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Bälle zuspielen.



Autor: °Initiant: Heiko Idensen
"Die offenbare Abwesenheit einer digitalen Ästhetik für PDAs, innerstädtische Großmonitore, "smarte Kleidung", Mobiltelefone und ähnliches ist es gerade, die als das eigentliche Potential dieser Produkte angesehen wird. Gemäß dieses "MYTHOS der LEEREN SEITE" werden neue Medienkünstler nicht von bereits existierenden Konnotationen eingeschränkt, weil es Referenzen, die für diese Medien spezifisch wären, noch nicht gibt. Es ist also die heroische Aufgabe des neuen Medienkünstlers, diese kulturellen Codes zu definieren. Es gibt historische Indizien, dass diejenigen, die zuerst mit einem neuen Medium arbeiten, einen gottähnlichen Statur erreichen ...
Im MYTHOS DER LEEREN SEITE erscheint die Situation der neuen Medien zu schön, um war zu sein. Du kannst machen, was du willst, und du kannst die schwere Last der KUNSTGESCHICHTE ignorieren. ..."
Geert Lovink: Kunst der Neuen Medien, in : Lettre 74, Herbst 2006, S. 62)

"Das ist also die eine Sache, dass diese Geschichte nicht ganz vollständig beim mittleren Kittler war. Das ist mir bewusst. Wenn man aus der neueren deutschen Literaturwissenschaft kommt, nimmt man die griechische und lateinische Literatur, die als Einziges uns von den Medien von damals erzählt, weil sehr wenig archäologisch erhalten ist, als Horizont und als Hintergrund wahr. Das war die eine Schwäche, die, im Unterschied zu Innis, meiner Mediengeschichte lange angehaftet hat. Ich würde heute das Buch Optische Medien nicht mehr ohne Aristoteles schreiben wollen, zum Beispiel, weil der Begriff des Mediums aus der Theorie des Sehens bei Aristoteles entsteht."
"Es gibt auch eine unheilige Allianz zwischen leichtfertigen Medienkünstlern und den Medientheoretikern, die dann den Medienkünstlern oder -künstlerinnen um den Bart gehen und sich gegenseitig hochloben. Ich war einmal auf einer elektronischen Kunstausstellung in Chicago, direkt am See, am schönen großen Michigansee. Die Medienkunst bestand im Wesentlichen aus Photoshop-Anwendungen, mit einer rühmlichen, aus Hamburg stammenden Ausnahme, die war fantastisch gut.


Die Künstler programmieren in HTML oder einer den Maschinen unendlich fernen Sprache irgendwelche Bildchen und dann kommen die jungen Professoren und Professorinnen und schreiben ihnen Artikel, was das für tolle Kunst sei. Ich habe sie alle nach ihrer Programmiersprache gefragt und sie haben ehrlich zugegeben, dass sie HTML benutzen - und diese rühmliche Ausnahme aus Hamburg: "in plain C", war seine Antwort, in einfachem C, nicht mal in C++ ."
"ut, es gibt dieses Wunder der künstlichen Retina aus Silizium, um noch einmal auf Aristoteles zurückzukommen, wo es sozusagen schon Prothesenanwendungen für Handicaps und Krankheiten gibt, Berührungsschnittstellen, Interfaces zwischen Fleisch und Silizium, aber die Milliarden werden in ganz anderen Richtungen gemacht. Wenn das stimmt, dass die wichtigste Forschung - Anton Zeilinger und so weiter - in Richtung Quantencomputerei geht, dann ist doch der Weg weg vom Fleisch und der Biocarbonmasse, die wir sind, mit 70 oder 80 Prozent Wasser, dann teilen sich die Wege noch weiter."
Rock Me, Aphrodite
Antje Wegwerth 24.05.2006
Ein Interview mit Friedrich Kittler
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22695/1.html


Indem sie in Madrid die Ausstellung "Derivate, neue Finanzvisionen" kuratierten, haben sie vielleicht ein neues Kunstgenre entdeckt: die Finanzkunst. Zum ersten Mal versammelt die Ausstellung in der Casa Encendida Werke, die sich mit dem Funktionieren von Finanzmärkten auseinandersetzen. "Versteckt hinter Begriffen wie Volatilität, Liquidität und Markteffizienz üben Händler, Broker und Analysten einen undurchsichtigen Einfluss über den Mann auf der Straße aus. Zeitgenössische Kunst hat bisher kaum die Rolle der Finanzmärkte in der Gesellschaft erkundet", heißt es in der Beschreibung der Madrider Ausstellung. Die meisten der dort versammelten Arbeiten waren in den vergangenen Jahren bereits an anderer Stelle zu besichtigen und sind zum Teil mit Kunstpreisen ausgezeichnet worden.

"Der Ausstellungsraum selbst wirkt äußerst nüchtern und ist mit Stellwänden in kleinere Abschnitte unterteilt worden, die Arbeitsplätze in einem Großraumbüro sein könnten. Die dominierenden Kunstformen sind Videoprojektionen, Netzkunst und Audioinstallationen. Die Arbeit der Wiener Gruppe Ubermorgen.com wird von mehreren Tageslichtprojektoren an die Wand geworden und hat so den Anschein sachlicher Vortragsfolien. Google Will Eat Itself (http://www.gwei.org/index.php) ist eine Anleitung, wie die Suchmaschine mit firmeneigenen Mitteln enteignet werden könnte. Durch die Platzierung von Google-Werbebannern, für die man je nach Anzahl der Klicks Geld bekommt, sollen wiederum Anteile an dem Suchmaschinen-Konzern erworben werden, bis die Firma ganz in den Besitz der Kritiker übergegangen ist. "Google Will Eat Itself" reflektiert den vieldiskutierten Börsengang des Unternehmens ("Google won't be evil!")."

"Google Will Eat Itself"
Jutta Blume 20.08.2006
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23366/1.html

"st es nicht eher so, daß kunst und neue medien dem kriterium aktualität verpflichtet sind. ist nicht aktualität der faktor, der die strukturelle anlage dieser systeme erklärt? während man im buch die logische abfolge von informationseinheiten im wahrsten sinne des wortes »zerreißen« müßte, sind hypertextstrukturen ein synergismus, ein korrelatives verhältnis von annotationen. einzelne einheiten von texten werden aber nicht nur unter kohäsiven gesichtspunkten korrekt verkettet, um einen text insgesamt in seiner linearität als kohärente einheit aufnehmen zu können, müssen auch schon die einzelnen einheiten in sich kohärent, d.h. in sich semantisch und argumentativ stimmig sein. (newstext) die folge von nichtlinearer systematisierung ist ein informeller mehrwert. ist es nicht eher so, daß kunst und neue medien dem kriterium der aktualität verpflichtet sind. ist nicht aktualität der faktor, der die strukturelle anlage dieser systeme erklärt? unbestritten war linearität in texten immer mehr als bloße abfolge, und streng genommen ist auch nur die mündliche erzählung linear. "
THOMAS LOCHER
IHR DISKURS [MARKUS HUEMER]
http://www.aec.at/de/archives/festival_archive/festival_catalogs/festival_artikel.asp?iProjectID=8640
—– ein off-line —spielfeld: ———–
zum tod des autors und der literatur kam der hypertext in den 80er jahren gerade reicht(zeitig) und stieß mit einer geradezu techno-futuristischen euphorie in die lücke der langweiligen reader-resposne-theorien der literaturwissenschaft ("der leser ist der eigentliche held aller texte") und der dekonstruktivistischen enttarnungen aller texte als etwas sekundäres, als ein folgendes, dem immer schon etwas vorausgegangen ist:
ein gedanke, eine idee, ein gesprochenes wort - oder eben ein anderer text.
alles geschriebene ist eben eine art "sauerei", nichts originäres, nur ein zwischen, etwas zwischen-durch - ein inter-text eben ... der von einem text zum anderen springt
(dabei haben die sog. leser ebensoviel zu tun wie die sog. autoren)
die suche nach den "ersten", dem ursprünglichen hypertext ist ein vollkommen unsinniges unterfangen, man findet immer wieder einen prä-text, der diesem vorausgegangen sein könnte:
borges, cortazar, die bibel, die upanischaden ...
homer immerhin war ja nicht geschriebene, sondern gesungene poesie.
wie aber konnte der sänger diese verse behalten?
er benutze rhytmen und formen, sogenannte "formulas" .. wie etwas "der listenreiche odysseus" ...
die hypertext-pioniere nahmen in der nachfolge des militärischen beraters vannavar bush (1945: jaja auch der hypertext hat in seinem stammbau einen militärisch-doktrinären zweig!) und des bastlers und text-,messies ted nelson (1965) den schlachtruf der emanzipationsbewegungen der 60er jahre auf:
die literatur kann von allen gemacht werden - nicht nur von einem! (lautreamont)
wir hofften, mit den fingern auf der tastatur, die LEERSTELLE aller textes endlich als produktive momente begreifen zu können:
endlich eine PARTIZIPATORISCHE LITERATUR zu erschaffen!
der cursur blinkt:
entscheide, ob du nach osten oder nach westen gehst!
go east. look around! there is a box. open the box.. there is a letter. open the letter.
you can't open the letter!
read the letter:
es ist eine flaschenpost. jemand hat sie aus verzweiflung oder aus langeweile oder in lebensgefahr ins internet geworfen:
hilfe! der hypertext ist tot! die medienkunst und die netzkunst sind am ende! sie machen keinen spass mehr! sie sind "normal" geworden. zur norm. jeder film hat seine website, an jeder ecke in der stadt steht jemand und schreibt jemandem eine sms, wir sind inzwischen fast alle permanent online, all unsere schritte und bewegungen werden verfolgt, getrackt, überall scheinen die menschen in das "globale gespäch" vertieft.
reden sie mit sich selbst oder mit jemand anderen?
es rauscht. ich verstehe nichts mehr. bildschirme überlagern sich, werden transparent.
"

Am Anfang war das Wort.?... es wurde gesprochen, getanzt, gesungen, geliebt, verdoppelt, erzählt, geknotet, gebetet, wiederholt, rezitiert, vergessen, eingeritzt, eingebrannt, gemalt, gemeißelt, geschrieben, in Tabellen gelistet, in magischen Formeln versteckt, gedruckt, gebunden, verlegt, als Fußnote an den Rand gedrängt, indiziert, gereimt, gezählt, formalisiert, codiert, compiliert, gespeichert, gescannt, als Muster wiedererkannt, übertragen, gefaxt, verschlüsselt, komprimiert, optimiert, transformiert, konvertiert, genormt, gelöscht, gelinkt, überschrieben, als Absprungsort markiert, zum Objekt erklärt, als Programm aktiviert, das Worte schafft...?Das Universum, das andere die Bibliothek nennen, setzt sich aus einer undefinierten, womöglich unendlichen Zahl ineinander verschachtelter Bildschirme zusammen ..."
(http://www.hyperdis.de/pool/)
alles hängt mit allem zusammen und implodiert und simuliert und poesieautomaten dichten vor sich hin, links werden automatisch generiert, text ist vernetzung, vernetzung ist strategie und waffe und produktionsweise im kampf mit den technologien um die kunst. der einsatz ist das leben. verlink mich oder ich fress dich!
ich gebe meinen namen in google ein. ich werde aufgefordert, meine kontonummer anzugeben. jemand verspricht mir in einer mail, meine website auf die nummer 1 bei den suchmaschinen zu bringen oder einen längeren organsmus oder jemand behauptet, ich hätte schon einmal gelebt und gegen eine gebühr von 49 € würde er mich bekanntmanchen mit meinen anderen vorfahren
oder ich betrete einen buchladen ohne besondere absicht. in der auslage bei den neuerscheinungen entdecke ich ein buch, das seltsamerweise mit meinem gesicht bedruckt ist. der titel lautet: wie ich mit hypertext kein schriftsteller werde. mein name steht auch drunter. ich werde von einer jungen dame angesprochen, ob ich ihr das buch signieren könnte. ich sehe mein spiegelbild in der schaufernsterscheibe. ich scheine ganz ungläubig aus der wäsche zu gucken. jetzt verlangt man auch noch eine lesung von mir.
... als ich buch das aufschlage, entdecke ich überall verkappte zitate von mir, die ich irgendwie schon einmal geschrieben oder gesagt oder fallen gelassen habe. ich stottere und schlucke und blättere immer weiter. das publikum scheint sich einigermassen zu amüsieren. ich will trotzdem etwas anderes vorlesen. etwas wirklich wichtiges. die schönsten bücher sind in einer unbekannten sprache geschrieben. dieses buch wird dein leben ändern. ich schliesse die augen. versuche, mich zu konzentrieren.
ich murmele einfach das erstbeste gedicht, das mir einfällt:
ich, der brennende wüstenwind. Erkaltete und nahm Gestalt an. Wo ist die Sonne, die mich auflösen kann,. Oder der Blitz, der mich zerschmettern kann!
(irgendjemand unterbricht immer die fiktion: manchmal ist es ein soldat, der mit einer MG auf den gierigen matinee-besucher feuert, der sich unter dem tisch versteckt hat, diesmal ist es ein dicker kerl in lederjacke, der mir einen zettel hinschiebt, auf dem zu lesen ist "verstehen sie spass ..."
das SPIELFELD:
man könnte den ganzen raum mit zetteln auslegen, um darauf die sätze zu schreiben, die schon immer geschrieben werden sollten, sätze, die anklopfen, die herauskommen.
man könntc auch die reative writing-übung nr. 31 ausführen: stellt euch eine andere welt vor. diese kann in der zukunft liegen, auf einem anderen planeten oder vielleicht im innern des internet, im meer oder auch in der atmosphäre. eurer phantasie sind keine grenzen gesetzt, wie sehen die menschen aus, die in dieser utopie leben, was lesen sie, wovon leben sie, warum leben sie? welche technologien benutzen sie? wie speichern sie. wie erinnern sie sich? wie lieben sie ...
fange am besten so an: "eines tages las ich ein buch, und mein ganzes leben veränderte sich ..." jage diesen satz durch die verschiedenen technologien: "eines tages landete ich auf einer internetseite, und mein ganzes leben veränderte sich." oder: "eines tages bekam ich eine SMS, und mein ganzes leben veränderte sich. "
es gibt auch zwischenrufe: "alles viel zu oberflächlich"" "HYPERTEXTE sind zu flache texte!" "Wo bleibt die verdichtung?"
deshalb machen wir es noch einfacher: wir stellen uns im kreis auf. ich bringe bälle ins spiel. schöne bälle, nicht zu hart, nicht zu weich, ähnlich jonglierbällen, die mit reis gefüllt zu sein scheinen. sie fühlen sich gut an. sie suchen sich einen weg von einer person zu einer anderen. zum nächsten. und weiter ... bis der ball wieder bei mir ankommt. ich bringe weitere bälle ins spiel. man ist ganz schön beschäftigt. dann noch einen .. und noch einen. man denkt gar nicht mehr darüber nach. man empfängt und gibt ab. wenn es gut läuft, kommt noch eine andere serie ins spiel, die läuft genau anders herum: den weg zurück. auch ein solcher prozess kann sich einspielen. es kommen störbälle. überraschungsbälle.
... das spiel, das gespielt wird, ist vielleicht genau das, was auich bei kollaborativen schreibprozessen abläuft, eine gesellschaft von texten und ideen und querbezügen spannt sich auf. vielleicht kommen auch noch worte hinzu. eine rose ist eine rose ist eine rose. (die übung nennt sich "sozialkünstlerische übung" und bereitet homogene oder verstreute gruppen darauf vor, gemeinsame prozesse zu initieren ...
http://www.assoziations-blaster.de/blast/b%E4llezuspielen.html

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