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Mitschnitt vom 12.11.10

Autor: Mitschnitt und Fotos Antje Eske

12.11.2010 Konversation 5 im ZKM: Spielen/Spielverderben. Felix ästheticus, Interesselos, Ökonomische Abhängigkeiten.

Beteiligte: Kurd Alsleben, Stefan Beck, Antje Eske, Detlev Fischer, Heiko Idensen, Volker Lettkemann, Rolf Todesko, Martin Warnke, 5 Besucherinnen

Kleine Vorstellungsrunde. Kurd schlägt vor, dass Rolf anfängt. Er habe so ein schönes Buch geschrieben, in dem er auch auf den verfehlten Wunsch. Dialoge instrumentell zu führen, eingeht. Für uns wäre sehr wichtig, wenn Rolf uns in diesem Punkt helfen würde und dazu was sagen könnte. Aber er müsse nicht, wir könnten auch was ganz anderes machen.
Rolf antwortet daraufhin er sei etwas perplex. Was aufliegt sei ein Konzept, das er schon lange verfolge. Es heißt: Dialog. Früh habe er bemerkt, dass es große Beschneidungen gäbe zu dieser Konversation, die im Mittelalter gepflegt wurde und jetzt hierher getragen wird. Diese Dialoggeschichte sei angelehnt an David Bohm. Vielleicht sei das Wort neu, aber es sei als Konversation gedacht und es gäbe dazu Spielregeln. Kurd unterbricht: wir haben Dialog immer als Zwiegespräch verstanden und du deutest es tiefgreifender. Da kommt auch schon ein Konflikt mit uns auf, weil du sagst: durch das Wort: Dialog. Ja, bestätigt Rolf, das sei die Deutung des Wortes bei Martin Buber: dia heißt ´durch´: Dialogos - dabei gehe es nicht darum, dem anderen etwas mitzuteilen, sondern im Sprechen merke man, was man sagen wolle. ...
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Verfertigen des Gedankens beim Sprechen.
Das sei eine Ebene und dann gäbe es eine Art Gesprächskultur, die sich in Verheißungen oder in Regeln abbilden lasse. Also er spräche beispielweise über sich und das orientiere, was er sage. Er stelle niemandem eine Frage, weil das aufdringlich oder verpflichtend oder zwingend sei. Antje wirft ein, dass sie das nicht versteht. Wieso könne sie Rolf keine Frage stellen? Rolf daraufhin, dass die Idee sei: was mache ich mit meinem Gegenüber, wenn ich ihm eine Frage stelle? Ich ziehe ihn zur Verantwortung. Ich packe ihn. Einwurf: er kann sich doch weigern. Antje fragt nochmal nach: aber ich verstehe doch auch nicht immer alles, was z.B. du jetzt sagst. Ich lerne doch dann auch gar nichts für mich. Rolf meint daraufhin, das sei so eine Art Kultur. Es gehe um die Etablierung dieser Kultur. Es hat nichts damit zu tun, dass du mich verstehen musst, sondern es hat was damit zu tun, dass ich verstehen muss, was ich meine. Und wenn andere sprechen, dann muss ich nicht verstehen, was der andere meint, sondern ich muss verstehen, was damit gemeint sein kann. Das bereichert meine Gedankenwelt.

Volker fragt nach: aber benutzt du Andere nicht damit? Für mich ist ein Dialog ein Austausch zwischen zwei Menschen, ein Gespräch und nichts theologisches. Rolf versucht nochmal deutlich zu machen, dass es um diese Art Kultur geht, mit welchen Vorstellungen ich ins Gespräch komme. Nicht, was ist das Gespräch, sondern mit welchen Vorstellungen komme ich dahin. ... Diese Dialoggeschichte ist eine Art Vielschichtigkeit. Bei Martin Buber sei das vielleicht im klassischen Sinn das Gebet. Was kann ich im Gebet sagen. Ich spreche zu Gott. Ich habe ein ´Du´. Was kann ich sagen. Ich kann ihm nichts mitteilen. Er weiß alles. Ich kann ihm nichts befehlen, er muss gar nichts. Ich kann zwar fragen, aber er sagt nichts dazu. Was ist Beten beispielsweise? Das wäre eine Form des Dialogs. Das ´Du´in diesem Konzept ist das Du, was ich im Gebet anspreche. ... Es gibt andere Philosophien, Buddhismus z.B., die haben nicht dieses ´Du´, dieses Gegenüber, das sie ansprechen können mit Du. In unserem Kulturkreis kann ich jeden, den ich ansprechen kann, zurückführen auf diese ´Du´. Dann kann ich nichts fragen, nichts befehlen, nichts mitteilen, sondern ich bin auf der Stufe des Gebetes. Stefan bringt ein: oder bei der Psychoanalyse. das kommt ihm jetzt grade so vor. Den Psychoanalytiker könne man auch nichts fragen, man könne ihm nichts befehlen. Das sei auch die Frage, was man da auf der Couch sage.
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Rolf pflichtet bei.
Und das sei der Punkt, den Kurd thematisiere: wenn ich beim Psychoanalytiker bin, dann spreche ich in einem Zweckzusammenhang. Dann muss das Gespräch irgend etwas erreichen. Beispielsweise meine psychische Gesundheit wiederherstellen. Eine Besucherin wirft ein: Gebet soll auch etwas erreichen. Ja, meint Rolf, aber nicht dieses Aussprechbare. Der Psychoanalytiker kriegt außer meinem Sprechen noch seine 100 Euro, weil ich gesund werde. Im Dialog geht es nicht darum, etwas zu erreichen, sondern es geht um den Dialog. ... Wir sind schon eine Gemeinschaft, wir sind schon im Einverständnis, wir sind schon zusammen. Und jetzt entsteht eine Differenzierung. Anstelle von Zusammenkommen sind wir schon zusammen und wir blühen auf, wie der Baum. Erzeugen die Vielfalt, weil jeder von uns was anderes sagt. Und wenn das alles aus der gemeinsamen Mitte kommt, dann ist das das Aufblühen. Antje meint dazu, dass sie mit dem Zusammenkommen so auch noch nichts anfangen könne: Bei der Konversation geht es nicht darum, dass wir alle am Schluss einer Meinung sind. Das sei für sie mehr eine Art ´Wir-Gruppe´: wir wissen wo es längs geht.

Eine Besucherin fragt nach: Sie beziehen das auf Martin Buber und ich habe aus meiner Schulzeit Schiller oder Kleist in Erinnerung: über das allmähliche Verfertigen der Gedanken ... Damals habe sie schon gedacht, dass das eigentlich nicht ihr Ding sei, da müsse man sehr langsam sprechen. Sie spreche eigentlich erst, wenn sie was zu sagen habe. Wenn sie den Gedanken fertig hat und ihn ausführen möchte. Rolf sagt, dass eigentlich der Prozess gemeint sei. Diese Art von Differenz. Wie sehe ich es und was meint die andere Seite. Rolf führt noch eine Weile die Vielfalt des Dialogs aus.

Antje unterbricht. Sie habe das Bedürfnis, die Anderen der Gruppe in das Gespräch zu holen und würde gerne ein konversationelles Spiel vorschlagen, wenn niemand was dagegen hat. Sie schlägt "Ein Satz reihum" vor: jeder sagt einen Satz, der so lang oder kurz sein kann, wie er will. Dann kommt der Nächste dran oder die Nächste und wenn die nichts zu sagen hat, gibt sie weiter, so dass alle mal ins Gespräch kommen. Der Vorschlag wird angenommen und das Spiel wird gemeinsam dahingehend abgewandelt, dass jedeR in seinem Satz vom “Ich“ ausgehen müsse. Antje macht den Anfang: ich finde es schön, dass wir alle hier zusammensitzen. Die 1. Besucherin: Das ist auch ganz großartig und hochinteressant. Es scheint ein hochgebildetes Publikum hier am Tisch zu sein. Ich mache weiter mit. Rolf: ich habe schon soviel gesagt. Die 2. Besucherin: ich will noch nichts sagen. Detlev sagt: jetzt hab ich ja schon was gesagt. Stefan: du wolltest doch eigentlich sagen, was ich sage. Martin: und ich finde, sie haben gesagt, was Luhman mit ganz anderen Worten auch gesagt hat. Volker: ich glaube, ich meine was ganz anderes. Heiko: ich schreib alles mit und twittere es online. Sage aber auch gleich selbst was. Kurd: ich hab Schwierigkeiten mit dem “wir sind ja schon zusammen“. Das sind wir natürlich. Wir sind ja zusammen. Aber was machen wir damit? 4. Besucherin: Ich bin Gast. Ich höre einfach zu. Antje: also bei der Konversationskunst gibt es keine Zuschauer. Alle sind beteiligt. ... Eine Weile läuft das Gespräch noch weiter, dann langes Schweigen. Heiko wirft ein: das Spiel ist zuende, wenn der letzte Zug gemacht worden ist?

Martin: nicht wir machen es, das Gespräch macht sich selbst. Volker: ich glaube, mir ist das viel zu kompliziert. Man kann sich auch über Frisuren unterhalten. Heiko: vielleicht sollten wir in einer unbekannten Sprache reden oder nur Sätze sagen. ... 5. Besucherin: ich finde zusammenkommen und etwas miteinander tun schöner als miteinander reden. Antje: ja, das finde ich auch. Wenn es nur über Worte geht, ist es auch ein bisschen arm für mich, aber ich wollte eigentlich auch auf deinen Einwand, Martin, was sagen: mit ist nämlich eingefallen, dass das Gespräch ja letzten Endes auch uns macht. Wir verändern uns ja darüber. 1. Besucherin: das ist das Schöne, was dann auf uns zu kommt von den Anderen. Ich lebe z.B. allein und dauernd kreist da irgendwas im Gehirn und man möchte es auch gerne mitteilen, um die Meinung des Anderen zu hören. Resonanz zu haben und weiter zu arbeiten am Thema. Das ist dann schon schön, wenn man mit anderen sprechen kann. Rolf: ich schreibe gerne. Dann kommt das Geschriebene zurück. 2. Besucherin: ich möchte noch von Dialog sprechen und auch sagen, dass unsere Philosophie an den Dialog von Sokrates und Platon erinnert. Die Mäeutik-Methode. Heiko: den Anfang hatte ich nicht verstanden. Wir sprechen jetzt von Griechenland? Antwort: von unserer westlichen Philosophie. 3. Besucherin bezieht sich auf Martins und Antjes Aussagen: das Gespräch verändert uns genauso wie uns die Gedanken verändern. Und durch Gedanken schaffen wir ja tatsächlich Materie. Also in unserem Gehirm wachsen neue Synapsen. Und das gleiche geschieht ja auch durch ein Gespräch. ... Das Gespräch läuft eine Weile so weiter, dann sagt Stefan: ich hab das Gefühl, ich bin im Theater und ich habe die Rolle nicht gelernt. Martin: das passt doch wunderbar. Das ist doch Kunst, was wir hier machen. ... Heiko: ich find´s ja grade spannend, dass es kein Zwiegespräch ist, sondern so ein Multigespräch, wo man immer auf verschiedene Sachen reagiert. ... Bestimmte Sachen bringen einen auf Gedanken. Also das öffentliche Gespräch ist ja eigentlich die Grundlage von allem, von Demokratie, von Philosophie, ... auch themenlos. Ich find es grade gut. Wir können auch die Konversation verlassen. Auch politisch kann es werden, es kann ganz philosophisch werden. Finde ich spannend. Kurd: ich will´s auch nicht verdammen. Ich will es nicht abschieben. Heiko: warum fällt es dir schwer? Kurd: na ja, wenn man ihm einen erhöhten Wert gibt - na ja, das tue ich natürlich auch - also wir beide

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Kurd umarmt Heiko: `dia aesthetica`,
wir kennen uns lange, aber - na ja - gut kennen wir uns auch nicht. Heiko: aber du meinst, es ist anders als ein Freund auf Facebook? Alle lachen. Kurd: genau! ...Heiko: was ist ein gelungenes Gespräch, oder Dialog, worauf basiert das? Was ist das Grundverständnis? Muss das da sein? Oder das gibt´s ja auch: mit einem Fremden in der Stadt hat man ein tolles Gespräch. Kurd: aber der kann einem ja auch sympathisch sein, unheimlich sympathisch. Heiko: ist das die Voraussetzung: Sympathie? Kurd: vielleicht. Antje: gleiche Welle. 2. Besucherin: nicht immer. Ich habe schon mit Leuten, die ich nicht kannte, eine Stunde, zwei Stunden gesprochen. Dann bin ich weg, der andere ist weg und wir treffen uns nicht wieder. Kurd: es kann aber auch sein, dass man noch lange an den Anderen denkt. 2. Besucherin: die Frage ist vielleicht, was vor einem Dialog kommt. Was bringt uns in Dialog? Heiko: der Anlass? 1. Besucherin: das ist oft eine gemeinsame Beobachtung. Zwei sitzen in der Tram und zwei sehen dasselbe und man merkt das. Beide lächeln. Und wenn´s in Japan ist und man kein Wort miteinander reden kann. Kurd: das mit der Sympathie finde ich doch ganz gut. Die ist doch überhaupt eine Voraussetzung. Sonst finde ich auch keine Wörter. Heiko wirft ein, dass es doch auch eine Streitkultur gäbe. Demokratie beruhe ja nicht auf Sympathie, sondern auf Auseinandersetzung. Antje: in Konversation steckt ja auch konvers, also das ist ja nicht nur eitel Freude, Sonnenschein. ... 2. Besucherin: Wenn ich z.B. kein Chinesisch spreche, wie mache ich es? Antje: mit Händen und Füßen. 2. Besucherin: ist das dann ein Dialog? Die allgemeine Meinung ist: ja, mag sein. Die 2. Besucherin meint noch: das ´Ich´ ist ein Problem. Weil ich, wenn ich rede "ich" sage und nicht "der Andere". Was ein Dialog sucht, ist ein Punkt, wo ich den Anderen treffe. Antje: da würde ich meinen, dass das auch ohne Sprache geht. Anerkennung brauchen wir doch alle. Und das geht doch auch ohne Worte. Das geht doch auch durch Blick oder Ausstrahlung ... Kurd: ist das nicht die Voraussetzung, um überhaupt in Worte zu kommen, überhaupt mit dem Anderen sprechen zu können. 3. Besucherin: aber wenn Sympathie nötig wäre, um einen Dialog mit jemand führen zu können, dann würden wir uns vielleicht viel weniger mit Menschen überhaupt unterhalten und Dialoge führen. Manchmal ist man ja auch gezwungen, einen Dialog zu führen.Und manchmal wird einem ja auch ein Mensch erst durch einen Dialog sympathisch. Volker: aber Dialog und Zwang, geht das zusammen? Verhör, Beichte, Psychoanalyse, ist die Antwort aus dem Kreis. Antje: das würde alles unter Dialog bei mir fallen. Konversation wäre das nicht.

Martin erzählt eine Geschichte, wo zwei Menschen sich im Zug treffen, außerhalb des Abteils. Sie stehen am Fenster und sprechen nicht die gleiche Sprache. Einer spricht türkisch, und der andere spricht eben kein Türkisch, und der Türke erzählt über die 100 Arten, im Türkischen einer Frau die Liebe zu gestehen. Er ist voll von seiner Erzählung. Der andere, wahrscheinlich der Schaffner, nickt manchmal, zieht die Stirn in Falten, schüttelt den Kopf, versteht aber kein Wort. Der Türke erzählt eine Stunde lang und ist extrem glücklich und befriedigt nach dem Gespräch. Darüber entfaltet sich eine lange Diskussion.

3. Besucherin: Wenn man jetzt von jemandem stundenlang vollgelabert wird, gibt es da Methoden, aus dieser Situation herauszukommen, ohne dass man den Anderen verletzt. 1. Besucherin: z.B. auf die Uhr kucken und sagen: ohhhhh. Martin: nee, immer recht geben. Wenn man das 10 x gemacht hat, ist alles vorbei. Antje: meinst du nicht, der freut sich? Martin: doch, du hast recht, er freut sich. Antje: gibst du mir grade recht? Martin: ja, ja, du hast doch recht. Stefan: ich glaube, es gibt keine Methode, weil die Situation ja asymmetrisch ist. Wenn jemand nicht erwartet, dass du reagierst, die Erwartung schon nicht in seiner eigenen Sprachleistung drin hat, dann wird er auch auf dich überhaupt nicht reagieren. Deswegen glaube ich, dass es in der Situation überhaupt keine Möglichkeit gibt. Heiko: die Ebene wechseln vielleicht, oder das Kommunikationsmedium. Zicken, küssen, schlagen, auf die Metaebene gehen: ein Antrag zur Geschäftsordnung.

Kurd: können wir nicht mal ein Spiel machen, wo jedeR ´ich´ sagen muss. Echo aus dem Kreis: au ja! Wie könnte das aussehen? Kurd: man muss bei jeder Aussage vom ´ich´ ausgehen. ... 1. Besucherin: Machen sie doch mal einen Satz mit ´ich´ und wir machen dann weiter reihum. Kurd: ja, ich würd´ gern von mir reden. Stefan: ich würde gern was von dir hören. 1. Besucherin: ich wollte das grade sagen. 2. Besucherin: ich hör gerne was. Kurd: ich komme nochmal auf die Sympathie zurück. Ich spreche nur gern mit Leuten, die mir sympathisch sind, d.h. ja nicht, dass sie ... besonders hübsch sein müssen. Ich glaube, mit anderen kann ich gar nicht reden. Oder? Kann das sein? Rolf: ich glaube, die Leute werden mir sympathisch, wenn ich mit ihnen rede. Allgemeine Zustimmung. 1. Besucherin: ich bin auch so veranlagt. Ich rede gern mit Leuten, die mir sympathisch sind. Und mit anderen, wo ich denke das läuft nur auf Kaffeeklatsch raus, nur so kurz wie möglich. Kurd: ich habe angefangen mit dem Wort ´Netzaffaire´- Und bei Affaire bin ich ja sehr beteiligt. Das geht immer nur von mir aus, ohne das ich das Wort ´ich´ auch benutze. Das ist so aufregend. Antje: ich kann mir das nicht vorstellen. Denn bei einer Affaire ist doch nicht nur einer beteiligt, da sind doch wirklich mehrere beteiligt und nicht nur ´ich´ oder du. Kurd: ja, aber mein Beitrag ist sehr ´ich´-bezogen oder er kommt von mir. Antje: ich glaube, mein Beitrag ist immer ´ich´-bezogen. Ich kann gar nicht anders. Rolf: ich schreibe beispielsweise regelmäßig in die Wikipedia rein ... Wikipedia hat eine Kultur, die ich nicht recht erkenne aber immer zurückgespiegelt bekomme. Ich schreibe immer in der Ich-Form. Und das wird 2 Sekunden später wieder gelöscht. Heiko: das ist klar. Das ist ja Wikipedia, der andere ´Point of View´. Nicht der subjektive. Ist ja kein Tagebuch. Rolf: ich schreibe rein, was ich weiß. ... ich bin ja kein Lexikon. Und dann schreibt der Andere: was du weißt ist schon richtig, aber das ´ich´ muss raus. Alle lachen. ... das ist das Kulturelle.

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Wo darf ich ´ich´ sagen, wo muss ich ´ich´ sagen und wo ist das verboten.
Wikipedia ist weder ´richtig´ noch ´nicht richtig´. 1. Besucherin: aber in Wikipedia schaue ich rein, um etwas objektiv Richtiges zu finden ... Alle lachen. ... Antje: ich frage mich dabei, wo sollen denn die großartigen Weisen sitzen, die alles ganz richtig und objektiv schreiben können. Selbst wenn ich nicht mit ´ich´ schreibe, wird´s doch auch nicht richtiger.

Martin: das ist ja eigentlich das Thema, was von Kurd hinten auf der ZKM-Broschüre steht, dass man alleine nicht weiter weiß. Interessant finde ich das ´weiter´, zu dem es nur kommt, wenn man nicht allein ist. Dadurch, dass man nicht allein ist, passieren die Sachen, die wir hier erleben: die Missverständnisse und das Aneinander vorbei reden ... und so gehts weiter. Antje: aber stell dir mal vor, du wärest allein auf der Welt. Martin: ja, dann würd´s nicht weiter gehen. Auch für die Frage: machen wir das Gespräch oder macht es sich selber? - Antje wirft ein: oder macht es uns - Kurd wirft ein: ja, aber ich bin doch in Not. Ich will nicht wissen, wer das Gespräch macht. Ich bin in Not und was soll ich nun machen? So ist das gemeint. Martin: aber ich darf das doch missverstehen, was du geschrieben hast? 1. Besucherin: wenn man nicht diskutiert, dann versteift man sich in eigene Ideen. Das ist auch nicht gut. Das ist dann ganz gut, wenn andere ihre Meinung dazu sagen, wenn es zur Diskussion kommt. Antje: ja, wie sieht´s denn mit einem Konversationsspiel aus? Alle lachen. Heiko meint: ja, Zeit dafür. Detlev wirft ein: Stefan ist grade nicht da, um zu protestieren. Antje: da kommt er grade. Detlev zu Stefan: in deiner Abwesenheit wurde beschlossen, ein Konversationsspiel zu machen.

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Wir spielen das Spiel:
jedeR schreibt einen Satz auf und in die zweite Zeile das erste Wort des neuen Satzes. Knickt dann den eigenen Satz nach hinten, so dass nur das Anfangswort zu sehen ist, reicht den Zettel weiter, der Nächste vollendet den Satz und schreibt wieder das erste Wort des neuen Satzes auf, usw.

Die einzelnen Zettel-Runden:
Ich ist immer ein
ANDERER,der ästhetisch für mich ...
DIE Menschen (oder wir) haben es nicht leicht mit dem
AUSTAUSCH ist schön, aber nicht immer möglich
WÖRTER können Worte sein
GELD ist gedanklich weit fortgerückt, so sehr stehen wir platt auf ihm herum
GRÜNDLICHES Bereden der Situation ist nötig.
WORTVERSAGEN ist auch ein Sagen.
OVER and over and over again.

Konversationspiele nerven.Wenngleich zuweilen alles schweigt.
DANN freue ich mich über mein
SPIEGELBILD, sprechen mit meinen Gedanken
UNTER ANDEREN ist schön, das Gegen-Teil ist Wir-Group. Muss nicht sein.
UNTERSCHIEDE gibt es nicht, aber ich mache andauernd welche.
SPRACHLOS ließ mich das diffuse Nebeneinander und die Unmöglichkeit, sich in diesem Kreis wirksam zuzuhören.
SPRACHLOS verlange ich das Geld zurück.

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Menschen können ganz schön unterschiedlich sein.
ERWARTUNGEN liefen ins Leere, Sprach-
UNVERMÖGEN machte es noch schwieriger.
WENN es so anfängt, wie es begonnen hat.
KURD kommt in Gesellschaft weiter.
DICHTER, dichter werden meine Worte nur im Mund des Anderen:
„VERWEILE doch“, warum findet Kunst das nicht wünschenswert
? Immer dasselbe ist ja langweilig, Mensch!
LANGWEILIG kann es auch mal sein.
OHNE Worte gibt's keinen Anfang

Was genau ist denn der Unterschied zwischen Dialog und Konversation?
KONVERS ieren habe ich in verschiedenen Medien als schön und bereichernd erlebt.
ERLERNBAR ist alles.
NICHTS vermag das Dröhnen der Selbstbeobachtung wirksamer zu unterbinden als eine Platitüde.
WER Gedichtzeilen Stockschläge.
FÜRSTLLICHAUCHSTAMPFEND wie Rumpelstilz.
DABEI bin ich doch nichts anderes als die Anderen, oder?
ICH, warum denn Ich
? Dazu fällt mir nix mehr ein!
ENDE

Große Anstrengung und Gefühl von
DISPARITÄT, wo die Gedanken von Rolf Todesco zum Anlass einer weiteren Zersplitterung und sinnlosen HIckhacks wurden, eine Saat, die nicht aufging.
OHNE Worte.
SCHWEIGEND ins Gespräch vertieft.
ALS wäre ich ein Teil von dir,
MEINE LIEBE - die Gespräche
?????? !!!!!! — @@@@@@@@@@@@
FELIX heißt der Kater.
KATZENSPRACHE macht das Verstehen ganz leicht.

Sympatisch wird die Ästhetik eindringen.
ODER was will uns das "durch das Wort" sagen?
JEDENFALLS ist es gut, dass wir hier sind und etwas verkörpern.
MÖGLICH ist alles
PARADOX ist, dass plötzlich das Wort "Amanda" auftaucht, vielleicht ein Opfer der Mäeutik
HERBERT empfindet Sympathie für Kurd.
ANSONSTENALLERDINGS, sprach die Sphinx, nahm das Dings, und dann ging's.
HYPER-text-Manien über Twitter und Social-Media - das hatten wir schon!
LINKS rum!

Das Gespräch spricht.
DESHALB fange ich auch nie einen Satz mit "ich" an, sondern ich schreiben quasi immer von
ANDEREN: Zuneigung entgegen bringen, um zu streiten
NICHT OHNE die Anderen möchte ich leben!
ABER es sind viele Formen möglich.
FORMULIEREND, simulierend, abstrahierend, konversierend, end end end endE
"HI". Mehr als ebenfalls "Hi" zu sagen, wollte mir nicht einfallen.
PERVERSERWEISE hilft nur noch beten, Rolf?

Stefan: ich würde gerne mal eine Pause machen. Wir könnten doch einen Kaffee trinken. Antje: o.k., machen wir ne Pause.

Nach der Pause:
Kurd erklärt, dass er nur zu Anfang gesagt habe, dass wir immer unter Anderen sind. Wenn sie nicht da sind, dann ist es ein Unterschied. Aber sie sind ja da. Heiko: und was ist beim Fragen anders, als beim Intervenieren oder beim Verantwortung übernehmen? Kurd: mir ist ganz wichtig, was Rolf sagt: Fragen ist nicht die richtige Weise, mit Anderen umzugehen. Rolf: ich möchte das noch ein bisschen abändern. Ich erzähle manchmal, welche Fragen mich beschäftigen. Das mache ich auch nur unter Menschen, dann erzähle ich, welche Fragen ich in mir habe, mit welchen Fragen ich mich rumschlage, aber dann frage ich niciht euch. Vielleicht hat jemand von euch etwas dazu zu sagen. Aber keiner muss, weil ich dich nicht frage. Ich frage nicht: wie machst du das? Kurd: ja, was verbindet dich dann? Warum bist du denn hier? Rolf: das ist eine brutale Frage. In die Richtung: gehörst du zu uns? Wie gehörst du zu uns? Kurd: ach so, nee das ist nicht gemeint. Rolf: aber das ist der Wortlaut: was verbindet dich mit uns. Kurd: ja mit uns, mit allen. Du sagst doch auch, dass du mit anderen bist. Heiko: Du, Rolf, stellst die Frage nicht, weil du eine Antwort erwartest. Du legst es hin und stellst es jedem frei, darauf auf seine Art zu reagieren. Und das ist was anderes, als wenn Kurd fragt. Vielleicht ist es gar nicht so sehr anders. Martin: das trifft auf die Frage der Ablehnung, glaube ich. Also das Fragen fordert heraus, Stellung zu nehmen und ist deswegen gefährlich, weil eventuell eine Ablehnung erfolgt. Z.B.: was verbindet dich mit uns? Da könnte kommen: nichts! Ihr seid mir alle völlig egal, ich bin hier zufällig. Die Gefahr besteht. Deswegen gibt es Höflichkeitskulturen wie in Japan, wo man erstens nie ´nein´ sagt und ich glaube auch, nie fragen darf. Jedenfalls darf man den Tenno nie was fragen. ... Kurd: aber der Tenno ist ja dann keiner unter Anderen. Martin: deswegen kann er es sich verbitten, befragt zu werden. Kurd: ja, ok., aber darüber gehts ja hier nicht. Rolf: das ist die Kehrseite. Die eine Sache ist, wenn ich gefragt werde, dann kann ich mir das verbitten. Oder im umgekehrten Fall kann ich mir überlegen: darf ich fragen. Martin: aber auch dort ist die Möglichkeit der Ablehnung sofort da. Die Antwort könnte sein: Nein! Rolf führt aus: es ist nicht die Gefahr, dass ich nicht die richtige Antwort bekomme, sondern dass der Andere merkt, dass ich ihn zur Verantwortung ziehe. Was ermächtigt mich? Kurd: Bei den Fragen, die mich bewegen, kann ich auch gut sagen: darf ich fragen. Das wäre sozusagen eine Vollendung der Form, in der ich als Künstler auf Andere treffen kann. Antje: ich glaube, wir müssen langsam einpacken. 10 vor Sechs. Wir gehen ja noch zusammen essen. Heiko: der Anschluss für später ist: darf ich´s wagen sie zu fragen.

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