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5.9.2 Die Differenz der Zeit

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Die Differenz der Zeit. Hier nimmt ein Begriff des Digitalen Konturen an, der die Höhe des Zeit-Bilds nicht etwa verläßt, sondern es ganz im Gegenteil hervortreten läßt. Tatsächlich kann sich ein semiologischer Begriff des Digitalen nur festschreiben wollen, sobald jene A-Chronologie der Zeit angehalten oder eingefroren wurde, die spezifische Bewegungen hervorbringt. Und dies unternimmt die Semiologie in Begriffen der "Synchronie" und "Diachronie" einer Struktur. Sie zerlegt die Zeit in eine Achse des Gleichzeitigen einerseits, in eine der Abfolge andererseits. Damit verschwindet jene Zeitlichkeit jener Zeit, die sich nur "a-chronologisch" ereignet haben kann. Alle Oppositionen, in denen sich die Semiologie konstituiert, gehen aus dieser Unterdrückung der Zeit hervor: die Opposition von Signifikant und Signifikat, von Paradigma und Syntagma, von Metapher und Metonymie – und ebenso die von Analogem und Digitalem. Alle diese Ensembles sind Module einer Struktur, deren Genealogie unterdrückt wird und deshalb nur bekannte metaphysische Oppositionen wiederholen kann. "Das Analoge und das Digitale, die Ähnlichkeit und der Code, kommen zumindest darin überein, daß sie beide Module [moules] sind, jenes durch seine wahrnehmbare Gestalt, dieses durch seine intelligible Struktur: dies ist der Grund, warum sie so gut miteinander kommunizieren können." 86 Sie kommunizieren deshalb so gut miteinander, weil beide vom Code ausgehen – und nicht vom Bild. Unter Voraussetzungen des Codes und seiner Technologien kann man allerdings fortfahren wie bisher: man kann digitale Filme drehen, als wären es analoge, und digital produzieren, um die Resultate in analoge Technologien übersetzen. Ebenso kann man analoge Materialien digital abtasten, um sie zu sampeln und Metamorphosen zu unterziehen, die einem analogen Verfahren in dieser Form nicht möglich wären. Immer aber wird, wenn man unter Voraussetzungen der Semiologie oder Medientechnologie antritt, eine Semiologie oder Technologie herauskommen – und nicht zuletzt ein "Autor", der für Transfer, Austausch und Ausdruck zu bürgen vermeint. Aber deshalb faßt Deleuze das "Analoge" ebenso wie das "Digitale" als Module, die aus einer Modulation auftauchen. "Die Modulation hingegen ist etwas ganz anderes: sie ist eine Veränderung des Moduls, eine Transformation des Moduls in jedem Augenblick der Operation." 87

Uploaded Image: pfeil.gif 5.9.3 Die Differenz der Zeit

  86 Deleuze II, S.44.
87 Deleuze II, S.44.






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