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erklärung

ulf freyhoff

Erklärung zur Ausrichtung meiner Lehrtätigkeit in der Werkstatt Mixed Media, Nov. 2002



a) Vordringlicher Forschungsgegenstand
b) Bedeutung der Forschungsfragestellung im nationalen und internationalen Kontext
c) Lehrtätigkeit in der Art einer Stellenbeschreibung


zu a)

Vordringlicher Forschungsgegenstand


1. Nutzung, Weiterentwicklung und Vermittlung (der Anwendung) von rechnerbasierten Systemen zur Echtzeitbearbeitung medialer Inhalte
2. Erforschung der Sinnhaftigkeit des Einsatzes zeitgenössischer Technologien im Rahmen künstlerischer Arbeit
3. Entwicklung offener Redaktionssysteme auf Netzwerkbasis / Akzeptanzforschung
4. Sprachliche Aspekte des Umgangs mit datenverarbeitenden Maschinen
5. Entwicklung und Adaption technisch basierter Arbeitsumgebungen an die Erfordernisse künstlerischer Vorgehensweisen


zu b)

Bedeutung der Forschungsfragestellung im nationalen und internationalen Kontext


Angesichts der vermehrten Durchdringung klassischer künstlerischer Arbeit mit den Mitteln und Möglichkeiten
zeitgenössischer Technologien in nationalen und internationalen Ausstellungs- und Forschungsprojekten ist es erforderlich, im Bereich der künstlerischen Ausbildung ein Bewußtsein für das Vorhandensein und die Problematiken solcher Technologien zu schaffen.
Stellvertretend für das Verhältnis zur internationalen ‚Medienkunstgemeinde‘ möchte ich Unterschiede und Ähnlichkeiten zu drei Institutionen kurz darlegen:

1.) MIT – Massachusetts Institute of Technology (Boston,USA)
Das Massachusetts Institute of Technology hat vor einigen Monaten begonnen, Lehrmaterial öffentlich im Netz zu publizieren.

Die in der Werkstatt Mixed Media behandelten Sachverhalte werden mit Hilfe eines offenen Redaktionssystems erarbeitet, publiziert und verifiziert. Dies ermöglicht eine tatsächliche Kommunikation über den Lehrgegenstand im Gegensatz zu einer unidirektionalen Auffassung von ‚Lehre‘, die angesichts der Vielfalt des heute potentiell erlernbaren eine nicht mehr zeitgemäße und auch nicht mehr sinnvolle ist. Die z.T. internationale Nutzung des Redaktionssystems zeigt den Erfolg diese Konzeptes.

2.) ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie (Karlsruhe,Deutschland)
Das ZKM hat sich in vielen Bereichen in eine große Abhängigkeit von der Medien- und technologischen Industrie begeben. Dies ermöglicht dort, große und medienwirksame Projekte durchzuführen. Die Freiheit der künstlerischen Arbeit gerät dabei tendenziell ins Abseits, da Arbeiten mit ‚ungewissem‘ Produkt wenig Chancen auf Förderung durch industrielle Partner haben.

Im Bereich der unten genannten Projektarbeit steht die Werkstatt einem externen Sponsoring gegenüber nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, Anfragen bezüglich medialer ‚llustration‘ halbkommerzieller Veranstaltungen werden jedoch extrem kritisch diskutiert.

3.) Laboratorio di Informatica Musicale am ‚Dipartimento di informatica, Sistemistica e Telematica‘ an der Universität Genua, Italien
Das Laboratorio di Informatica Musicale hat sich mit der Entwicklung von Softwareumgebungen zur medialen Unterstützung künstlerischer Arbeit im Bereich Bühne, Musik, Tanz und Performance beschäftigt. Die Aspekte der Funktionen, der Verbesserung und der individuellen künstlerischen Ansprüche an diese Softwareumgebungen werden öffentlich in newsgroups debattiert. Dieser Austausch dient als Basis für eine kooperative Weiterentwicklung des Projektes.

Eine Kooperation mit dem Laboratorio ist angedacht; im nächsten Semester wird in der Werkstatt eine Lehrveranstaltung basierend auf diesem (kostenlosen) Produkt stattfinden.



zu c)

Lehrtätigkeit in der Art einer Stellenbeschreibung


In der Werkstatt wird die Sinnhaftigkeit des Einsatzes zeitgenössischer Technologien im Rahmen künstlerischer Arbeit diskutiert. Besondere Aspekte dieses Diskussionsprozesses sind:

Zeitlich begrenzte öffentliche Ausstellungen, Installationen, Performances und Sendungen im Netz sowie auf lokalen Radiosendern sind integraler Bestandteil des Lehrens und Lernens in der Werkstatt ‚mixed media‘.
Nachdem in den letzten drei Jahren überwiegend Radiosendungen im Rahmen des fiktiven ‚Institut für Telenautik‘ durchgeführt wurden, liegt derzeit ein Schwerpunkt auf der Projektierung und Ausführung von Installationen im städtischen öffentlichen Raum. Das Projekt ‚thru bridge‘ im Juni 2002 ist als erstes Produkt im Rahmen dieser Ausrichtung zu sehen.

Der transdisziplinäre Austausch ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Mixed media bedeutet auch, daß – vom medialen Standpunkt gesehen – verschiedene Menschen / Fakultäten verschiedene Medien/Sprachen benutzen, und daß sie in diesen Sprachen unterschiedliche Herangehensweisen an die gleichen Inhalte, d.i. ‚die Welt wie sie ist‘, entwickeln. Ein Austausch dieser Erfahrungen mit ‚der Welt‘ kann fuer alle Seiten nur fruchtbar sein.

Die Werkstatt beschäftigt sich in Kooperation mit StudentInnen mit der Konstruktion und Etablierung von Atmosphären im Sinne von kuenstlerischer Arbeit sowie von Arbeitsatmosphären.
Im Falle der kuenstlerischen Arbeit bedeutet dies das Experimentieren mit die Atmosphäre beeinflussenden / verändernden / bestimmenden Medien. Weiterhin werden Experimente im Hinblick auf die Uebertragbarkeit von Atmosphären an andere Orte bzw. der Integration von fremden Atmosphären in den lokalen Kontext durchgefuehrt. Hierzu wird die Technologie von Aufnahme-, Wiedergabe- und Übertragungsgeräten aller Art sowie das Internet als Medium eingesetzt.
Im Falle der Arbeitsatmosphären wird ein Schwerpunkt auf die Bereitstellung bzw. Entwicklung einer Arbeitsumgebung gelegt in der z.B. die ‚Farbe‘ ‚computergrau‘ nicht als gegeben hingenommen wird oder der Blick am Monitor vorbei nicht notwendigerweise auf eine weiße Wand fällt.

Die Werkstatt definiert sich als ein Produkt studentischer Anliegen. Studentische Beteiligung an der Weiterentwicklung eines Ortes in der Hochschule garantiert – pragmatisch betrachtet – eine effektive und bedarfsorientierte Ausstattung der Werkstatt, stellt jedoch auch einen Bezug der StudentInnen zu ihrem Arbeitsplatz her, da die Existenz bzw. Nutzbarkeit des Arbeitsplatzes mit dem eigenen Lerninteresse unmittelbar verbunden ist.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung eines Bewußtseins fuer die Moeglichkeiten des Gebrauchs nicht vorgesehener Funktionen von technischer Ausruestung. Genauso, wie ein Mensch seine Umgebung und seine Werkzeuge nicht als gegeben hinnehmen muss, müssen auch nicht die vorgesehenen Funktionen der ‚Medienmaschinen‘ als gegeben und unveränderlich hingenommen werden
In diesem Bereich wird nach Bedarf auf unterschiedlichen Levels Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Kreatives Umgehen mit vorhandenem Equipment eroeffnet Realisationsmoeglichkeiten, die sonst nur mit teurem high tech verfuegbar wären.