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Hamburger Datenkunstbewegung der 80er und 70er Jahre.



Autor: Initianten: Matthias Lehnhardt, Kurd Alsleben, Antje Eske, Achim Lipp
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matthias lehnhardt


"Wir verwirklichen soweit wie möglich das >neue< Menschenrecht auf zumindest weltweiten freien, ungehinderten und nicht kontrollierbaren Informationsaustausch (Freiheit für die Daten) unter ausnahmslos allen Menschen und anderen intelligenten Lebewesen." Februar 1984, zwei Tage nach dem Treffen im kohleofenverqualmten Keller des Hamburger >Schwarzmarkt<, war dieses Manifest in der ersten Nummer der Vereinszeitschrift >die datenschleuder< nachzulesen. Der Chaos Computer Club, die >galaktische Vereinigung ohne feste Strukturen war aus der Taufe gehoben.
"Wir stinken an gegen die Angst- und Verdummungspolitik in bezug auf Computer sowie die Zensurmassnahmen von internationalen Konzernen, Postmonopolen und Regierungen." Das 10 Punkte Aufgaben-Programm für das laufende Jahr, Wau Hollands Wohnung, das zukünftige Vereinslokal, endlich mal richtig aufräumen, ausgenommen, lässt sich radikal zusammenfassen: tun "was Spass macht und nichts kostet". (Aus: Lehnhardt/Ammann "Die Hacker sind unter uns").

Dem Kunststudenten, mir, schien eine Erinnerung auf, an Peter Weibel, Aktionskünstler, Mitglied der Wiener Aktionisten. Etwa 1968 formulierte er: "die elektronischen Medien bedeuten eine veränderung der raum- und zeitstruktur unserer physikalischen wie gesellschaftlichen wirklichkeit. die elektronischen medien sind erfindungen, die unsere wirklichkeit erweitern und desgleichen unser bewußtsein. die elektronischen medien (von der schallplatte bis zum fernseher) sind gleichsam unsichtbare drogen, die psychische wie politische veränderungen bewirken ... dichtung heute verwendet die elektronischen medien, erkundet und und erzeugt durch sie/mit ihnen eine neue wirklichkeit, entdeckt neue formen der kommunikation, neue strukturen des erlebens, betreibt experimentelle linguistik und experimentelle kommunikation, erweitert den begriff der dichtung. der dichter als elektronischer messias. dichter der medien." (Aus: Weibel "Zur Konzeptkunst in Österreich").

Und irgendwann fiel in diesem Zusammenhang der Name "Datenkünstler", wir fühlten uns inmitten der Zukunft. Die sozialen Computerpioniere hatten Selbstbewusstsein entwickelt.

Auch zu Weibels Aufsatz "Kunst als Kriminalität", in dem er den Künstler vom Aussenseiter zum Outlaw zu transformieren sucht, zum Feind der Gesellschaft, zum veritablen Statsfeind und zum Feind der Staatskunst, gab es Parallelen: Als ich 1989 schrieb, dass ein Computervirus eine positive Funktion tragen könne, nämlich eine kommunikative - am Beispiel des Weihnachtsvirus von Clausthal-Zellerfeld war deutlich geworden, dass hunderte Personen einen Anlass fanden miteinander zu reden und ihre technischen Verbindungen und Möglichkeiten zu erkennen. In der öffentlichen Diskussion war das aber ganz anders. Besonders die Veröffentlichung des Programmierschemas von Viren brachten mich in die gefühlte Situation des "Outlaws" (Aus: Lehnhardt "Viren, Trojanische Pferde und logische Bomben" (Das Chaos Computer Buch).

Während sich die Computerszene zwischen Robin Data, Datenkunst und Kriminalität entwickelte, fand im Tempel der reinen Kunst, in der Hamburger Kunsthochschule, eine ebenfalls transformatorische Bewegung statt. Erst heimlich, letztendlich mit dem Segen von Conrad Zuse, dann schon offen, zogen Computer in den Arbeitsbereich von Kurd Alsleben ein. Die Möglichkeiten des "Computer als Medium", als Verbindungsglied, Zeichengenerator und Gesprächsplattform, sammelten sich in den 80er und 90er Jahren unter dem Schirm der "Conversationskunst" - bis heute, auch wenn Kurd Alsleben inzwischen den Alltag der Hochschule verlassen hat.
Im NetzkunstWörterBuch von Antje Eske und Kurd Alsleben wird ein guter Teil dieser schönen Entwicklung bereitgestellt.

Beim Stöbern in den alten Daten fallen mir Wörter ein: Schönheit, Beteiligung, Begeisterung, auch das Europäische Museumsnetzwerk mit den Bedeutungsräumen, interface 3 mit dem Conversatorium. Besonders aber die Hypercard-Projekte mit dem Charme der ersten Eroberungen: "querfälltein" im Hamburger Kunsthaus, "AHA-Mediale" - Conversation über Leitungen, "Das Rauschen der Apparate" - Bluebox-Experimente, "muftig" - mein erster wandernder Conversationsstapel, "gruben" und "BASTARD" von Marcus Giltjes, "LivingRooms" - für Hypercult in Lüneburg, das "LEM" - Labor fuer elektronische Medienkommunikation, Medieninformatik und Medienkunst, das "BIN" - Baltic Interface Net und Vieles Andere.

Genau das mache ich, geht mir auf - ich will in der Bremer Ausstellung, in der Vis-a-vis Affaire, das Archiv aufmachen und meine Erinnerung teilen.
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Studium der Physik, Kunstgeschichte und Germanistik, Soziologie und neue deutsche Literaturwissenschaft, Visuelle Kommunikation und Kunst. Journalist für Rundfunk und Fernsehen, Buchautor. Seit 1993 Professor für »Experimentelle Medien« im Lehr- und Forschungsbereich »Digitale Systeme, Netzwerke und Kommunikation« an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. 2005 Gastprofessor für »Medienkunst« an der Universität für Wissenschaft und Maschinenbau, Department of Arts, Wuhan/ China. Ausgewähltes - Bücher: Ammann/ Lehnhardt. Die Hacker sind unter uns. Heimliche Streifzüge durch die Datennetze. Ammann/ Lehnhardt/ Glaser et.al. Das Chaos Computer Buch. Hacking made in Germany. Ammann/ Lehnhardt et.al. Hacker für Moskau, Deutsche Computerspione im Dienst des KGB. Lehnhardt (Hrsg.): Gesänge über dem Lerchenfeld. Beiträge zur Datenkunst. Filme: Propaganda als Waffe, der Agitator Willi Münzenberg (Ammann, Lehnhardt, Roscher et.al.). Im Brennpunkt: Ost-Spione in westlichen Computernetzen (Lehnhardt/Ammann/Meißner u.a.). Tatwaffe Computer (Lehnhardt/Ammann). Der KGB, der Computer und ich (Lehnhardt). Projekte: Whirlpool of misunderstanding«/ Installation Chicago. »Baltic Interface Net«, künstlerische Produktionsplattform im Internet. »_moving« für ArtGenda, interaktive Installation Hamburg. »Das Rauschen der Apparate«, experimentelle Fernsehsendung.
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Kurd Alsleben:
Die Hamburger Datenkunstbewegung der 80er Jahre, das
waren datenkünstlerische Aktivitäten in HH in
auffälliger Zahl. Manche überlappten sich in Personen
und man war befreundet. Ein Bewusstsein von der
Gemeinsamkeit entstand bei den Beteiligten 1989 während
der Vorbereitungen des ersten Hamburger Symposions
INTERFACE, das gleich den folgenden vier, Klaus Peter
Dencker initiierte.
Da Matthias Lehnhardt fast alle Gruppen behandelt hat,
liste ich nur nochmal auf:
§ Chaos Computer Club (Wau Holland)
§ Connect, Virtuelle Europäische Kunsthochschule (Matthias Lehnhardt)
§ European Museum Network (Achim Lipp)
§ Freies Telekommunikations-Zentrum (Hermann-Dieter Schröder)
§ Interdisziplinäre Computerei der HfbK (Kurd Alsleben)
§ KüKoCoKü (Antje Eske)
§ Van Gogh TV (Karel Dudesek, Mike Hentz)
§ Es gab auch Einzelne, wie die Faxkunst von Karen Scholz
sie initiiert in der Bremer Kunsthalle
eine Affaire am Sa. 7. Jan. 2007



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