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Conversationskunst.



Autor: Kurd Alsleben und Antje Eske
Conversationskunst ist das gemeinsame künstlerische Gestalten gemeinsamen gesamtsensorischen Umgangs {#Conversation #Gesamtsensorium #Mutualitaet}. Fälle alter Conversationskunst waren:
die antike #Ars Sermonis, die renaissancenen Musenhöfe {#Urbino #Asolo}, die pariser Salons {#Salonkultur} mit den Genres ihrer Zeit {#Conversationsspiele #Idylle #Kammertanz #Lustwandeln #Maskenfreiheit #Musizieren #Parlieren #Tafeln #Theatern}. Die Kunstgeschichte der Conversation ist umfangreicher, als sie hier vorgestellt ist. Im 19. und 20. Jh. fiel Conversation aus dem geltend gewordenen autonomen Kunstbegriff "Künstler/Werk/Publikum" heraus. In der Gegenwart entfalten sich im Internet neue Formen und Genres und ein abermals erweiterter Kunstbegriff wird geltend gemacht {#Artes Conversationis #chat #Forum #Mailing-lists #MUD o.a.}.
Die Technik ist gegeben, es gilt ihre Kommunikationsformen zu kultivieren. Conversation ist die wesentliche künstlerische Form dafür. Sie führt nicht zu konkreten Ergebnissen, sondern sammelt durch regelmäßige Wiederholung kulturellen Humus an, der auf #homöopatische Weise Spuren in der Gesellschaft hinterläßt. Konversation braucht ein Repertoire, anschaulich und assoziativ. {#Ars Sermonis #Gesprächsanalyse #hyperanschaulich}
Link: In einem Conversationslexikon von 1839 wird der Begriff wie folgt definiert: »Conversation, vom Lateinischen entlehnt, bedeutet im Allgemeinen Umgang und Unterhaltung mit Anderen, wird jedoch bevorzugt von der geselligen Unterhaltung in gebildeten Kreisen gebraucht. [...] Vor allem muss ihr Hauptzweck, eine Geist und Verstand angenehm anregende Unterhaltung zu gewähren, nie vergessen werden, woraus von selbst folgt, dass zwar Jeder sein Bestes in diesem Sinne zu leisten suchen, allein zugleich auch Niemanden darin behindern müsse. Anstand und Sitte dürfen nie verletzt, was der Gesellschaft oder auch einzelnen Anwesenden unangenehm sein könnte, muss gewissenhaft vermieden werden; Spott und Witz sind jedoch keineswegs ausgeschlossen, nur müssen sie ungezwungen und mit jenem Wohlwollen auftreten, das der gute Ton in solchen Kreisen auch für die in Anspruch nimmt, mit deren Meinung man wenig oder gar nicht übereinstimmt.« {#Balance}
Link: Konversation ist, nach Meyers Lexikon, eine Form des Gesprächs, nämlich ein "oberflächliches, unverbindliches Geplauder, ... Unterhaltung um der Unterhaltung willen." q1 Betrachten wir diese beschreibenden Wörter genauer, so bedeutet "unverbindlich" im künstlerischen Sinn etwas, das nicht festgeschrieben ist. Es wird ins Unreine gesprochen, in der Unschärfe formuliert: ein #oszillierendes Hin und Her des fragmentierten Denkens. Bei der #Netzkunst-Konversation überlassen sich die Beteiligten dem anregenden Umgang. Wo nach etwas Bestimmtem gesucht, gebohrt wird, bedient man sich eines anderen Mediums: des Diskurses {#Wechselrede}. "Oberflächlich" ist in künstlerischer Interpretation ein anregendes Springen vom 100. ins 1000. Das Wort sagt im konversationellen Zusammenhang nichts über die #Problemhöhe aus. Unterhaltung um der Unterhaltung willen entspricht exakt der Kunst, die niemals Mittel ist.
Link: Schwer ist es, mit der Beziehungsebene und ihren Mechanismen kulant umzugehen. allerdings glaube ich, würde man eine falsche Richtung einschlagen, wollte man Conversation in Anlehnung an Zeitkunstwerke als Koproduktion betreiben wollen, anstatt als Verkehr. Die ungebundene Fremdheit und Anderweite der jeweils Anderen, die für Conversationskunst grundsätzlich wesentlich ist, würde vom lfd. gestalterischen Abstimmen überdekt werden.
Link: Ein wichtiger Begriff in allen Künsten gilt in der Conversationskunst nicht, die Komposition. Zum Komponieren fehlt in der Conversation sowohl ausreichende Vorausschau, als auch der Machtanspruch über die Anderen. Von Volker Lettkemann wurde an die Stelle von Komposition der Begriff #Improvisation gesetzt.
Link: Nicht selten ist es, dass einer besser programmieren kann, als der anderere. Wie geht man damit um {#Laikologie}? Ich habe in einer schönen Netz-Conversation mit Matthias Mayer erlebt, dass dieser, selbst mit HyperCard, dem ich mich seit 1987 verschrieben hatte, viel behender umgegangen ist als ich. Nur mit Mühe habe ich seine Wendungen im Antworten nachvollzogen. Noch nach 8 Jahren tut es mir leid, dass mir keine Position gelungen ist, um anderweit eine Balance für den Fortgang der Conversation zu gewinnen. K.A. und A.E.
q1 Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Band 5. Mannheim 1977
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