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Sascha



Autor: Sascha Buettner
Berichte zum ListenTreffen 2003 (Hamburg) von sab

vom 13.06. - 14.06 traf man, genauer: matthias, tobias (kiilo), heiko, yvonne, tatjana, detlef, stephan, meine wenigkeit und als gastgeber antje und kurd, sich in hamburg zum 2.listentreffen. aber das weiss ja jeder.

freitag
etwas überstrapaziert und ob des geringen verkehrs in der liste besteige ich mit wenigen erwartungen und müde (hannah hatte mich die nacht drei mal aus dem schlaf gerissen. bei dem heissen wetter juckt ihre haut doch arg.) die maschine nach hamburg. an board gibt es nur ein mageres sandwich, dafür kaffe und orangensaft. der landeanflug schmerzt mir in den ohren, aber ich sehe hamburg von oben. ein bus bringt mich zur holstenstrasse und ein freundlicher mensch, der schon 25 jahre in hamburg lebt weist mir den
rechten weg. dennoch laufe ich (trotzig?) in die falsche richtung um dann doch gegen 10.30 bei kurd und antje vor der haustüre zu stehen. wir begrüßen uns auf das herzigste und setzen uns trotz der schattenfrische in den kleinen hinterhofgarten. ich bin nun in hamburg.

in der hfbk weist mich kurd auf das plakat zum listentreffen hin und ich deute auf den namen von heiko und bedeute, daß ich ihn dann heute endlich mal kennen lerne und er dann auch wie aus dem nichts neben uns steht und wir uns neugierig die hand schütteln. das also ist heiko, denke ich.

kurz vor 14.00 uhr klingelt mein handy und matthias fragt, wo denn die mensa ist. kurz nach 14.00 uhr sitzen wir dann alle zusammen in der selbigen und essen typisches mensa essen. deswegen, denke ich, sind die studenten und studentinnen hier so schlank.

in der computerei schließt dann tilo für uns einen beamer an und wir legen los und lauschen den techniken und auch den artistiken in wikis. und tilo spart nichts aus, zeigt anwendungen des swikis, nutzungen, serverseitige spezifikationen und muss dann, nach einer stunde, oder mehr, gehen und wir machen eine pause und teilen uns dann in zwei gruppen um dort über bilderchat bzw. kommunikation/politik zu unterhalten.

im angesicht meines wenig frequentierten (und derzeit eh auf halde liegenden) twikis freute es mich zu sehen, daß es klappt. das so ein swiki tatsächlich läuft. nur: wieviele personen braucht es, damit leben in so ein swiki/twiki kommt (man also die seiten nicht alle selbst füllt)? diese frage blieb unbeantwortet, auch weil ich sie beim treffen nicht gestellt hatte.

abends sprach ich mit matthias über die einblicke, die uns tilo gegeben hatte und wir meinten beide, daß wir die serverfestival-seite gerne auf ein twiki und das weblog reduzieren wollen: wiki | logbuch.

es ergab sich, daß ich mit stephan, heiko, tobias und kurd zusammen über kommunikation und politik sprach. kaum sassen wir beieinander (wir wechselten den raum, während die anderen dort blieben, wo sie waren)
sprudelte es auch schon: freiheit (was soll das sein) autonomie (und wie und was an ihr ist wichtig) und die leidige verkürzung der netzkunst auf net.art. es ist müsig die vielen themen im detail wiederzugeben. es war ein sammeln der notwendigkeiten, der befindlichkeiten und der wünsche. die kommende zeit wird diese gewichten und tiefgang (also einsteigen in ein einziges thema) bringen. der tiefgang des treffens lag auf ganz anderen ebenen.

die frage nach: was ist ein serverfestival? wurde nicht mehr gestellt. eher war es so, daß wir im rückblick dieses kapitel als abgeschlossen empfanden und uns eins waren (so zumindest empfand ich es und werfe es entsprechend in die runde), daß eine weitere diskussion darüber obsolet ist: warum definieren was nicht definiert werden will | soll | kann?

den freitag verbrachten wir also mit dem austausch, dem berichten, dem erzählen, dem conversieren? susa erzählte ich, daß ich schon seit langem nicht mehr eine solch angenehme situation, in der die frage nach dem "was bist du" bzw. dem "was machst du" nicht vorkam, mich befand. das ist für mich auch das motivierendste, was ich aus diesem treffen mitgenommen habe: die gewissheit, daß es da ein paar wenige, aber sehr ernstmeinende (ja was: kollegen? künstler? menschen?) gibt, die an dem selben stricken,
arbeiten, wie ich bzw. umgekehrt: ich stricke an dem selben wie die anderen. das gibt mir kraft weiter an einer kunst, die dem verengten marktökonomischen blick trotzt, zu arbeiten. weiter an einem mutualen
kunstverständnis zu arbeiten. den conversationellen ansatz mehr in das zentrum zu rücken. situationen zu erarbeiten, in der, wie kurd in einer broschüre von 1995 schreibt (circulating art, kunst als verkehr), kunst als verkehr vorkommt.

im plenum berichteten wir recht lange aus der politik/kommunikations gruppe und so wurde der bericht der bilderchatter arg kurz bzw. kam eigentlich nicht so richtig vor zumal wir alsbald von bericht zu
unterhaltung und zurück verfielen und die zeit ja nicht stehen blieb. gegen 20.00 entschieden wir uns essen zu gehen. im restaurant sassen wir an einem tisch und dennoch ergab es sich, daß teils in kleinen gruppen, ich weiter unterhalten wurde. ich glaube gegen 22.00 uhr lösten wir dann das treffen fürs erste auf.


zwischenspiel: begriffe und eine kurze selbstdiskussion (spontan verfasst)
autonomie:
autonomie verstanden als sich selbst ein gesetz geben (wobei das "sich" dem signifikat anpasst). das halte ich für notwendig (er denn je?), denn zum einen bedeutet das, sich von den diversen einengungen und verengungen (die ja alle sehr künstlich sind) loszumachen (also sich losmachen von ökonomischen verengungen, signifikanten verengungen wie o. beschrieben (stichwort "net.art"), gesellschaftliche verengungen. diese autonomie und die verantwortung, die autonomie bedeutet, sehe ich dann in einer
künstlerrolle aufgehen, die sehr wohl gesellschaftspolitisch wirkt.

ergebnislos:
mir fiel am abend und auch schon während des treffens auf, daß wir uns nicht ergebnisorientiert unterhielten. es stand auch gar nicht an, denn der austausch als solches bewegte uns. ist das etwas, was kunst können muss?

mutual:
auf gegenseitigkeit. endlich mal nich kolloborativ (kolloboration), dieses mit dem feind des feindes zusammenarbeiten.


samstag:
gut geschlafen habe ich in hamburg. gegen 10.30 trafen wir uns in neuer zusammensetzung in der destille im museum für kunst und gewerbe. bei sekt und buffet sprachen wir über dies und das, tauschten uns in wechselnden gruppen aus bis bernhard dem jubiliar zu ehren eine rede hielt. aber darüber wird matthias berichten (wie ich einer mail entnehmen konnte, die mich hier an meinem brötchengeberarbeitsplatz erreichte) und eventuell ist der text im netz zu haben (oder ausschnitte davon). mich bewegte dazu der
"leidensaustausch" mit tobias der uns dazu brachte für minuten in unserem kunstverständnis den paradigmenwechsel zu sehen, der uns am gestrigen tag beschäftigte, als wir im plenum zusammensassen. dieser kurzzeitige paradigmenwechsel begründete sich in: kein werk, keine identität, keine
marktorientierung (wenn ich das so richtig im kopf habe. tobias kann mich ja berichtigen, denke ich mir).


endgewichtungen:
mich hat das treffen darin bestärkt, dem mutualen-conversationellen ansatz verstärkt im rahmen des serverfestivals zu diskutieren und zu integrieren, da ich darin essentielle wichtigkeiten sehe. ich finde es erstrebenswert, dazu einerseits das twiki (das ich die tage auf www.serverfestival installiere) als plattform zu nutzen (sei es als todo-liste, als terminplaner oder als stichwortsammlung oder linksammlung oder ...) und zum anderen autorInnen für das weblog zu gewinnen, die den spagat zwischen techniken und artistiken in der netzkunst beherschen oder lernen wollen. weiter möchte ich in dem bescheidenen rahmen, der mir möglich ist, an dem "crossover der techniken und ausdruckmöglichkeiten", die seit anfang im
serverfestival vorhanden waren, arbeiten, daß sie nicht herausfallen: die "conversationellen" bzw. mutualen techniken/möglichkeiten, die in den diversen chats bzw. autorentools bzw. dem ja wohl legendären "streaps" schlummern. dazu passt auch unsere überlegung, die wir beim abschied ins auge fassten, daß nächste treffen in weimar zu machen, weil uns die knuffeligen streapser und pings doch fehlten! natürlich spielt auch eine rolle, daß wir uns noch nie in weimar getroffen haben (sehr wohl aber in kassel, dortmund, wiesbaden und hamburg). zusätzlich möchte auch ich mich bemühen ein nächstes treffen neuerlich hier in wiesbaden zu ermöglichen. dafür werde ich anträge schreiben und örtlichkeiten checken. ich bin nun wieder guter dinge, was das serverfestival angeht und würde mich freuen, wenn es ein festival in bester verkehrskunst-manier wird!

    • sab - 19 Jun 2003