zu den wichtigsten Architekturfilmen der damaligen Zeit.

Der Film beschreibt die Situation Erwerbsloser und fordert zu konstruktiver Mithilfe auf. Immer wieder sind Zwischentitel eingeschnitten.

Zeigt eine weitere einfallsreiche Selbsthilfeaktion von Erwerbslosen: Arbeitslose mieten sich beim Karrenverleih einen Drückkarren, kaufen im Großmarkt Gemüse oder Obst billig ein und verkaufen es auf der Straße direkt vom Karren. Da dies ohne behördliche Genehmigung geschieht, müssen sie vor der Polizei auf der Hut sein. Für den Film demonstrieren zwei der ambulanten Händler ihr Warnsystem.

Zeigt den Fischer Robert Michel bei der Arbeit. In diesem Film deutet sich ein Rückzug ins Private an, aber auch ein erneuter Bezug zur Natur und zum Unterwasserthema Anfang der 20er Jahre.

Das Material zeigt diskutierende Menschengruppen in den Frankfurter Straßen. Die meisten Häuser sind beflaggt mit Zentrums- oder KPD-Fahnen, vor allem aber mit Hakenkreuzfahnen. Bedrohlich kippen die Litfasssäulen mit den Wahlplakaten ins Bild: Wählt Hitler Liste! Aus ihrem Atelierfenster am Eschersheimer Turm filmte sie die ersten Nazi-Aufmärsche.


Buch, Regie, Kamera, Schnitt: Jutta Hercher, Maria Hemmleb
Ein Filmporträt über Ella Bergmann-Michel in dem neben zahlreichen Selbstaussagen der Künstlerin auch die Erinnerungen ihres Sohnes Hans überliefert sind.


SAMSTAG: 1.2.03


Marguerite Duras


Kürzlich hat jemand im Fernsehen voller Wut gesagt: 
„Duras Geld zu geben, um Le Camion zu drehen, das führt dazu, 
den Leuten das Kino auf ein halbes Jahr zu verleiden. 
Was für ein Lob! 
aus: Marguerite Duras: Die grünen Augen

vorgestellt von
Dr. ELKE RAMM (Literaturwissenschaftlerin und Autorin)
BEATRIX SCHWEHM (Dokumentarfilmautorin)

10:00 – 12:30

Dieser Film führt vor die Tore Paris, in ein Haus in einen kleinen Garten. Dort leben Isabel Granger, die Töchter Laurence und Nathalie und eine Freundin des Hauses. Das Leben dieser vier Personen läuft ohne große Aufregung, bis eines Tages die Stille durch den Besuch eines Vertreters gestört wird.

12:30 – 14:30 Pause

14:30 – 18:00

Die Suche, nach dem der liebt, wird nicht enden. Aurelia Steiner schreibt dem, der gemeint ist, unaufhörlich Briefe. Denn er soll irgendwo vor langer Zeit gestorben sein - an der Hitze, an der Pest, am Krieg - oder im Lager des von Deutschen besetzten Polen. Solange sie schreiben wird, ist der andere nicht tot.

Die Mutter stirbt bei der Niederkunft, hinter der Trennwand, im Lager. Ihr Blick fällt auf den, der am Strick zappelt und zu leicht ist, um sich durch das eigenen Gewicht zu erhängen: den Suppendieb. Doch Aurelia Steiner, die Tochter, lebt. Und das Kind lauscht dem Krieg, den bombenspeienden Flugzeugen, dem Schnurren im Inneren der Katze.

Das ist das einzig Übriggebliebene von einer Geschichte, das einzige Wort, das imstande ist, die Geschichte zu benennen. Cesarea ist die Gesamtheit, der Inbegriff des Schmerzes einer Trennung, der nicht aufhören wird: „Ich rufe den, der mir antworten wird.“

Nennt man die Darstellung von Händen, die in den magdalenieschen Höhlen des südatlantischen Europa gefunden wurden. Der Umriss dieser weit geöffneten auf dem Stein ruhenden Hände war farbig übermalt. Zumeist blau, schwarz. Manchmal rot. Für diesen Brauch wurde keine Erklärung gefunden.


SONNTAG 2.02.03


Trinh T. Minh-ha

Ich arbeite immer an den Grenzlinien mehrerer sich 
verschiebender Kategorien. Ich weite die Grenzen der 
Dinge aus, lerne über meine eigenen Beschränkungen 
und wie sie zu verändern sind. 
aus: Trinh T. Minh-ha, From a Hybrid Place, Interview von Judith Mayne

vorgestellt von THOMAS TODE (Filmemacher und freier Publizist)

10:00 – 12:00

Trinh T. Minh-ha. hat drei Jahre im Senegal gelebt und mit Reassemblage einen experimentellen ethnografischen Film über das dörfliche Leben im Senegal gedreht. Ungewöhnliche Bildkadrierungen, präzise Ton- und Musikcollagen, ein poetischer Kommentar und eine durch Pausen und Stille rhythmisierte Montage machen es unmöglich, das Gesehene und Gehörte in gewohnter Weise wahrzunehmen. Stattdessen wird man in einen Raum hineingezogen, in dem die Abstände zwischen Auge und Ohr, Wort und Bild neu ausgelotet werden. Den scheinbar festen Positionen des Anderen und des Ich wird dabei der Boden entzogen - oder in den Worten Min-has: »I do not intend to speak about. Just speak near by.«

12:00 – 14:00 Pause

14:00 – 16:30

Die vietnamesische Immigrantin Kieu lebt in Kalifornien im Haus ihrer Tante und kämpft mit den Freuden und Anstrengungen ihrer eigenen Unabhängigkeit. In langen Gesprächen streiten sich Tante und Nichte um die Relevanz traditioneller Werte und die Vorteile des modernen Lebens. Kieu arbeitet als freie Autorin und als Fotomodell und unterstützt finanziell ihre Familie in Vietnam. Für eine Frauenzeitschrift recherchiert sie „Das Märchen der Kieu“, eine vietnamesisches Liebesgedicht aus dem 19. Jahrhundert. Es erzählt von der Märtyrerin Kieu, die sich, um im patriarchalen System zu überleben, für das Wohl ihrer Familie prostituiert. Kieu lässt sich auf einen Auseinandersetzung mit der Legende ihrer Namensgefährtin in dem Maße ein, dass sie zum auslösenden Moment für ein Überdenken ihrer eigenen Identität wird.

17:00 – 19:00

Auf jede Form von Mythisierung verzichtend und doch mit großer poetischer Kraft macht sich Trinh T. Min-ha in „The 4th dimension“ auf die Suche nach den rituellen Grundlagen des modernen Business von Japan. Tempo und Duktus der filmische Bewegung sind eingepasst in die Gesetzmäßigkeiten einer untergegangen geglaubten Welt, von der Seite eingezogenen transparente Farbblenden unterstreichen den autonomen Status sowohl des abgebildeten wie des ästhetischen Raumes und erweitern beide in eine vierte Dimension.


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